Mülheim. Bürgerinitiative demonstriert am vierten Jahrestag der VHS-Schließung. Auf großes Interesse stößt das Thema in der Innenstadt aber nicht.
Rund 25 Demonstrantinnen und Demonstranten sind am Freitag, dem vierten Jahrestag der VHS-Schließung, durch die Innenstadt gezogen, um auf die bislang ausgebliebene Umsetzung des Bürgerentscheids zum Erhalt der Heinrich-Thöne-Volkshochschule an der Bergstraße aus dem Oktober 2019 aufmerksam zu machen. Bei den Passantinnen und Passanten stößt das Thema allerdings auf wenig Interesse.
Inge Ketzer muss sich kurz bücken. Ein Passant hat den Flyer der Bürgerinitiative „Erhalt unserer VHS in der Müga“ nach eiligem Durchblättern achtlos auf den Boden geworfen. Keineswegs die feine englische Art, zeigt die Szene aber, auf welches Interesse das Thema bei den Menschen in der Mülheimer Innenstadt kurz vor dem Start ins Wochenende stößt.
Weitere Artikel zum Thema VHS in Mülheim
- In der Hängepartie um die Mülheimer VHS zeigt sich ein Ende
- Warten auf Teich: Sanierung der Mülheimer VHS kommt – nicht
- VHS-Sanierung: Warum das Land Mülheim keinen Rüffel erteilt
Viele Passantinnen und Passanten umrunden den Kurt-Schumacher-Platz im großen Bogen, um ja nicht angesprochen zu werden. Als ihnen Flyer angeboten werden, winken viele Menschen sofort dankend ab. Andere nehmen das Infomaterial anstandshalber an. „Ich muss gestehen, dass es für mich aktuell wichtigere Themen gibt“, sagt Andrea Krämer, die ihrem Sohn gerade ein Eis spendiert hat. „Den Bürgerentscheid habe ich damals mitbekommen, aber nicht mehr, was danach passiert ist“, gesteht die Dümptenerin.
Rund 18.000 Mülheimerinnen und Mülheimer stimmten 2019 für die VHS
„Ich will leben! Deine VHS in der Müga“, „Wie eine Verwaltung unsere Stadt zerstört“ oder „18.022 mal Ja zur VHS in der Müga“ steht auf den weißen Bannern, mit denen die BI-Mitglieder über die Schloßstraße in Richtung VHS ziehen. Die 18.022 war die Anzahl der Menschen, die sich im Herbst 2019 für den Erhalt der Volkshochschule an ihrem bisherigen Ort an der Bergstraße ausgesprochen hatten. Am 6. Oktober läuft die formale Bindung des Bürgerentscheides ab.
„Da geht es doch nur um ein altes Gebäude, das abgerissen werden soll“, erklärt ein Passant, der nicht namentlich genannt werden möchte, seinem Begleiter. Geht es nach der Bürgerinitiative soll aber genau das nicht passieren. „Wir erwarten, dass der Bürgerentscheid in vollem Umfang umgesetzt wird“, forderte Inge Ketzer zu Beginn der Demo auf dem Kurt-Schumacher-Platz. Es dürften keine davon abweichenden Beschlüsse gefasst werden.
„Wollen Sie nichts über unsere schöne Stadt wissen?“
Später lief die Sprecherin der Initiative durch die Stuhlreihen der (Eis-)Cafés auf der Schloßstraße und versuchte, ihr Flyermaterial an den Mann und an die Frau zu bringen. Auch hier lehnten einige dankend ab. „Wollen Sie nichts über unsere schöne Stadt wissen?“, bekam ein Passant zu hören, als würde ein fehlendes Interesse bei diesem Thema ein grundsätzliches Desinteresse an Mülheim bedeuten.
Die BI wird nicht aufhören, für ihren Standpunkt zu kämpfen. Neue Unterstützerinnen und Unterstützer wird sie am Freitag allerdings nicht gewonnen haben. „Ich glaube aber, dass das Thema bei den Leuten nicht in Vergessenheit geraten ist“, sagt Erich Bocklenberg. Auch bei anderen Themen in Mülheim wie der Kanzel am Kahlenberg oder dem Bismarckturm würden sich die Mülheimerinnen und Mülheimer immer wieder für den Erhalt von Traditionen stark machen.