Mülheim. Mit leichten Zuwächsen gegenüber dem Jahr 2020 kann die Ruhrbahn auf Mülheimer Seite einen positiven Trend verzeichnen. Dennoch gibt es Kritik.

Die Ruhrbahn bewegt sich wieder auf der Schiene in Fahrtrichtung „Normalität“. Im Mobilitätsausschuss legte Geschäftsführer Michael Feller die Bilanzen nach gut zwei Jahren Corona dar. „Wir treffen wieder nahezu den Planungsansatz“, hofft dieser, an die Zahlen von 2019 anzuknüpfen. Wie weit aber ist der Verkehrsbetrieb davon entfernt?

Im Jargon der Schiene gesagt: noch eine ziemliche Strecke. Das zeigt etwa die Entwicklung beim Fahrkartenverkauf. Das Gesamtergebnis der Ruhrbahn für 2021 belaufe sich bezogen auf Mülheim auf 3,576 Millionen Euro, so Feller. Damit liege man um rund 224.000 Euro über dem Vorjahreswert. Die Abweichung vom Plan betrage damit gerade einmal minus 0,1 Prozent.

Ruhrbahn steigert Einnahmen um rund 224.000 Euro - plus 6,7 Prozent

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Dennoch schleift die Ruhrbahn ihren „alten“ Vor-Corona-Werten noch immer deutlich um rund 20 Prozent hinterher - das bedeutet ein Minus von 679.000 Euro beim Fahrkartenverkauf.

Der hoffnungsvolle Aufwärtstrend lässt sich aber auch im aktuellen Jahr über den Monatsvergleich erkennen: Hatte die Ruhrbahn 2021 noch Ticketeinnahmen im Januar und Februar von rund 1,72 und 1,62 Millionen Euro, sind sie 2022 auf 1,83 und 1,74 Millionen Euro leicht angestiegen.

Im Vergleich zum Vorjahr sieht Feller Einnahmensteigerungen um rund 224.000 Euro – ein Plus von 6,7 Prozent. Diese verteilen sich jedoch höchst unterschiedlich auf unterschiedliche Bereiche. Zuwächse gibt es beim Bartarif (+169.000 Euro, +54,3 %), Sozialticket (+34.000 €, +28,4%), Ausbildungsverkehr (+17.000 €, +1,4%) und bei Regelzeitkarten (+54.000, +4,4%).

Tausend Kunden weniger bei den Abos in Mülheim

Rückgänge dagegen gab es bei den Firmentickets (58.000 €, -11,4%) sowie bei den Abonnenten. Nur noch 20.955 Mülheimer haben aktuell ein Abo abgeschlossen. Im Vorjahr waren es noch knapp tausend mehr. Das ist ein Rückgang um 4,4 Prozent, rechnet der Geschäftsführer vor.

Doch im Vergleich zum gesamten VRR-Bereich stehe der Verkehrsbetrieb noch gut da. Hier sanken die Abo-Zahlen um 90.981, um rund 7,6 Prozent.

Die in Essen alarmierenden Zahlen der Ruhrbahn waren trotz der positiven Mülheimer Bilanz auch Thema im Mobilitätsausschuss. Zwar versicherte Dezernent Peter Vermeulen, dass sich die Essener Defizite aufgrund der getrennten Rechnung nicht in der Mülheimer Bilanz niederschlügen. Doch gibt es darüber durchaus Zweifel.

Opposition skeptisch gegenüber positiver Bilanz der Ruhrbahn

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Daniel Mühlenfeld, verkehrspolitischer Sprecher der SPD und ehemaliges Aufsichtsratsmitglied, ist skeptisch, wenn es um Personal und Fahrzeuge geht: Die Verkehrsbetriebe seien zusammen in der Ruhrbahn fusioniert, um Synergieeffekte zu erzielen. Es wäre für Mühlenfeld deshalb nur logisch, wenn sich aufgrund von Verflechtungen auch negative ,Synergien’ ergäben: „Ich hätte mir daher substanziellere Aussagen seitens der Stadt und Ruhrbahn gewünscht“, meint Mühlenfeld gegenüber der Redaktion.

Für den SPDler ist zudem die Kostendebatte auch müßig: „Es ist klar, dass die Ruhrbahn die Defizite durch Corona nicht verschuldet hat. Wichtiger wäre doch, darüber zu reden, wie jetzt die Attraktivität des Nahverkehrs zu steigern ist.“ Er sieht dagegen trotz eines gemeinsamen Betriebs deutliche Unterschiede zwischen Essen und Mülheim: „Dort stehen die Zeichen auf Expansion des Nahverkehrs, bei uns ist ein Rückgang zu verzeichnen.“