Mülheim. Befristete Jobs können gerade für jüngere Beschäftigte zur Falle werden, warnt die Gewerkschaft NGG. Ein Überblick über die betroffenen Branchen.
In Mülheim gibt es eine Vielzahl unsicherer Jobs – darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin. In der Ruhrstadt seien zuletzt 34 Prozent aller neu abgeschlossenen Arbeitsverträge befristet gewesen. 963 von insgesamt 2.859 Neueinstellungen im zweiten Quartal 2020 hatten „ein Verfallsdatum“. Die NGG beruft sich auf Zahlen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
„Befristete Jobs sind vor allem im Lebensmittelhandwerk und im Gastgewerbe, aber auch in der Ernährungsindustrie verbreitet – und können gerade für jüngere Beschäftigte zur Falle werden“, sagt Martin Mura, Geschäftsführer der NGG-Region Ruhrgebiet. Wer nur eine Stelle auf Zeit habe, bekomme etwa nur schwer eine Wohnung oder einen Kredit. Sogar die Familienplanung werde erschwert. Die nächste Bundesregierung müsse solche Befristungen eindämmen.
56 Prozent der Einstellungen im Nahrungs- und Genussmittelgewerbe waren befristet
Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren im vergangenen Jahr bundesweit 56 Prozent aller Neueinstellungen im Nahrungs- und Genussmittelgewerbe befristet, so die NGG. Und im Gastgewerbe habe die Quote mit 45 Prozent ebenfalls weit über dem branchenübergreifenden Durchschnitt von 38 Prozent gelegen. „Im Zuge der Pandemie können Befristungen für die Betroffenen zu einem großen Problem werden, weil viele Firmen ihre Arbeitsverträge auslaufen lassen“, warnt Mura.
Der Gewerkschafter ruft die Beschäftigen dazu auf, sich vor der Bundestagswahl über die Programme der Parteien in puncto Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik zu informieren. „Denn wie viele Stunden die Menschen arbeiten müssen, welche Rente sie später bekommen oder ob aus einem Minijob eine feste Stelle wird – das entscheidet sich auch bei der Wahl.“ Die NGG bietet unter www.ngg.net/btw21 einen „Wahl-Check“ an.