Mülheim. Die Pläne für ein „inklusives Quartier“ auf altem Kirchengrund an der Parsevalstraße in Mülheim mit Kita und Wohnhäusern konkretisieren sich.
Die Pläne für ein inklusives Wohnprojekt der Graf-Recke-Stiftung an der Parsevalstraße in Raadt konkretisieren sich. Das „inklusive Quartier“ auf dem Gelände der ehemaligen Christuskirche soll neben einer viergruppigen Kita für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen (wir berichteten) auch zwei Häuser für Jugendwohnen und ein Haus für Betreutes Wohnen für junge Erwachsene umfassen.
Für die Stadt ein neues und wichtiges Betreuungsangebot
„Für das Stadtgebiet wird das eine wichtige Erweiterung und ein besonderes Betreuungsangebot für junge Menschen mit Behinderungen – und zwar vom Kita-Kind bis zum jungen Erwachsenen“, betont Michael Mertens, Geschäftsführer und Geschäftsbereichsleiter der Jugendhilfe der Graf-Recke-Stiftung. Bei den neuen Häusern wird es sich um moderne zweigeschossige Gebäude handeln, in denen jedem jungen Menschen ein Einzelzimmer mit Bad zur Verfügung steht. In einem der beiden Jugend-Wohnhäuser ist zusätzlich ein Pflegebad geplant.
Welche konkreten Wohn- bzw. Hilfsangebote wird es vor Ort geben? Drei verschiedene Einheiten mit unterschiedlichen Zielen sind geplant. So werden sieben Plätze in einer WG für Jugendliche ab zwölf Jahren geschaffen, sie dienen der Eingliederungshilfe. Zusätzlich soll es ein Appartement für junge Erwachsene mit leichter Intelligenzminderung beziehungsweise geistiger Behinderung geben. „Ziel ist das Erreichen der individuell größtmöglichen Selbstständigkeit, zum Beispiel beim Umgang mit Geld, beim Einkaufen, bei Körperpflege oder hauswirtschaftlichen Tätigkeiten“, heißt es in einer Vorlage, die im Jugendhilfe-Ausschuss vorgestellt wurde.
Schutzraum für junge Leute ab 14 Jahren
Außerdem möchte man eine Wohngruppe für acht männliche Jugendliche ab 14 Jahren einrichten. Dort sollen die Teenager individuell in ihren Lebensbereichen gefördert, gefordert, geschützt und gestützt werden. Die Wohngruppe ist für Jugendliche gedacht, die Entwicklungsdefizite im sozialen, emotionalen und psychischen Bereich haben. Manche sind von seelischen Behinderungen bedroht oder kommen aus zugespitzten Situationen im familiären oder weiteren sozialen Umfeld.
Schließlich soll es Ambulant Betreutes Wohnen für acht junge Erwachsene geben. Der Bau von acht voll ausgestatteten, 30 m² großen Appartements wird anvisiert. Das Angebot richtet sich an Menschen, die auf qualifizierte und unterstützende Assistenz im Alltag angewiesen sind – zum Beispiel im Umgang mit Geld, bei der Erledigung behördlicher Angelegenheiten, in Mobilitätsfragen und vor allem bei der Ablösung vom Elternhaus unter Einbezug der Eltern. Maßgeschneiderte, fördernde und fordernde Hilfen werden erbracht.
Inbetriebnahme für Sommer 2023 ins Auge gefasst
Noch stehen auf dem Gelände an der Parsevalstraße 42 die Kirche, das Gemeindehaus, das Küsterhaus. Sie sollen abgerissen werden. Der Mülheimer Wohnungsbau (MWB) will als Investor die neue Kita und das Zentrum für Menschen mit Beeinträchtigungen bauen. Zunächst wird wohl die zweigeschossige inklusive Kindertageseinrichtung für vier Gruppen zuzüglich Räumlichkeiten für ein Familienzentrum entstehen. Dort zieht auch die jetzige Kita Arche aus Holthausen ein. Die aktuellen Planungen sehen eine Bauantragstellung für Anfang 2022 vor. Eine Fertigstellung bzw. Inbetriebnahme des „inklusiven Quartiers“ könnte frühestens im zweiten Halbjahr 2023 erfolgen.