Mülheim. Mit „Beuys und die Eimer“ schließt die Mülheimer Ruhr Gallery ihre Hommage an den Ausnahme-Künstler ab. Was steckt in den „Beuys-Bottichen“?
Corona-Pandemie, Naturkatastrophen, Wohnungsnot – irgendwie scheint die Welt just völlig im Eimer zu sein. Im wahrsten Sinne haben das fünf Künstlerkreise aus NRW aufgegriffen und den schwarzen Plastikeimer zur sozialen Plastik erhoben. Die Ruhr Gallery hat die über Jahre entstandenen Ausstellungen nun verbunden und sie im Beuys-Jahr in den Kontext des hochpolitischen Künstlers gestellt. Ab Sonntag kann man in die Bottiche a la Beuys schauen.
Und da steckt auch ein dickes Pfund Sozialkritik und Politik drin. Zum Beispiel eine knallrote Enzyklopädie, den Spiegel, den Hesse, ‘ne Tageszeitung und obendrauf einen ordentlichen Laib Brot hat Edelgard Sprengel vom Herner Künstlerbund ‘90 reingepackt. „Bildung macht satt! – macht Bildung satt?“, zwingt sie den Betrachter zur eigenen Positionierung.
Positionen zwischen erweitertem Kunstbegriff und Sozialkritik
Auch interessant
Oft sozial-kritisch äußern sich auch die Kunstschaffenden vom „Schieferturm Kamen“. Petra Eckardt lässt bunte Papierschiffchen im Beuysbottich schwimmen. Das augenscheinliche Vergnügen kreisender Kräne kippt jäh, wenn Eckardt ihre Kehrseite ins Spiel bringt: Naturzerstörung, Billiglöhne.
Kollegin Karin Hilbers hingegen inszeniert den im Meer schwimmenden Plastikmüll teils mit „Öko-Zertifikat sehr gut“ gleich selbst zur schillernd-schaurigen Plastik – was ist Wasser, was Müll? Jedenfalls im doppelten Sinne „nachhaltig“ für das eigene Bewusstsein.
Die Kamener waren „Feuer und Flamme“ für den erweiterten Kunstbegriff des Düsseldorfer Polit-Künstlers, verrät Eckardt. Und erhoben den Alltagsgegenstand zum künstlerischen Kultobjekt wie Beuys einst die berühmte Fettecke. Dabei haben alle Kunstschaffenden der Ausstellung nach einem „stille Post“-Prinzip gearbeitet: Jeder durfte nur eine Arbeit eines anderen Künstlers sehen und Aspekte davon aufgreifen.
Das Prinzip „stille Post“ hat überraschende Assoziationsketten entstehen lassen
Diese „Assoziationskette“ kann man an vielen Objekten etwa der Arbeitsgemeinschaft Oberhausener Künstler noch nachverfolgen: Den dunklen leeren Eimer von Lara Schumann füllte Helmut Kottkamp mit transportablen Licht. Die Lampe ließ Ulla Vondung zur märchenhaften Sonne aufsteigen – ein Symbol in vielen Kulturen und die runde Form griff Cornelia Schweinoch-Kröning in der Kopfkugel ihres „Naturewalker“ auf.
Am Sonntag, 5. Dezember, startet die Ausstellung „Beuys und die Eimer“ um 16 Uhr in der Ruhr Gallery, Ruhrstraße 4. Weitere Besuchszeiten: di.-fr., 14 bis 16 Uhr sowie sa. - so. von 14 bis 17 Uhr. Termine auch nach Absprache: 46 94 95 67.