Mülheim. Die drei ??? – spektakulär sind ihre Live-Hörspiele. Schüler haben ihnen nun nachgeeifert – und in Mülheim einen Online Escape Room erschaffen.

In einem Tonstudio der Hochschule Ruhr West (HRW) stehen neun Schülerinnen und Schüler des Duisburger Abtei-Gymnasiums um zwei Mikrofone herum. Marion Gelien, Professorin für Bauingenieurswesen an der HRW, erzeugt mit Hilfe eines Tremolos an ihrer Gitarre Geräusche. Mal hört es sich an wie eine knarrende und quietschende Tür, mal wie eine Straßenbahn. Dann wieder wie ein Geräusch, das das Heranzoomen durch ein Teleskop akustisch untermalen soll. Ein bisschen rechnet man damit, dass jetzt die Stimmen von Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews aus den Lautsprecherboxen erklingen müssten.

Wer schon einmal bei einem Live-Hörspiel der „Drei ???“ war, dem kommt die Szenerie durchaus bekannt vor. Die Schüler der Sekundarstufe I nehmen in diesen Tagen an der Mülheimer Hochschule ein ganz besonderes Hörspiel auf. Es soll junge Spieler durch wissenschaftliche Online Escape Rooms der HRW begleiten, die die beiden Mint-Koordinatorinnen Daniela Hockmann und Helga Westerhuis während des ersten Lockdowns ausgedacht haben.

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Vorbild des Mülheimer Projektes waren die virtuellen Laboren von Marie Curie und Isaac Newton

„Da wegen Corona bei uns in der Hochschule keine Schülerprojekte mehr möglich waren, haben wir uns überlegt, wie wir Schülern dennoch Spaß am Experimentieren vermitteln können“, erklärt Daniela Hockmann den Grundgedanken des Projektes. „Da kam dann die Idee mit den virtuellen Laboren von Marie Curie und Isaac Newton, in denen man wie in einem virtuellen Escape-Room Rätsel löst und viel über die Forschungsergebnisse der beiden Wissenschaftler – und wie sie heute noch genutzt werden – lernen kann.“

Was noch fehlte, war eine Rahmengeschichte. Und da kam Marlott Rotthoff-Wiegel ins Spiel. Die Lese- und Literaturpädagogin leitet die AG Schreibwerkstatt am Abtei-Gymnasium in Duisburg und ihr fielen spontan vier Schülerinnen ein, mit denen sie dieses Projekt unterstützen wollte. Im vergangenen Oktober trafen sich Lea Marie, Lilly, Enya und Emilia dann zum ersten Mal mit der Literaturpädagogin – und schnell war ihnen klar, dass die Rahmengeschichte für dieses Projekt in einer besonderen Form entstehen soll.

Fiktive Figuren führen durch einen Online-Escape-Room

Lena Marie (12) erzeugt Töne auf einer Violine.
Lena Marie (12) erzeugt Töne auf einer Violine. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Wir haben uns gedacht: Wenn alles nur als Text zu lesen ist, ist das eher unübersichtlich“, sagt Emilia, die die achte Klasse des Gymnasiums besucht. „Deshalb haben wir uns für eine Art Hörspiel entschieden, mit Figuren, die die Spieler durch die virtuellen Labore begleiten.“ Das mache so einen Online-Escape-Room einfach lebendiger.

Und so kreierten die vier Schülerinnen die Figuren TJ, Joke, Greta und Chloe. Ganz unterschiedliche, beinahe stereotypische Charaktere, die es in jeder Schulklasse zu finden gibt. Nachdem die Rahmengeschichte in Form eines Manuskriptes feststand, mussten nur noch fünf weitere Schüler gefunden werden, die die Sprechrollen der Wissenschaftler übernehmen sollten. Denn neben Marie Curie und Isaac Newton spielen in dem Hörspiel auch das Universalgenie Platon, der bedeutende Mathematiker Archimedes und der spritzige Italiener Galileo Galilei eine Rolle.

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Sprech-Profis des WDR unterstützten Schüler mit einem Crashkurs

Da die literaturbegeisterten Schüler zwar eine gewisse Vorstellung von einem Tonstudio und dem Einsprechen von Hörspieltexten hatten, jegliche Erfahrung aber fehlte, holten sich die Macher des Projektes professionelle Unterstützung. In einem Crashkurs vermittelten die Sprech-Profis Makke Schneider und Martin Groß von der WDR Stimmwerkstatt den Schülern die wichtigsten Techniken und gaben ihnen einen Einstieg in die Welt des Sprechens an die Hand.

Dass die Mädchen und Jungs den beiden Profis gut zugehört haben, zeigt sich bei den ersten Aufnahmen. Selbstbewusst stehen die Schüler an den Mikros, nehmen Szene für Szene auf und improvisieren wie alte Hasen im Geschäft, wenn es mal einen Texthänger gibt. Immer und immer wieder hören sich die Schüler sehr selbstkritisch die Aufnahmen an. Was nicht gefällt, wird noch mal aufgenommen.

Spiel dreht sich um Rätselhaftes und Spannendes der unterschiedlichen Wissenschaften

Nur, Viktoria, Andreas, Angelina und Emily bei den Aufnahmen. Im Hintergrund steht Lese- und Literaturpädagogin Marlott Rotthoff-Wiegel, die mit den Teilnehmern das Hörspiel erarbeitet hat.
Nur, Viktoria, Andreas, Angelina und Emily bei den Aufnahmen. Im Hintergrund steht Lese- und Literaturpädagogin Marlott Rotthoff-Wiegel, die mit den Teilnehmern das Hörspiel erarbeitet hat. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Für alle Beteiligten ist dieses Gemeinschaftsprojekt eine Herzenssache, das Endergebnis wird nicht nur vom Sprechernachwuchs mit Spannung erwartet. „Die Jungs vom Stimmwerk wären bei den Aufnahmen gerne dabei gewesen und sind ganz gespannt, was dabei herausgekommen ist“, sagt Marlott Rotthoff-Wiegel nicht ohne Stolz auf ihre Schützlinge. „Das ist wirklich ein ganz besonderes Projekt, weil es auch so viele Disziplinen miteinander verbindet.“

Denn nicht nur stimmlich sind die Mädchen und Jungs des Abtei-Gymnasiums den Wissenschaftlern ein Stück nähergekommen. Auch das Rätselhafte und Spannende der unterschiedlichen Wissenschaften hat es den Schülern angetan. Denn komme man einmal auf des Rätsels Lösung, sei das schon ein Erfolgserlebnis und ein gutes Gefühl. Oder, um es mit Archimedes zu sagen: Heureka!