Mülheim. Die Hölterschule in Mülheim steht für den Frieden auf und sammelt Spenden für die Ukraine. Viele Kinder sind verängstigt und wollen helfen.

Es sind bewegende Bilder auf dem Schulhof in Holthausen: Selbst die Kleinsten positionieren sich und stehen auf. Für den Weltfrieden und gegen den russischen Krieg gegen die Ukraine. Knapp 400 Kinder der Hölterschule halten sich dazu am Freitag an den Händen. Viele sind verängstigt.

Die meisten Grundschülerinnen und Grundschüler kennen die aktuelle Nachrichtenlage beinahe im Detail und machen sich Sorgen. Genau aus diesem Grund haben sie eine Friedensaktion organisiert. Sie wollen aufstehen, demonstrieren, Spenden sammeln, helfen.

Alle Kinder der Hölterschule in Mülheim haben eine Friedenstaube gebastelt

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Es ist halb zehn am Morgen. Die Schulglocke läutet, die Pause beginnt, die Sonne scheint. Es wirkt fast wie ein normaler Freitag - wenn sich nicht knapp 400 Kinder an der Hand halten und auf dem Schulhof versammeln würden. Sie strecken Friedenstauben in die Luft, die sie gebastelt haben und formieren sich zu einem Friedenszeichen.

„Wir werden dem Krieg nicht tatenlos zusehen. Deshalb stehen wir hier“, ertönt die Stimme der Schulleiterin über ein Mikofron. „Wir können nicht vor Ort helfen. Aber wir können zeigen, dass wir in Gedanken bei den Betroffenen sind,“ sagt Katja Wild und die Kinder nicken.

Dann hallen die Klänge von Udo Lindenberg über den Schulhof. „Jeder Mensch ist frei. Wenn wir zusammen aufstehen, könnte es wahr sein. Komm, wir ziehen in den Frieden. Wir sind mehr, als du glaubst“, schallt es aus dem Lautsprecher und der Song wirkt aktueller denn je. Dabei ist er aus 2018.

Viele Kinder der Mülheimer Grundschule wissen genau Bescheid über den Krieg

Paul (10), Frida (10) und Lidia (9) gehen in die vierte Klasse der Hölterschule in Mülheim. Seit einigen Tagen sprechen sie im Unterricht über ihre Sorgen und Ängste.
Paul (10), Frida (10) und Lidia (9) gehen in die vierte Klasse der Hölterschule in Mülheim. Seit einigen Tagen sprechen sie im Unterricht über ihre Sorgen und Ängste. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Viele Kinder wissen sehr genau, was sich zurzeit in der Ukraine abspielt. Frida geht in die vierte Klasse der Hölterschule und findet es schrecklich, was die Menschen durchmachen müssen. „Ich wünsche mir Weltfrieden“ steht deshalb auf ihrer blaugelben Friedenstaube. Die Zehnjährige sagt: „Putin denkt überhaupt nicht an die Betroffenen, die ihr Zuhause verlieren oder vielleicht sogar sterben.“ Mit großen, traurigen Kinderaugen schaut sie ihren Kameraden an.

Paul nickt betroffen. „Putin hat einfach mit dem Krieg angefangen und belügt sein ganzes Volk. Die Friedensgespräche haben noch nichts gebracht. Wenn er auch noch die Nato-Länder angreift, käme es zum Weltkrieg.“ Die Sorge steht ihm ins Gesicht geschrieben.

Ihre Mitschülerin Lidia ist direkt betroffen. Die Viertklässlerin hat Familie in Charkiw, der zweitgrößten Stadt in der Ukraine. Für eine Flucht sei es zu spät, die Stadt stehe schon unter Beschuss. Ihre Großeltern würden im Keller ausharren. „Ich bin total traurig. Wir telefonieren jede Stunde mit ihnen und warten nur darauf, dass es aufhört“, erzählt die Neunjährige.

Die Hölterschule in Mülheim hat Spenden gesammelt, die sie in die Ukraine schickt

Auf dem Schulhof stapeln sich derweil Dutzende Umzugskartons. Viele sind bis oben bepackt mit Schlafsäcken, Decken, Kinderbettwäsche, Kerzen, Kleidung, Hygieneartikel und Konserven. Jedes Kind hat etwas mitgebracht. Die Spenden werden in den kommenden Tagen in die Ukraine geschickt. Die Kinder aus der vierten Klasse helfen nach der Friedensaktion dabei, sie in einen Transporter zu verladen.

Alle Kinder der Hölterschule in Mülheim haben für die Ukraine gespendet. Die Viertklässler und Viertklässlerinnen helfen dabei, den Transporter mit den Spenden für die Ukraine zu beladen.
Alle Kinder der Hölterschule in Mülheim haben für die Ukraine gespendet. Die Viertklässler und Viertklässlerinnen helfen dabei, den Transporter mit den Spenden für die Ukraine zu beladen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Die Betroffenen in der Ukraine schlafen im Bunker oder im U-Bahn-Schacht. Zwei Kinder sind schon gestorben. Das ist unfassbar und so schrecklich“, sagt eine Viertklässlerin beim Packen. Viele stimmen zu. Eine andere möchte Mut machen: „Aber es ist schön, dass wir helfen können - wenn auch nur aus der Ferne. Aber wir haben alle so viel und die Ukraine braucht die Spenden viel mehr. Es wäre toll, wenn noch mehr Menschen helfen.“

Wer spenden möchte, kann sich an das Restaurant Walkmühle im Rumbachtal wenden. Die Betreiber stammen aus der Ukraine und vermitteln die Spenden.