Mülheim. In den Sozialen Medien werden etliche Videos vom Krieg in der Ukraine geteilt. Sie machen auch Schülerinnen und Schülern in Mülheim Angst.
Singende und tanzende Soldaten, Menschen, die sich in Luftschutzbunkern verstecken, und Raketenangriffe: Auf der Social-Media-Plattform TikTok werden Hunderte Videos vom Krieg in der Ukraine geteilt. Eine Mischung aus unmittelbaren Kriegseindrücken, Falschinformationen und Propaganda.
„Ich habe in einem Live-Stream gesehen, wie jemand den Sirenenalarm filmt und dann zum Bunker rennt“, sagt der zwölfjährige Nathan. Anstatt lustiger und unterhaltender Videos plötzlich Augenzeugen-Berichte aus dem Kriegsgebiet zu sehen, ist ein „komisches Gefühl“, findet Nathan. Auch seinem Freund Jupp macht der Krieg in der Ukraine Angst. „Ich habe zwar keine Verwandten in der Ukraine oder in Russland, aber so was kann ja auch schnell hier passieren“, befürchtet der Elfjährige.
Ukraine-Krieg: Schüler demonstrieren in Mülheim für Frieden
Sorgen und Ängste, die viele Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Schule in Mülheim teilen, so Schulleiterin Karin Rinn. Deshalb hat sie zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen einen „Friedenstag“ organisiert, an dem sich die Jugendlichen zunächst inhaltlich mit dem Thema befasst haben und dann in einem Friedensmarsch Richtung Rathausmarkt gezogen sind.
„Um dem Namensgeber der Schule, Willy Brandt, gerecht zu werden, steht der Tag inhaltlich hinter dem Zitat des Friedensnobelpreisträgers: ,Nicht der Krieg, sondern der Frieden ist der Vater aller Dinge!’“, sagt Rinn.
Wehrpflicht-Debatte beschäftigt Schüler aus Mülheim
Leonie hält ein Plakat mit dem Peace-Zeichen in die Luft. „Der Krieg macht mir schon Angst. Er ist zwar weiter weg, aber es betrifft einen ja trotzdem“, sagt die 17-Jährige. Mitschüler Kevin beschäftigt vor allem die Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht: „Viele meiner Freunde sagen, dass sie sich jetzt vorstellen können, zur Bundeswehr zu gehen.“ Auf seinem Plakat steht „Für den Frieden“, daneben hat der 18-Jährige sowohl die ukrainische als auch die russische Flagge gemalt.
Dass es Putins, nicht Russlands Krieg ist, darüber haben sie ausführlich im Unterricht gesprochen. Davor, Mitschülerinnen und Mitschüler, die eine russische Familie haben, zu diskriminieren, warnt auch der Mülheimer Oberbürgermeister Marc Buchholz in seiner kurzen Rede auf dem Rathausmarkt. Sein Appell an die Jugendlichen: „Man darf Angst haben, aber man darf nicht die Hoffnung verlieren.“
Mülheimer Schülerin: „Wichtig, ein Zeichen gegen Krieg zu setzen“
Die 14-jährige Hoda hat vor allem Mitleid mit ihren zwei Klassenkameraden, die ukrainische Wurzeln haben. Mittlerweile mussten rund 1,5 Millionen Menschen aus der Ukraine fliehen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bisher fast 10.000 Menschen getötet worden, etliche gelten als vermisst.
„Es ist wichtig, dass wir ein Zeichen gegen Krieg setzen“, sagt Hoda. Sie und ihre Freundinnen wollen in der Schule außerdem noch Waffeln verkaufen, um Geld an Betroffene spenden zu können.