Mülheim. Tierische Spitzensportler unterwegs nach Tokio: Wie eine Mülheimer Firma den aufwändigen Transport der Olympia-Pferde nach Japan organisiert.
Für knapp 250 Pferde, die bei den Olympischen Spielen in Tokio antreten, organisiert das Unternehmen Peden Bloodstock mit Sitz in Mülheim den Transport. Anfang der Woche sind als letztes die Springpferde nach Japan gereist, die Dressur- und die Vielseitigkeitspferde waren schon Mitte des Monats geflogen. Auch die vierbeinigen Spitzensportler müssen sich in Fernost zunächst akklimatisieren und haben zudem jede Menge Gepäck an Bord – teils bis zu zehn Tonnen Futter und 15 Tonnen Equipment.
Pferde aus 51 Föderationen bringt die Mülheimer Spezial-Spedition zum Austragungsort der Olympischen Spiele – 241 Pferde sind vom belgischen Lüttich aus in die Luft gegangen, fünf weitere Tiere hat Peden Bloodstock von Australien aus nach Japan transponiert.
Dreh- und Angelpunkt in Europa ist der Flughafen Lüttich, denn dort sei man bestens auf vierbeinige Reisende eingestellt, es gebe dort etwa ein „Horse Inn“ mit 55 hochmodernen Boxen, in denen die Pferde vor der Reise zur Ruhe kommen können, berichtet Isabelle Atock von Peden Bloodstock. Die Mülheimerin hat unter anderem auch schon den Transport der Spitzenpferde zu den Olympischen Spielen in Hongkong 2008 und Rio 2016 mitorganisiert.
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Maximal können 50 Pferde an Bord eines Flugzeugs sein – und Tonnen an Futter
Bevor die Tiere von Belgien aus ihre Reise nach Fernost starten, haben sie mitunter bereits lange Strecken hinter sich, sind mit Hilfe des Mülheimer Unternehmens teils aus den USA nach Europa gekommen. Viele der anderen Nationen wie etwa die Dominikanische Republik, Ecuador, Puerto Rico, Sri Lanka oder Indien haben ihre Pferde sowieso in Europa – in Frankreich, den Niederlanden oder Deutschland – stationiert.
Der belgische Flughafen, der auf Luftfracht spezialisiert ist, habe zudem die Kapazitäten, um das Volumen an Tieren und Zubehör umschlagen zu können, berichtet Atock. Allein beim letzten Hinflug am Montag war mit 47 Pferden beinahe die Maximalbesetzung von 50 Tieren an Bord, hinzu kamen elf Tonnen Equipment und viereinhalb Tonnen Futter – nur viereinhalb Tonnen. „Normalerweise haben wir acht bis zehn Tonnen Futter dabei“, erklärt Isabelle Atock – beim letzten Flug sei die Pferdenahrung schon vorab versandt worden.
Dass die vierbeinigen Top-Athleten das Futter bekommen, das sie gewöhnt sind, sei jederzeit wichtig – ob im heimischen Stall oder auf Reisen. „In Japan bekäme man sonst vielleicht Hafer und Müsli für die Pferde, das ist aber nicht vergleichbar mit unserer Versorgung in Europa“, sagt die Fachfrau. Jedes Tier habe zudem seine Vorlieben beim Futter, genau wie beim Transport.
Jedes der vierbeinigen Ausnahmetalente hat seine Vorlieben
Zwar seien Sportpferde es in der Regel gewöhnt, transportiert zu werden – auch mit dem Flugzeug – dennoch solle die Reise für jedes der tierischen Ausnahmetalente so schonend wie möglich vonstatten gehen. So werde darauf geachtet, welches Pferd an welcher Position in den Boxen innerhalb des Flugzeugbauches stehe. Manches Pferd toleriere etwa vorne in der Box keine Bruststange, bei manchem müsse der hintere Bereich mit Polstern versehen werden, damit es sich nicht verletzt. „Das sind alles kleine Superstars“, sagt die Mülheimerin über ihre besondere Fracht.
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„Alle sind gut angekommen, alle sind super gereist“, bilanziert Isabelle Atock, nachdem auch der letzte Hinflug gemeistert ist. Und das, obwohl bei der Ankunft in Tokio gerade ein Taifun mit starkem Wind und viel Regen wütete. Die Landung sei glimpflich verlaufen und auch der Weitertransport zum Equestrian Park, etwa 40 Kilometer außerhalb der japanischen Hauptstadt, habe ohne Probleme geklappt.
Team berichtet: Corona-Auflagen in Japan seien eine echte Herausforderung
Vor Ort, so hört Isabelle Atock von dem Team von Peden Bloodstock, das zur Betreuung der reisenden Pferde in Tokio bleibt, dass die Reitsportanlage zwar super-modern sei, es aber an der Versorgung der Betreuer hapere. An die Sportler und an die Pferde sei gedacht worden, an diejenigen, die im Hintergrund arbeiten, wohl eher nicht. „Die mussten erst mal zusehen, wie sie an etwas zu essen kommen“, sagt Atock. Zudem seien die Corona-Auflagen in Japan eine echte Herausforderung. „Aber da haben die Reiter es im Vergleich mit anderen Sportler wahrscheinlich noch gut, denn die können sich auf dem Areal bewegen.“
Am Wochenende steht für die ersten tierischen Olympia-Teilnehmer, die Dressurpferde, bereits der Rückflug bevor – was sie auf jeden Fall im Gepäck haben werden, sind, mindestens zwei Goldmedaillen, die die Dressur-Equipe um Isabell Werth bereits errungen hat – am Mittwoch fällt in Tokio in der Grand Prix Kür die Entscheidung um die Einzelmedaillen.