Mülheim. Wim Thoelke gehört zu den bekanntesten Mülheimern. In Speldorf aufgewachsen, überzeugte er später bundesweit mit der Sendung „Der große Preis“.
Wer kann schon von sich sagen, dass ihn Millionen kennen. Genau das war der Fall beim Sport-Journalisten und Showmaster Wim Thoelke. Am 9. Mai 1927 wurde er in Mülheim geboren. Sein Elternhaus stand an der Schumannstraße in Speldorf.
Sein Vater war Studienrat und später Oberstudiendirektor. Georg Wilhelm (Wim) Thoelke besuchte die Volksschule am Blötter Weg, kickte beim VfB Speldorf. In seiner Autobiografie „Stars, Kollegen und Ganoven“ blickt der Fernsehjournalist und Showmaster auch auf seine behütete Kindheit in Mülheim.
Die schönsten Stunde erlebte Wim Thoelke im Mülheimer Uhlenhorst
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Besonders schloss der kleine Wim sein Kindermädchen Agnes ins Herz. Die schönsten Stunden seiner Kindheit erlebte er im Uhlenhorst, wo die Familie das Ausflugslokal Haus Hammerstein besuchte und am Auberg, wo er unter anderem die Segelflieger beobachtete. 1942 musste Thoelke die Schule verlassen. Er wurde erst zum Reichsarbeitsdienst und dann zur Luftwaffe eingezogen. Kurz vor Kriegsende wurde er verwundet.
An einem Gymnasium in Duisburg machte Wim nach dem Zweiten Weltkrieg sein Abitur, studierte anschließend in Köln Jura und schrieb eine Doktorarbeit über das Urheberrecht im Fernsehen. Über den Hochschulsport kam er zum Handball und übernahm 1952 die Geschäftsführung des Deutschen Handballbundes und später die der Bavaria Filmgesellschaft. Außerdem verdiente der geschäftstüchtige Wim Thoelke sein Geld mit Immobilien, mit einer Charterfluggesellschaft und mit einer von ihm entworfenen Modekollektion für C&A.
Wim Thoelke konnte sich beim ZDF journalistisch ausprobieren
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Gleichzeitig tauchte er als Journalist in die Welt des sich zunehmend professionalisierenden Leistungssportes ein. Bereits in seiner Zeit beim Deutschen Handballbund hatte Thoelke nebenberuflich dem ARD-Hörfunk und dem 1952 auf Sendung gegangenen ARD-Fernsehen Sport-Reportagen geliefert.
Als 1963 mit dem ZDF ein zweites Deutsches Fernsehen an den Start ging, erkannte Thoelke seine Chance und wechselte zu dem neuen Sender. Hier konnte er sich journalistisch ausprobieren und arbeitete zunächst für die Redaktion der Heute-Nachrichten. Am 21. März 1963 moderierte er die 19-Uhr-Nachrichten an, indem er das Fernsehpublikum wissen ließ: „Die wichtigste Nachricht ist die, dass heute der Frühling beginnt“ und stellte eine Vase mit Blumen auf sein Moderatoren-Pult.
In den 70ern wollte Wim Thoelke ins Showbusiness
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Doch bekannt und beliebt wurde Thoelke erst, als er im Laufe des Jahres 1963 zum Moderatorenteam des neuen Aktuellen Sportstudios stieß. Zur Erinnerung: 1963 war auch das Jahr, in dem mit der Gründung der Bundesliga die Geburtsstunde des deutschen Profifußballs schlug.
Doch nach einem Jahrzehnt im Aktuellen Sportstudio und damit in der Welt des 1:0-Journalismus und des „Höher, Schneller, Weiter“ wollte Thoelke ein weiteres Mal etwas Neues ausprobieren und wechselte ins Showbusiness. Die 1970er Jahre waren das goldene Jahrzehnt der Unterhaltungsshows, die als abendliche Straßenfeger die ganze Familie und damit die halbe Fernsehnation vor dem Bildschirm versammelte.
Starallüren waren dem Mülheimer Thoelke fremd
Das fernsehbedingte Kino-Sterben und das etwas abschätzige Wort vom Pantoffelkino-Fernsehen machte die Runde. Als Moderator der Spiel- und Quiz-Shows „Drei-mal-Neun“ und „Der große Preis“ wurde der Mann aus Mülheim zum millionenfach und generationenübergreifend gerngesehenen Gast in den Wohnzimmern der Republik. Thoelke, ganz ein Kind des Ruhrgebiets, war kein glamouröser Entertainer, sondern der bodenständige und seriöse Berater, dem Starallüren und private Boulevard-Presse-Schlagzeilen fremd waren.
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Genau diese Ausstrahlung des normalen und netten Fernsehmannes, der seine Showkandidaten und sein Publikum immer ernst nahm und mit dem man gerne mal ein Feierabendbier an der Theke seiner Stammkneipe getrunken hätte, machten den unaufgeregten Wim Thoelke auch dann schon zu einem Quoten-König, als die Programmmacher des erst seit 1984 auch privaten Fernsehens noch nicht auf die Einschaltquoten starrten. Der große Preis lockte pro Sendung durchschnittlich neun Millionen Zuschauer vor den Bildschirm.
Wim Thoelke musste in den 90ern kürzer treten
Doch auch eine Fernsehlegende wie Wim Thoelke, dem man es abnahm, dass er für seine berufliche Karriere dankbar war und seine Arbeit vor der Kamera gut und gerne machte, war leider nicht unsterblich. 1991 musste er sich einer Bypass-Operation unterziehen und 1992 die Moderation des Großen Preises an seinen Showmaster-Kollegen Hans-Joachim Kulenkampf abgeben.
Als Showmaster des Großen Preises, der nicht nur mit seinen Quiz-Kandidaten, sondern auch mit den von Loriot gezeichneten Zeichentrickfiguren Wum und Wendelin ins Gespräch kam, spielte Wim Thoelke mehr als drei Milliarden D-Mark für die damalige Aktion Sorgenkind ein, die heute Aktion Mensch heißt.
Drei Jahre nach seinem Fernsehabschied starb der unvergessene Wim Thoelke an den Folgen seiner Herzerkrankung. Er hinterließ seine Frau Ulla, mit der er 40 Jahre verheiratet gewesen war und seine Kinder Jan und May.