Mülheim. Im angeblichen „Problemviertel“ nahe der A 40 in Mülheim-Dümpten bewegt sich was. Besonders in den Blickpunkt rückt ein verwahrlostes Haus.
Der Bericht über das angebliche „Problemviertel“ rund um die Mellinghofer Straße in Mülheim zieht Kreise. Anwohner Reiner Ortmann hatte seinem Ärger Luft gemacht und dubiose Ecken aufgezeigt. Der 67-Jährige ist alteingesessener Dümptener und sieht das Viertel schwer im Niedergang.
Mülheimer glaubt: Mit Kritik „den richtigen Nerv getroffen“
Nach der Veröffentlichung freute sich Ortmann, er habe „nur positive Rückmeldungen bekommen“ und ohne Zweifel „den richtigen Nerv getroffen“. Leute beglückwünschen ihn: Endlich mal einer, der die Themen anspricht. Es gibt aber auch andere Stimmen, die die Klagen völlig übertrieben finden.
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Geradezu gekränkt reagierten führende Vertreter der CDU Dümpten. In einem Statement nennen sie den Bericht einen „Schlag ins Gesicht“ aller ehrenamtlichen Kümmerer und beteuern: „Wir leben gerne im Königreich und werden alles dafür tun, dass der Stadtteil lebens- und liebenswert bleibt.“ Die CDU-Stadtverordneten Roland Chrobok und Petra Seidemann-Matschulla streiten aber nicht ab, dass einige der Probleme tatsächlich bestehen.
SPD-Ratsfrau verteilt 150 Briefe an Dümptener Haushalte
Kurz darauf reagiert auch die Vorsitzende der SPD Dümpten, Ratsfrau Gabi Hawig, auf den Pressebericht. Sie krempelt demonstrativ die Ärmel hoch und wirft einen Bürger*innenbrief in 150 Haushalte zwischen Mellinghofer Straße und Gathestraße.
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Ähnlich wie die Konkurrenz von der CDU beschwert sich die SPD-Ortspolitikerin erst einmal: „Das dort gezeichnete Bild lässt die vielen lebenswerten Vorteile dieses Stadtteils und das Engagement vieler Mitbürger*innen vollkommen außer Acht.“ Doch einige Missstände würden zu Recht angesprochen, schreibt Gabi Hawig. Dann listet sie auf, wen sie schon alles angerufen, was sie schon alles erreicht habe.
Da wäre zum einen die Wohnungsgesellschaft SWB, die aber nur noch einmal bestätigt, dass das unschön leerstehende Eckhaus am Knüfen nicht abgerissen, sondern verkauft wird. Zum anderen hat Hawig bei Polizei und Ordnungsamt nachgehakt, was beide Behörden auf Anfrage bestätigen.
Polizisten einer Sondergruppe sollen verstärkt Streife laufen
Rund um die Kneipe „Im Knüfen“, deren Wirtin Einbruchsversuche und Probleme mit Menschen aus der Drogenszene geschildert hatte, will die Polizei verstärkt Streife laufen, auch in Zivil. Obwohl es hier aus ihrer Sicht weder einen Einbruchsschwerpunkt gibt noch bekannte Drogendelikte. Wie Polizeisprecher Christoph Wickhorst erläutert, sollen in Unterdümpten künftig Polizisten aus dem S.I.E.-Projekt eingesetzt werden. Eigentlich wurde die Sondergruppe 2018 für die Stadtteile Styrum, Innenstadt und Eppinghofen eingerichtet.
Auf Antrag der SPD soll die Polizei in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung 2 am 22. November über die „Kriminalstatistik Unterdümpten“ berichten.
„Eine schöne Ecke“
Auf Facebook hat unser Bericht über Unterdümpten vorrangig Fans des Stadtteils auf den Plan gerufen. Allgemeiner Tenor: „Es gibt in Mülheim schlimmere Viertel.“
Ein Kommentator findet: „Dümpten ist wohl eher einer der wenigen Stadtteile, die noch in Ordnung sind.“
Eine Kommentatorin schreibt: „Unterdümpten ist eine schöne Ecke. Man hat in jedem Stadtteil kleine Bereiche, die nicht so schön sind.“
Besonders in den Blickpunkt gerät jetzt das leerstehende Haus und verwilderte Grundstück am Sanders Hof, gleich neben dem Schulhof des Hauptschul-Standortes. In der Nachbarschaft ist lange bekannt, dass es wie ein verschärfter „Abenteuerspielplatz“ Jugendliche anzieht, die dort mit Drogen dealen und auch schon Feuer gelegt haben. Zwei größere Polizeieinsätze gab es dort zum Jahresbeginn.
Ruhestörungen und Brandstiftung rund um das verlassene Haus
Auch in den vergangenen Monaten war die Polizei rund um das verlassene Grundstück häufig gefragt. Oft wegen Ruhestörungen oder verdächtiger Beobachtungen, die sich schnell erledigt hätten, berichtet Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Am 15. Mai wurden aber eine Hecke und zwei Gewächshäuser angezündet, am 22. Juli warfen drei Jugendliche Steine gegen das Schulfenster, auch ein verbotenes Messer wurde gefunden.
Das Gebäude sei „schwierig“, findet auch SPD-Ratsfrau Gabi Hawig, da sich dort eine bestimmte Jugendszene angesiedelt habe. „Der Gehweg ist inzwischen auch komplett zugewuchert.“ Sie sei an das Ordnungsamt herangetreten, das der Sache noch einmal nachgehen wolle.
Uralter Audi am Denkhauser Weg hat Fans: „Das Auto ist Kult“
Quasi um die Ecke liegt das unbewohnte Backsteinhäuschen am Denkhauser Weg, vor dem ein ehemals weißer Audi fast Wurzeln schlägt. Gabi Hawig will die Ordnungs- und Umweltbehörde prüfen lassen, „ob dort Schadstoffe auslaufen“, gibt die Antwort aber quasi schon selber: „Nach so langer Zeit wohl nicht mehr.“
Einige Dümptener berichten, der Wagen stehe seit Jahrzehnten an seinem Platz. Manchen ist das vermooste Vehikel geradezu ans Herz gewachsen: „Das Auto ist Kult“, kommentiert eine Mülheimerin auf Facebook. Wer es der Ordnung halber zum Schrottplatz schleppen will, macht sich in Unterdümpten sicher nicht nur Freunde.