Mülheim. Energie, Putzmittel, Pommes: Preise steigen extrem und stellen die Mülheimer Bäder vor neue Probleme. Eine Lösung könnte kühleres Wasser sein.

Die massiv steigenden Energiekosten setzen auch Schwimmbäder zunehmend unter Druck, die ihre Gäste eigentlich ungern ins kalte Wasser springen lassen. So wird in Dortmund schon laut darüber nachgedacht, Freibadbecken von 24 auf 22 Grad herunterzukühlen. Ähnliche Überlegungen gibt es beispielsweise in Düsseldorf, wo man im Zweifel lieber die Temperatur senken als Bäder schließen möchte.

In Mülheim ist davon noch nicht die Rede, obwohl Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice (MSS), die Debatten in anderen NRW-Städten durchaus vernimmt. Die Nebenkosten für alle Mülheimer Bäder summieren sich laut MSS auf rund eine Million Euro pro Jahr, der überwiegende Anteil entfällt auf Energiekosten - Tendenz rasant steigend.

Kostenexplosion stellt Mülheimer Schwimmbäder vor neue Probleme

Eine Alternative zum kühleren Wasser wären höhere Eintrittspreise. Doch: „Auch Preiserhöhungen sind aktuell nicht vorgesehen“, sagt die MSS-Chefin. Sie könnten auch nicht freihändig erfolgen, sondern müssten als Änderung der Gebührensatzung politisch diskutiert und letztlich vom Rat beschlossen werden.

Bloß: Wird es ohne Maßnahmen gehen? Andreas Wildoer, Geschäftsführer der SwiMH gGMBH und Chef der Mülheimer Bäder, könnte eigentlich im Moment zufrieden sein. Denn alle Bäder sind geöffnet, alles läuft - keine Selbstverständlichkeit in Mülheim. Doch die Kostenexplosion beschert neuen Stress mit unabsehbaren Folgen.

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Die Aufwendungen für Energie seien, nach den Personalkosten, der zweitgrößte Posten, erläutert Wildoer. Die Preiserhöhungen werden nicht ohne Weiteres zu schlucken sein. Auch beim Material, das die Schwimmbäder im Tagesbetrieb massenhaft benötigen, stellt der SwiMH-Chef massive Kostensteigerungen fest: „Bei Chemikalien, Reinigungsmitteln, die wir brauchen, gibt es teilweise Preisanpassungen von 60 bis 80 Prozent. Das ist schon brutal, da fängt man an zu überlegen.“

Bäderchef schließt Senkung der Wassertemperatur nicht aus

Noch sei nicht geplant, die Wassertemperaturen zu verändern, sagt Wildoer. Noch ziehen die Badegäste in den Schwimmerbecken bei 28 Grad ihre Bahnen, planschen die Anfänger in den Kinder- und Lehrschwimmbecken bei angenehmen 30 Grad. „Aber wenn sich die Lage weiter verschärft, und danach sieht es ja leider aus, kann es sein, dass wir da rangehen müssen.“ Dann wären es im Planschbecken vielleicht nur noch 29 Grad.

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Testweise würden auch bereits die Abstände zwischen den Filterspülungen verlängert, berichtet Wildoer, wobei die Wasserqualität nicht beeinträchtigt werden dürfe. Im Hallenbad Nord und im Lehrschwimmbecken an der Rembergschule habe es früher hohen Energieverbrauch allein durch die Beleuchtung gegeben. Dort wurde umgestellt auf LED-Technik, und es wurden Bewegungsmelder eingebaut, um Kosten zu sparen. Im Südbad wurde die Pumpentechnik modernisiert - ebenfalls in der Hoffnung auf erheblich geringeren Energieverbrauch.

Die Eintrittspreise der Mülheimer Bäder sind demgegenüber seit vielen Jahren stabil: Zum 1. Januar 2011 wurde die entsprechende Gebührensatzung zuletzt geändert. Andreas Wildoer sitzt derzeit noch über dem Jahresabschluss 2021, der sicher nicht glänzend sein wird: „Im Endeffekt hatten wir nur sechs Monate auf und mussten oft in die Tischkante beißen.“ Wo er noch sparen könnte, weiß der SwiMH-Chef auf Anhieb auch nicht, „die Daumenschrauben sind schon so eng angelegt. . .“

Naturbad Styrum muss Preise am Kiosk erhöhen

Im Styrumer Naturbad wird momentan die Saison 2022 vorbereitet und der 1. Mai als erster Öffnungstag hoffnungsvoll angepeilt. Das vergangene Jahr hatte für Badleiter Dustin Radde und seine Mannschaft einen Tiefpunkt markiert, denn nach langem Lockdown mussten noch Schwierigkeiten mit den Wasserwerten und erhebliche Hochwasserschäden bewältigt werden. Nun berichtet das Team auf seiner Homepage von anstehenden Sanierungsarbeiten: So soll - endlich - die löcherige Folie auf dem Grund des Nichtschwimmerbeckens erneuert und die natürliche Filteranlage modernisiert werden.

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Eine Sorge bleibt dem Naturbad erspart: Da die Becken unbeheizt sind, fallen für die Erwärmung des Wassers keine Energiekosten an. Dennoch spüre man die allgemeinen Preissteigerungen, berichtet Badleiter Dustin Radde, beispielsweise beim Benzin für Geräte und Maschinen, die auf dem Grüngelände zum Einsatz kommen.

Stabile Eintrittspreise

Die Eintrittspreise der Mülheimer Schwimmbäder sind seit Januar 2011 unverändert: Erwachsene zahlen für die Tageskarte vier Euro, Kinder und Jugendliche (sechs bis 17 Jahre) zwei Euro, jüngere Kinder haben freien Eintritt.

Zum Vergleich: In den Essener Bädern kostet die Einzelkarte ebenfalls vier Euro, mit Ermäßigung (u.a. für Kinder ab sechs Jahren) sind es 2,50 Euro. Das Gleiche gilt in den Schwimmbädern der Stadt Oberhausen.

Und auch die Snacks für die Badegäste werden wohl teurer. „Wir werden die Preissteigerungen an die Verbraucher leider weitergeben und an unserem Kiosk um einige Prozent hochgehen müssen“, kündigt Radde an. Näheres soll nach Ostern festgelegt werden. Die Eintrittspreise bleiben aber vorerst auch im Naturbad unverändert.