Mülheim. Kitas, Schulen, Praxen und die Feuerwehr: Die hohe 7-Tage-Inzidenz lässt sich in Mülheim überall ablesen. Krisenstab: Zahl der Impfungen steigt.

Eine vierstellige Sieben-Tage-Inzidenz in Mülheim bedeutet natürlicherweise, dass die Corona-Infektionen sich immer weiter ausbreiten. So gibt es derzeit mehr Ansteckungen beim Personal in Kitas und Schulen und in Senioreneinrichtungen. Auch die Mülheimer Feuerwehr meldet aktuell zehn Infektionsfälle.

Dies berichtet Krisenstabsleiter Dr. Frank Steinfort nach der aktuellen Sitzung. Grund zur Sorge bestehe derzeit nicht: Die Feuerwehr könne die Ausfälle noch abfangen. Bei den 37 städtischen Kitas gebe es aber viele Erkrankungen beim Personal. „Es wird zunehmend problematisch, den Betrieb aufrecht zu erhalten“, so Steinfort. Von den rund 5700 Mülheimer Kita-Kindern besuchen rund die Hälfte städtische Einrichtungen. Auch bei den Schulen gebe es beim Personal hohe Fallzahlen, quer durch alle Schulformen, „aber besonders bei den Grundschulen.“

Die Infektionen nehmen in den Mülheimer Pflegeeinrichtungen zu

In den Pflegeeinrichtungen (und bei ambulanten Pflegediensten) nähmen die Infektionen bei den Bewohnern zu, so Steinfort, auch bei den zweifach geimpften und den geboosterten Personen. Immerhin: „Von schweren Verläufen wurde in der Krisenstabssitzung nicht berichtet.“ Derzeit werde der Impfstatus beim Pflegepersonal erfasst: „Der ist hoch, aber nicht bei 100 Prozent.“ Vor Ansteckung sind auch Arztpraxen nicht gefeit: Die Zahl der Praxen, die wegen Covid-19 mehr als fünf Tage nicht öffnen konnten, sei von sieben auf 15 gestiegen, berichtet Steinfort. Er rät dazu, für Tests eher die Teststellen aufzusuchen, um die Praxen zu entlasten. In den Krankenhäusern sei die Situation nun angespannt: „Die Quarantänen beim Personal und die Patientenzahlen nehmen zu.“ Derzeit würden 41 Covid-Patienten stationär behandelt.

Noch Ungeimpfte fragen in Mülheim nach dem neuen Proteinimpfstoff

Gleichzeitig steige auch die Zahl der Impfungen wieder, so Frank Steinfort: Rund 500 bis 600 Impfungen würden derzeit täglich in der Stadt verabreicht, darunter überwiegend Booster-Impfungen. Zudem stellte Stadtdirektor Steinfort fest, dass wohl immer mehr Ungeimpfte an den Impfstellen nach dem Proteinimpfstoff Novavax fragen, auch schon mal als „Totimpfstoff“ bezeichnet. Denn dem vertrauen offenbar viele der noch nicht Geimpften mehr, als den neuen mRNA-Impfstoffen. Das stellen auch die Praxen fest, ergänzt der Leitende Impfarzt Dr. Stephan von Lackum auf Nachfrage: Sobald die Auslieferung möglich sei – er rechnet dabei mit März – würden die Impfstellen und einige Praxen den Proteinimpfstoff bestellen. „Es gibt immer noch Ungeimpfte, die darauf warten“, sagt von Lackum, der dieser Klientel rät, sich danach etwa beim Hausarzt zu erkundigen.

Drei Tage dauert es, bis man in Mülheim sein PCR-Testergebnis hat

Bei den PCR-Tests merkt das Gesundheitsamt die Überlastung der Labore. Derzeit brauche eine Auswertung bis zu 72 Stunden. „Das bedeutet, dass es drei Tage dauert, bis man ein Ergebnis hat“, so Steinfort. Auch Mülheim setze darauf, dass Bund und Länder beschließen, dass die PCR-Tests künftig nur noch eingeschränkt zum Einsatz kommen sollen. Auch die Praxen wünschten sich andere Regelungen dazu.

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Die „Einrichtungsbezogene Impfpflicht“ ab dem 16. März für Beschäftige im Gesundheits- und Pflegebereich – Kliniken, Altenheimen, Praxen usw. – stellt die Stadtverwaltung noch vor viele Fragen, zu denen sie sich rasch mehr Informationen und Handlungshinweise vom Städtetag und vom Gesundheitsministerium erhofft, so Steinfort.

Mit Kapazitätsproblemen beim Verfolgen der „Einrichtungsbezogenen Impfpflicht“ wird gerechnet

So sei etwa noch zu klären, ob ein Tätigkeits- und Betretungsverbot für Beschäftigte auch dann ausgesprochen werden müsste, wenn bis zu diesem Datum etwa nur eine Impfung erfolgt sei. „Jeder Fall muss einzeln per Verwaltungsakt geprüft werden, wir rechnen mit extremen Kapazitätsproblemen“, so Steinfort. Schließlich gehe es um weitreichende Folgen wie etwa Arbeitsplatzverbot oder gar Kündigung.

Bei den Kinderimpfungen (außerhalb der Kinderarztpraxen) strebt die Stadt künftig einen familienfreundlichen, festen Termin für Erst- und Zweitimpfungen alle drei Wochen samstags im Technikum auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände an. Kinder von fünf bis elf Jahren könnten dann ab 19. Februar von 10 bis 18 Uhr geimpft werden, sofern der Immobilienbesitzer den Plänen zugestimmt hat. Damit sollen die Kinderarztpraxen entlastet werden.