Mülheim. Eine Gemälde- und eine Fotoausstellung sind ab 7. Oktober in der Ruhr Gallery in Mülheim zu sehen. Der Reiz: Die Kunstwerke sind grundverschieden.
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Zwei exzentrische Künstler stehen im Mittelpunkt von zwei Ausstellungen, die ab 7. Oktober in der Ruhr Gallery zu sehen sind: Die Gruppe CreativFoto hat sich von Joseph Beuys inspirieren lassen, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Die Malerin Bernadett Wiethoff stellt Bilder aus, die sich auf Gedichte des französischen Lyrikers Charles Beaudelaire beziehen. Er wäre in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden.
Gedichtband wurde zu seiner Zeit als unmoralisch verteufelt
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Gegensätzlicher könnten zwei Ausstellungen nicht sein, das macht den Besuch in der Galerie an der Ruhrstraße 3 umso spannender. Im Erdgeschoss kann man Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerin und Bühnenmalerin Bernadett Wiethoff studieren, die zum Teil nach Gedichten aus „Les fleurs du mal“ (Die Blumen des Bösen) entstanden sind – dem zu seiner Zeit als unmoralisch verteufelten Lyrikbandes Beaudelaires. Im Mittelpunkt der Schau „Die Gaben des Mondes“ steht dabei ein Künstlerbuch, das die Künstlerin selbst erstellt hat.
Bernadett Wiethoff, ausgebildet in Grafik, Design und Malerei an der Märkischen Kunstakademie, ist von der Ästhetik des Morbiden fasziniert, von Vergänglichkeit und Verfall, Begierde und Furcht. Ähnlich wie Charles Beaudelaire, der in seiner Lyrik zudem Sexualität und Verderben, Tod und Verwesung thematisierte. Die Arbeiten der Künstlerin zeigen Körper und Körperteile, oft verdreht und verschlungen, in surrealistischer Szenerie. Münder mit übergroßen Lippen stehen für die Gier des Menschen.
Fett und Filz sind die bekanntesten Materialien, mit denen Beuys arbeitete
Ganz anders die Kunst in der oberen Etage. Die Mülheimer Fotogruppe CreativFoto hat das Motto des Jahres in der Ruhr Gallery aufgegriffen und sich mit Beuys beschäftigt. Jeder der sechs Fotografen suchte sich ein Thema, das im Werk des Universalkünstlers eine Rolle spielt. Bernd Pirschtat wählte die „Capri-Batterie“ und kreierte ähnliche fotografische Objekte aus Früchten. Claudia Kruschka ging es darum, den Hut – die typische Kopfbedeckung des Aktionskünstlers – in Szene zu setzen.
Fett und Filz sind die vielleicht bekanntesten Materialien, mit denen Beuys arbeitete. Jürgen Brinkmann und Wolfgang Rücker erinnerten sich an die Legende, die Tartaren hätten Beuys nach einem Flugzeugabsturz gerettet, indem sie ihn in Fett und Filz hüllten. Neben starken Fotografien, die um diese Materialien kreisen, ist sogar eine „Fett-Ecke“ entstanden.
Fotograf steuert Aufnahmen aus der ehemaligen Tengelmann-Zentrale bei
Alltagsgegenstände aus Kunststoff rückt Jörg Dornemann eigenwillig in den Blick. Mit dem Titel „Kun?t-stoffe“ spielt er auch auf die Infragestellung des allgemeine gültigen Kunstbegriffs durch Beuys an. Michael Arndt schließlich hat sich wie Beuys durch Räume inspirieren lassen, er steuert Aufnahmen aus der verlassenen ehemaligen Tengelmann-Hauptzentrale bei.
In Raum 7 können sich die Besucher selbst einbringen, und mit Requisiten, die typisch für Beuys waren, selber Fotos inszenieren. Beide Ausstellungen sind bis 31. Oktober, jeweils samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich – und nach vorheriger Vereinbarung unter 46949567.