Mülheim. Das Theater an der Ruhr in Mülheim konnte sich bei den Präsenz-Vorstellungen im Herbst über guten Zuspruch freuen. Im Advent änderte sich das.
Die Kultureinrichtungen hatten sich seit dem Sommer wieder etwas erholt, nun macht ihnen der Anstieg der Corona-Zahlen erneut zu schaffen. „Seit Ende November hat sich die Situation wieder verschärft. Veranstaltungen für bestimmte Zielgruppen laufen noch gut, aber das Normalpublikum bleibt eher wieder aus. Seit 2G eingeführt wurde, ist es wieder schwieriger geworden“, berichtet Sven Schlötcke, Geschäftsführer des Theaters an der Ruhr (TaR).
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Dabei hatte es mit den Besucherzahlen zu Beginn der Spielzeit 2021/22 sehr gut ausgesehen. „Die Auslastung war wieder genauso wie früher, allerdings war der Theatersaal natürlich nicht voll besetzt, die Leute saßen ja im Schachbrettmuster“, so Schlötcke. Das Theater war und sei wegen des umfangreichen Hygienekonzeptes – und auch wegen der guten Lüftungsanlage – ein sehr sicherer Ort. Unter Einbeziehung aller Rahmenbedingungen könne man mit dem letzten halben Jahr zufrieden sein und „frohen Mutes für die Zukunft planen“.
Mit Premierendichte viele Zuschauer in Mülheim erreicht
Großer Dank gebühre den Kolleginnen und Kollegen, die „so toll umgehen mit dieser misslichen Situation und so kreativ sind“. Gemeinsam könne man die Krise bewältigen. Das habe schon die Erarbeitung digitaler Formate im ersten Halbjahr 2021 gezeigt. Mit den „Weißen Nächten“ in Raffelbergpark sei man dann in Präsenz in die neue Spielzeit gestartet. 80 Prozent der Karten wurden verkauft, obwohl erstmals Eintritt erhoben wurde. „Damit hatte keiner gerechnet. Die ,Weißen Nächte’ waren aber auch inhaltlich und künstlerisch ein Erfolg“, so Sven Schlötcke.
Mit einer großen Premierendichte habe man im Herbst viele Zuschauer erreicht. „Violetter Schnee“oder „Nathan.Death“ seien sehr gut nachgefragt gewesen. Zielgruppenspezifische Angebote wie die des arabischen Theaterkollektivs Ma’louba oder im Rahmen der Szene Istanbul liefen hervorragend. Ein Erfolg sei beispielsweise aber auch das Familienstück „Momo“ von der Gruppe Subbotnik gewesen.
Mit anderen Formaten auf Corona reagieren
Die Einführung des En-suite-Systems – ein neues Stück wird nach der Premiere an mehreren aufeinanderfolgenden Terminen gezeigt und dann nicht mehr – habe sich bewährt. Dennoch werden im neuen Jahr manche Produktionen aus 2021 erneut aufgeführt. Froh ist Schlötcke, dass das aufwendige Stück „Müllermaschine“ im Januar 2021 nicht zur Uraufführung gekommen ist. Eine selbstlernende künstliche Intelligenz (KI) sollte basierend auf den Bilderwelten und Textfragmenten von Heiner Müller eigene Szenarien und Dialoge entwerfen. Die ganze Arbeit wäre dem Lockdown zum Opfer gefallen.
„Corona wird leider noch länger bleiben, darauf müssen wir uns einstellen und mit anderen Formaten darauf reagieren – auch mit Angeboten draußen im Park“, so der TaR-Geschäftsführer. Man denke noch über die Ausarbeitung des Spielplans nach. Im Januar wird es keine Premiere geben, am 5. Februar soll „Germania. Römischer Komplex“, eine Produktion in Kooperation mit der italienischen Performergruppe Anagoor, erstmals aufgeführt werden. Für März ist mit „Vom Licht“ nach einem Roman von Anselm Neft eine weitere Premiere geplant. „Hoffen wir, dass kein neuer Lockdown kommt“, so Sven Schlötcke.