Mülheim. Um Menschen mit prekären Arbeitsverhältnissen zu unterstützen, eröffnete Minister Laumann in Mülheim-Styrum eine „Beratungsstelle Arbeit“.

Um Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen zu unterstützen und Ausbeutung zu bekämpfen, hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales mit Beginn des vergangenen Jahres „Beratungsstellen Arbeit“ gegründet. Eine davon sitzt in Mülheim-Styrum. Was Minister Karl-Josef Laumann jetzt bei der nachträglichen Eröffnung sagte.

„Als ich 2017 ins Amt gekommen bin, hatten wir eine Handvoll Beratungsstellen. Das ist in Nordrhein-Westfalen kein ausreichendes Angebot“, blickte Laumann am Dienstag in Styrum zurück. „Mir war es wichtig, ein flächendeckendes Netzwerk hinzubekommen. Jetzt sind wir an 60 Standorten vertreten und haben im letzten Jahr 60.000 Menschen beraten“, so der Minister.

NRW: Zwölf Prozent stecken in prekären Arbeitssituationen

Dabei gehe es nicht um eine klassische Arbeitslosenberatung, sondern um Menschen, die in prekären Arbeitssituationen stecken. „Es gibt Bereiche, wo nicht alle Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eingehalten werden“, weiß Laumann. Zwölf Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stecken in NRW in prekärer Arbeit.

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„Arbeit gehört zu Menschen, aber sie muss auch menschenwürdig passieren. Wenn jemand um den Mindestlohn betrogen wird, ist das eine Riesensauerei“, stellte Laumann klar. Dies sei nur über die Aufzeichnung der Arbeitszeiten kontrollierbar.

Laumann will Rechte der Menschen vor Gericht durchsetzen

Die Rechte dieser Menschen müssten notfalls vor Gericht durchgesetzt werden. „Dafür muss zum Beispiel der arme Rumäne aber erst einmal wissen, dass es in Deutschland eine Justizbeihilfe gibt“, erklärt der Arbeitsminister.

Eröffneten die Beratungsstelle im Styrumer Treff: Der KAB-Diözesanvorsitzende Hermann-Josef Scheper, Diözesansekretär Andreas Schellhase, Oberbürgermeister Marc Buchholz, NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und Frank Janßen, Geschäftsführer von „Die Kurbel“.
Eröffneten die Beratungsstelle im Styrumer Treff: Der KAB-Diözesanvorsitzende Hermann-Josef Scheper, Diözesansekretär Andreas Schellhase, Oberbürgermeister Marc Buchholz, NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und Frank Janßen, Geschäftsführer von „Die Kurbel“. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Umso wichtiger sind Beratungsstellen vor Ort, wo die Mitarbeiterinnen ein Gespür für die Probleme der Menschen haben. Der Styrumer Treff am Sültenfuß ist ein gemeinsames Projekt der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) im Bistum Essen und dem katholischen Jugendwerk „Die Kurbel“ aus Oberhausen.

800 Beratungen wurden 2021 in Mülheim-Styrum durchgeführt

Im vergangenen Jahr wurden dort 800 Beratungen durchgeführt, 600 davon waren schwerwiegende Fälle. „80 Prozent der Dinge kann man aber außergerichtlich lösen“, erklärt Frank Janßen, Geschäftsführer der Kurbel. Im Alltag geht es nicht immer nur um prekäre Arbeitssituationen. „Wir hatten auch Impfgegner hier“, berichtet die Leiterin der Beratungsstelle, Christiane Meißler. Nachdem durch digitale Angebote längst nicht alle Klienten erreicht werden konnten, soll es bald wieder vermehrt offene Angebote geben.

Dass die eineinhalb Stellen in Styrum aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes gefördert werden, freut auch Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz. Kommunale Mittel sind nach aktuellem Stand nämlich nicht möglich. „Man muss in Zukunft darüber reden, ob solche Beratungsstellen weiterhin als freiwillige Leistung angesehen werden dürfen“, meinte Buchholz.

Verlängerung des Styrumer Treffs für Laumann eine Formsache

Die Förderung des Styrumer Treffs läuft Ende dieses Jahres aus. „Ein neues Bewerbungsverfahren kann ich Euch nicht ersparen“, sagte Laumann am Dienstag. Der Minister sieht eine Verlängerung aber lediglich als einen formalen Akt an.