Mülheim. Das Ende der Maskenpflicht naht, trotz recht hoher Inzidenz. Wie Mülheimer Händlerinnen und Händler dazu stehen.
Das Ende der Maskenpflicht naht. In Innenräumen muss ab Sonntag, 3. April, in Nordrhein-Westfalen keine Maske mehr getragen werden. Ausnahmen sind Pflegeheime, Krankenhäuser und der ÖPNV. Die Inzidenz ist allerdings landesweit hoch, in Mülheim liegt sie bei 791 (Stand 1. April). Das bringt auch die Händlerinnen und Händler vor Ort zum Nachdenken.
„Bei den Infektionszahlen ist es schade, dass die Maskenpflicht ausgerechnet jetzt endet“, sagt Nicole Pietschmann. Sie betreibt an der Düsseldorfer Straße in Saarn den Damenmodeladen „Lieblingsstücke“ – und wird auch weiterhin eine Maske aufsetzen, genauso wie ihre Kolleginnen.
Lauterbach rät Händlern, Maskenpflicht per Hausrecht beizubehalten
Ihre Kundinnen wird Pietschmann jedoch nicht zum Tragen einer Maske verpflichten, obwohl sie es könnte – per Hausrecht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat den Händlerinnen und Händlern sogar empfohlen, von diesem Recht Gebrauch zu machen.
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„Ich weiß, dass viele Menschen müde der Masken sind. Wir werden ihnen nicht vorschreiben, dass sie weiterhin eine Maske tragen müssen“, so Pietschmann. „Aber wir werden es ihnen vielleicht nett sagen, dass es schön wäre, um uns gegenseitig zu schützen.“
Viele Mülheimer Händler machen nicht von Hausrecht Gebrauch
Auf die Eigenverantwortung seiner Kundschaft setzt auch Michael Fehst, Inhaber der Buchhandlung am Löhberg. Dass in Zukunft keine Maske mehr getragen werden muss, sieht der Buchhändler insgesamt „sehr, sehr kritisch“, die Entscheidung der Regierung findet er angesichts der steigenden Infektionszahlen „kurios“. Dennoch werde auch er „nicht übers Ziel hinausschießen“, so Fehst: „Ich setze darauf, dass die Leute ihren gesunden Verstand einschalten.“
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Viele Händlerinnen und Händler in der Region befinden sich aktuell in einem Zwiespalt, so Marc Heistermann, Geschäftsführer des Handelsverbandes Ruhr. Einerseits mache Einkaufen mit Maske „nicht so wahnsinnig viel Spaß“. Daher stelle die Maske insgesamt ein „Hindernis“ dar, das laut Heistermann „eine Menge Umsatz während der Pandemie gekostet hat.“
Ende der Maskenpflicht führt in Mülheim „nicht zu einem großen Aufatmen“
Andererseits wird befürchtet, dass sich Kundinnen und Kunden ohne eine generelle Pflicht nicht sicher fühlen und daher auf einen Ladenbesuch verzichten könnten. Einige Händler hätten daher beim Handelsverband schon um Rat gebeten, wie sie ihr Hausrecht am besten umsetzen können. Heistermanns Fazit: „Man kann nicht sagen, dass das Ende der Maskenpflicht zu einem großen Aufatmen führt.“
Josef Pütz von „Pütz Radsport“ begrüßt die Entscheidung der Regierung, dass nun jede und jeder für sich selbst entscheiden kann. „Jeder sollte in seiner eigenen Verantwortung handeln“, findet Pütz. Er selbst werde weiterhin eine Maske tragen, schreibe dies aber weder seinen Mitarbeitenden noch seiner Kundschaft vor.
Keine Maskenpflicht im Mülheimer Forum und Rhein-Ruhr-Zentrum
Wer im Rhein-Ruhr-Zentrum oder im Forum einkaufen möchte, muss prinzipiell keine Maske mehr in den Ladenstraßen tragen. Einzelne Geschäfte könnten jedoch Ausnahmen darstellen, so Forum-Sprecher Gerd Johannsen.
