OBERHAUSEN. Er hat nie großes Aufhebens um seine Person gemacht. Dabei ist er in Fachkreisen angesehener Künstler. Ostersonntag wird Hermann EsRichter 80.

In vielen Museen und Galerien hat er mit seiner Kunst auf sich aufmerksam gemacht, hat Preise gewonnen und sich an Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt, die für Aufsehen sorgten: Hermann EsRichter, der von 1967 bis 2004 am Heine-Gymnasium Kunstlehrer war, hat „nebenbei“ seinem persönlichen künstlerischen Schaffensdrang immer freien Lauf gelassen, sich aber nie besonders in Szene gesetzt. Deshalb ist er in Fachkreisen zwar hoch angesehen, wird aber eher als „Geheimtipp“ gehandelt. Am Ostersonntag wird der sympathische, agil, fit und jünger wirkende Künstler und Kunstpädagoge 80 Jahre alt.

Eine neue Arbeit: „Maschine“.
Eine neue Arbeit: „Maschine“. © Martin Möller

Erklärung für das „Es“ im Namen

Im Atelier im Erdgeschoss seines Hauses „im Bauhausstil mit holländischem Einfluss“ an der Feldmannstraße hat er sich auf den Zahn fühlen lassen. Werke von ihm sind in mehreren Museen und im öffentlichen Raum dauerhaft zu sehen, zum Beispiel auf der Halde Rungenberg in Gelsenkirchen, auf dem Skulpturenpfad Emscherweg, der von Haus Ripshorst zur Burg Vondern führt, oder vor der Oberhausener Sparkasse.

An der Ausstellung Oberhausener Künstler, die derzeit im Kleinen Schloss läuft, ist er nicht beteiligt, obwohl er vor mehreren Jahrzehnten die Arbeitsgemeinschaft der Künstler vor Ort gegründet hat. Stattdessen zeigt Hermann EsRichter Objekte, Malerei und Grafik in der Galerie Meta Weber im Haus der Kunst in Krefeld.

So ein „Es“ fällt er in der Kunstszene mehr auf

Das „Es“ vor seinem Nachnamen erklärt er: „Als Namensvetter des Groß-Galeristen aus Köln musste ich mir etwas einfallen lassen, um Verwechslungen zu vermeiden. Mein zweiter Vorname beginnt mit „S“, als „Es“ fällt er in der Kunstszene aber mehr auf.“ Gerhard Richter und Hermann EsRichter sind übrigens gute Bekannte. „Meine Frau mochte ihn, hat sich oft und sehr gern mit ihm unterhalten.“ Ein kleines Werk des „Großgaleristen“ hängt auch bei EsRichter im Treppenhaus.

Doch schauen wir uns das Atelier an. „Zur Zeit habe ich nichts in Arbeit“, sagt EsRichter. Material für ein neues Werk ist überreichlich vorhanden: Unzählige Gläser mit Pinseln und Stiften, Materialien jedweder Art, Farben, Werkzeuge, Drähte, Federn Maschinenteile, Modelle von Objekten, Bilder, Zeichnungen und, und, und. Im hinteren Raum, der zum Garten hinaus führt, stehen Regale, gefüllt mit Kunstbänden und Katalogen. „Es sammelt sich einiges an“, sagt Hermann EsRichter. „Es hat aber alles eine Ordnung.“ Sein nächstes Projekt werde „irgendetwas mit Kreuzworträtseln.“ Schwerpunkt seines Lebenswerks sind Collagen. Ob Wandbild oder Skulptur – „immer geht’s mir um die Auseinandersetzung mit Geometrischem und Naturhaftem. Ich abstrahiere eine organische Form und füge etwas Apparatives hinzu.“

Hermann EsRichter in seinem Oberhausener Atelier neben seiner Examensarbeit „Die große Weiße“, die er 1965 zum Abschluss seines Studiums an der Kunsthochschule Stuttgart entworfen hat.
Hermann EsRichter in seinem Oberhausener Atelier neben seiner Examensarbeit „Die große Weiße“, die er 1965 zum Abschluss seines Studiums an der Kunsthochschule Stuttgart entworfen hat. © Martin Möller

EsRichters Konzept ist weder abstrakt noch gegenständlich oder eben beides. „Die optische Herausforderung ist der Inhalt“, hat ein Experte dazu gesagt. Oder besser: Es macht neugierig und Spaß, EsRichters Werke zu entdecken. Sie tragen Namen wie „Signale aus dem Wildnisland“ und können zum Beispiel aus Acryl, Messing, Kupfer, Elektroleitungen und Stempeldruck bestehen.

Und es gibt auch noch die verrücktesten anderen Material-Kompositionen. Doch überfordert wird der Betrachter dabei nie.

Wenn EsRichter einen Künstlerwunsch frei hätte, würde er im Verkehrs-Kreisel auf der Mellinghofer Straße in Mülheim ein Kunstwerk installieren. Außer mit Kunstideen hält er sich mit Radfahren fit, angelt gern – vorzugsweise Barsche aus der Ruhr – und liebt Bogenschießen, nicht olympisch, sondern als Jagd durch den Wald organisiert. „Dabei schießen Sie nicht auf lebende, sondern auf gebaute Viecher.“ Außerdem mag der Künstler zeitgenössische Musik und besucht gern die Wittener Tage neuer Kammermusik.

Beim Essen wird’s gemütlich

Und, soll der 80. nun groß gefeiert werden? „Nein. Abends werden Freunde zum Essen eingeladen, dann hat sich’s. Ich habe zu viele Bekannte. Mein Zwillingsbruder, der Pfarrer war, muss die Gratulations-Kur wohl über sich ergehen lassen.“ Den Bruder mag er aber sonst sehr, besonders, wenn er und seine Frau – „Sie haben ihre Leidenschaft fürs Kochen entdeckt“ – ihn zum Essen einladen.