Mülheim. Die Stadt sieht den Erhalt der Mülheimer Stadtteilbibliotheken auf der Zielgeraden. Das Land finanziert aber nur vier der acht Zentren. Was nun?
Wenn zum „Tag der Bibliotheken“ am kommenden Sonntag deren vielseitiges Angebot gefeiert wird, rückt erneut ins Blickfeld, dass die städtischen Bildungseinrichtungen in Mülheim noch zum Jahresbeginn in den Stadtteilen auf der Kippe standen. Acht Stellen sollten hier abgezogen werden. Erst ein drohendes Bürgerbegehren und eine Kompromiss-Lösung des Oberbürgermeisters und Kämmerers setzten dem von schwarz-grün eingebrachten Stellensparkurs ein Ende. Doch hat die Stadtspitze ihr Versprechen einlösen können?
Kompromiss-Vorschlag des OB konnte ein Bürgerbegehren abwenden
Vor der Juni-Sitzung des Rates zumindest hatte OB Marc Buchholz in Aussicht gestellt, dass nicht nur alle vier Stadtteilbibliotheken in Dümpten, Speldorf, Heißen und Styrum erhalten bleiben, sondern die Bildungsarbeit der Stadtteilbibliotheken künftig pädagogisch unterstützt werden durch acht neue, so genannte Familienzentren, die an den Grundschulen angesiedelt sind. Dieser zentrale Baustein für den Qualitätserhalt musste allerdings erst noch beim Land beantragt werden.
Über diese Zentren aber hoffte die Stadt, immerhin sechs von acht geplanten Bibliotheksstellen sparen zu können – 300.000 Euro. Und dennoch durch die Fachkräfte der Zentren das hohe Angebot der Bibliotheken aus digitalem Lernen, Vorlese- und Kreativnachmittagen, Erzählcafé, „Kulturrucksack“ und Begegnung aufrechtzuerhalten. „Wir haben die Möglichkeit, durch Familiengrundschulzentren den Stadtteilbibliotheken eine noch größere Bedeutung zu geben“, warb der OB damals für seinen Kompromiss. Kulturdezernent Peter Vermeulen prognostizierte gar „eine neue Qualität der Stadtteilbibliotheken“.
Gemeinsam mit den Schulen und OGS-Trägern wollte die Stadt zudem besprechen, wie die künftigen Bibliotheksangebote in ihren Räumen umgesetzt werden können. Dafür sieht sich die Stadt bereits „auf der Zielgeraden. Der Kulturbetrieb hat hierzu bereits mehrere Gespräche geführt“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.
Das Land NRW finanziert nur vier der acht geplanten Familienzentren
Doch die zentrale Frage der Familienzentren hat einen Stolperstein: „Die Zusage des OB steht: Es werden acht Familienzentren an den Start gehen“, kündigt die Stadt an. Das Land NRW allerdings fördert – anders als erhofft – nur vier solcher Zentren. Die Förderbescheide des Landes lägen bereits vor und die Weiterleitungsverträge mit den Trägern seien geschlossen.
Für die weiteren vier Standorte muss stattdessen nun eine Stiftung die Finanzierung übernehmen. Die gilt jedoch nur „überbrückend für bis zu drei Jahre“. Und dann? Sollte das Landesprogramm in der Zwischenzeit ausgeweitet werden, sollen diese Standorte ebenfalls darüber finanziert werden – so hofft die Stadtspitze.
Die unterschiedlichen Finanzierungsweisen sollen aber keine Unterschiede machen: „Alle Standorte verfolgen den gleichen Ansatz“, die Familienangebote durch Personal und Sachkosten zu unterstützen, heißt es. Die an den Grundschulen bereits bestehende Arbeit mit Eltern und Familien erhielten nun viel bessere Möglichkeiten.
SPD und MBI zweifeln am Kompromiss: „Uns fehlt der Glaube, dass mit Einsparungen mehr zu erreichen ist“
Ist der Kompromiss also ein guter? Die genauen Ergebnisse will die Stadt noch nicht der Öffentlichkeit preisgeben, sondern erst im Kulturausschuss in rund vier Wochen vorstellen – „Politics first“ lautet die Devise aus dem Rathaus.
Ob der Ansatz das Versprechen also einlösen kann, wird sich dann erst zeigen. Bereits in der Juni-Ratssitzung aber hatte die SPD-Fraktion die Kompromiss-Lösung des OB in Zweifel gezogen: „Uns fehlt der Glaube, dass mit weniger Personal und Einsparungen mehr zu erreichen ist“, wendete damals die bildungspolitische Sprecherin Gabi Hawig ein. Auch die MBI kündigte an, die neue Umsetzung der Stadtteilbibliotheken genau verfolgen zu wollen.