Katharina Reiser vom Center-Management des Rhein-Ruhr-Zentrums befürchtet einen „Flickenteppich an unterschiedlichen Regelungen zwischen den einzelnen Bundesländern und/oder Gemeinden“.
Apotheker aus Mülheim kritisiert Ende der Maskenpflicht
Um nicht für einen „zusätzlichen Flickenteppich“ innerhalb der Shopping-Center zu sorgen, werde das Rhein-Ruhr-Zentrum auf Maßnahmen, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen, verzichten, so Reiser: „Unabhängig davon haben wir vollstes Verständnis und empfehlen allen Personen, die sich zusätzlich schützen wollen, auch weiterhin eine Maske zu tragen.“
Rewe wird seine Kundschaft ebenfalls nicht zum Tragen einer Maske verpflichten. Die Schutzvorrichtungen und Abstandsmaßnahmen in den Kassenbereichen bleiben allerdings erhalten, heißt es dazu von Rewe Dortmund.
Auch für Apotheken entfällt die Maskenpflicht. Peter Lamberti, Sprecher der Apotheker in Mülheim, appelliert jedoch an seine Kundschaft, sich und andere auch weiterhin mit einer Maske zu schützen. „Gerade in unseren Apotheken haben wir viele vulnerable Kunden und Patienten, wie zum Beispiel alte Menschen und chronisch Kranke, die besonders geschützt werden müssen,“ so Lamberti.
Mülheimer fordert: „Die restlichen Verordnungen hätten auch wegfallen müssen.“
Nicht nur unter den Händlerinnen und Händlern sind die Meinungen gespalten, auch die Mülheimerinnen und Mülheimer sind sich uneinig über das nahende Ende der Maskenpflicht. „Ich bin froh, das Ding los zu sein. Wer es tragen möchte, soll’s gerne weiter tun. Ich aber nicht!“, schreibt Sören auf Facebook.
Marina Jennen ist ebenfalls in dem sozialen Netzwerk unterwegs und freut sich auch über die gelockerten Corona-Regelungen: „Wer sich weiter schützen will, soll einfach eine FFP2-Maske anziehen. Jeder soll frei für sich entscheiden dürfen. Ich bin froh, wenn ich es nicht mehr muss.“ Auch Volker Rosendaal werde in Zukunft keine Maske mehr tragen und fordert im Internet: „Die restlichen Verordnungen hätten auch wegfallen müssen.“
Viele Mülheimer kritisieren Ende der Maskenpflicht
Viele Bürgerinnen und Bürger kritisieren das geänderte Infektionsschutzgesetz jedoch als zu lasch. „Warum sollte ich den Schutz aus der Hand geben, welcher mich persönlich und auch andere Menschen schützen kann, nur weil andere Personen es für sich so wollen?“, hinterlässt Manfred Korbmacher seine Meinung als Facebook-Post. Er werde auch in Zukunft nicht auf seine Maske verzichten.
Kritik an Infektionsschutzgesetz
Den Ländern sind ab dem 3. April nur noch wenige allgemeine Corona-Schutzregeln erlaubt. Sie können aber für regionale Hotspots weitergehende Beschränkungen verhängen, wenn das Landesparlament dort eine kritische Lage feststellt.
Mehrere Länder beklagen allerdings, dass dafür rechtssichere Kriterien fehlten. Auch Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisiert die Regelung, da er keinen Spielraum sieht, ganz NRW rechtssicher als Corona-Hotspot auszuweisen – und damit mehr Sicherheit zu schaffen.
Diese Meinung teilt im sozialen Netzwerk auch Andrea Mobini Kesheh, die dabei vor allem an die Mitarbeitenden in den Geschäften denkt: „Wir haben auch Verantwortung gegenüber den Verkäuferinnen und Verkäufern, die es sich nicht aussuchen können und wieder am schlechtesten geschützt werden.“ Tobias Höbusch kritisiert die Regierung für die Entscheidung, die Maskenpflicht nicht zu verlängern und schreibt: „Die Bundesregierung hat eine Fürsorgepflicht für die Bürger in Deutschland.“