Mülheim. In Mülheim gibt es eine abgefahrene Multimedia-Ausstellung: Monets Garten und Werke erwachen zum Leben. Ein Rundgang.
Kunst mal anders: Wer die immersive Ausstellung „Monets Garten“ im Technikum in Mülheim betritt, taucht in eine andere Welt ein. So abgedroschen diese Beschreibung klingen mag – sie bringt genau das Gefühl auf den Punkt, das beim Rundgang aufkommt. Gäste sehen, fühlen und erleben, was Claude Monet einst faszinierte und ausmachte – und das als 360-Grad-Reise. „Man versinkt in das Licht und die Farben, vergisst das Draußen und wird emotional berührt“, fasst Pressesprecherin Birgit Hohl das Erlebnis zusammen, bei dem ein Highlight das nächste jagt.
Das einzigartige Konzept basiert auf modernster Multimedia-Technik. Anstelle seiner Originalwerke werden Fotos an die Wand geworfen. Installationen und Projektionen inszenieren die rauschenden Farbwelten Claude Monets, einem der größten Künstler des vergangenen Jahrhunderts. Er gilt als Begründer des Impressionismus und malt entgegen der damaligen akademischen Kunst nur das, was er fühlt. Durch die digitale Gestaltung werden seine Gemälde auf eine ganz neue Weise zum Leben erweckt.
Durch die Installationen fühlt sich der Besucher, als sei er live dabei in Monets Leben
In der Ausstellung gibt es drei Erlebnisräume auf insgesamt 1200 Quadratmetern. Los geht es im Atelier des französischen Malers. Hier sind die ersten interaktiven Bilder zu sehen, die knapp 2 x 3 Meter groß sind. Beim Betrachten fangen sie an, sich in einzelne Farben aufzulösen und zu verschwimmen. „Monet hat Farben nie gemischt, sondern sie mit einzelnen Pinselstrichen kreiselnd aufgetragen“, erklärt Pressesprecherin Hohl. Genau diese Technik wird mit dieser Projektion imitiert. Im Hintergrund läuft Musik, deren Takt sich den Bewegungen anpasst.
Durch zwei efeubehangene Säulen geht es in den nächsten Raum. Er erstrahlt in einer träumerischen Farbexplosion und lässt den Besucher in das Zuhause des Künstlers eintauchen. Denn hier sind Monets Haus und seine weltberühmte Gartenlandschaft aus dem normannischen Giverny nachgebaut. Auf dem Boden liegt grüner Rollrasen, die Wände sind mit Efeu verkleidet – und so weit das Auge reicht: Blumen. Neben lilafarbenem Lavendel ranken blassrote Rosen und pinke Hortensien empor. Zwei Holzbänke stehen vor der rosafarbenen Hausfassade mit grünen Fensterläden – und eine Projektion auf dem Boden lässt erahnen, wie der Teich in Monets Garten ausgesehen haben muss.
Über die japanische Brücke, die sich der Künstler extra hat bauen lassen, geht es ins Innere des Gebäudes. Eine riesige, interagierende Installation auf 7 x 4,5 Metern lädt zum Staunen ein. Wenn sich jemand vor das Gemälde stellt und bewegt, beginnt das Bild sich simultan mitzubewegen. Die bunten Farben verschwimmen im Takt des Besuchers.
Wer im Sitzsack die Seerosen bestaunt, empfindet die Umgebung plötzlich als real
Im letzten Erlebnisraum gibt es Sitzsäcke, Stühle und Bänke. Wer ein wenig verweilt, erlebt, wie sich der Raum immer wieder verändert. An den Wänden wird über 40 Minuten eine aufwendige Show über das Leben und Arbeiten des Künstlers gezeigt. Mal fallen Blumen vom Himmel. Mal verwandelt sich die gesamte Fläche in eine grüne Landschaft. Auch der Boden wird mit den Werken beleuchtet. Wenn die berühmten Seerosen von Monet auftauchen, glaubt sich der Betrachter auf einer Insel inmitten des Wassers. Aus einer Illusion wird plötzlich Realität.
„Besucher erleben die Ausstellung so, als ob sie tatsächlich in der Szenerie sind – alles wird lebendig. Dieser immersive Gedanke ist in Monets Kunst schon angelegt. Er wollte, dass man in seine Kunst abtauchen kann“, erklärt Nepomuk Schessl, Produzent der Ausstellung. Drei Jahre lang hat er mit einem 30-köpfigen Team aus Dramaturgen, Filmsetbauern und Dekorateuren daran gebastelt, Monets Werke ins neue, digitale Zeitalter zu transferieren. „Diese einzigartige Ausstellung macht es möglich, den Künstler und seine Werke ganz neu zu erleben.“
Weiterführende Informationen zur Ausstellung:
Vom 7. Mai bis zum 18. August gastiert die immersive Ausstellung im Technikum auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände an der Ulmenallee in Mülheim. Sie wurde von dem Schweizer Kreativlab „Immersive Art AG“ und der Alegria Konzert GmbH entwickelt.
Tickets gibt es am Eingang, unter 0180/6050100 oder im Internet unter monets-garten-muelheim.reservix.de. Sie kosten unter der Woche 20 und am Wochenende 22 Euro. Es gibt auch Ermäßigungen.
Claude Monet wird 1840 in Paris geboren. Er lässt sich zum akademischen Maler ausbilden und malt viele Landschaften, Freilichtgemälde und moderne Industrieanlagen. Zentrale Themen sind Licht, Schatten, Wind und Wasser. Seine bekanntesten Werke sind die Seerosen-Serie, der impressionistische Sonnenaufgang, die Frauen im Garten und Camille im grünen Kleid.
Claude Monet geht zum Malen gerne raus. Er lässt sich daher nicht nur den Garten bauen, sondern kauft auch ein Boot, das er zum schwimmenden Atelier umbauen lässt. Durch seine Arbeit in der freien Natur entsteht eine neue, antiakademische Art der Landschaftsmalerei. 1926 stirbt der Künstler.