Mülheim/Duisburg. Mafia-Ermittler Heinz Sprenger hat sich jahrelang gegen Kindesmisshandlung engagiert. Die Stadt Mülheim sah noch andere Gründe, ihn zu ehren.

Kinder zu schützen, das war für Heinz Sprenger immer die allerwichtigste Aufgabe. Geschützt hat der Mülheimer aber auch viele Erwachsene: Als Top-Ermittler bei der Duisburger Polizei war er erfolgreich, klärte unter anderem den spektakulären Sechsfachmord im Mafia-Milieu aus dem Jahre 2007 auf.

Da Sprenger im April 2019 unerwartet mit 66 Jahren verstorben ist, bekam er nun nicht mehr mit, für wie bedeutsam ihn viele Mülheimer halten: Für seine Verdienste verlieh ihm Oberbürgermeister Marc Buchholz posthum die Ehrenspange der Stadt. Seine Frau, Sieglinde Sprenger, nahm die Auszeichnung im Rathaus entgegen.

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Ehemaliger Leiter der Duisburger Mordkommission forderte über Jahre mehr Kinderschutz

Der ehemalige Leiter der Mordkommission Duisburg forderte über Jahre hinweg, Kinder effektiver vor Misshandlungen zu schützen. 2005 war er einer der Mitbegründer des Ärztenetzwerks „Riskid“, eines elektronischen Informationssystems für Mediziner. Er litt, wenn er sich wieder einmal mit einem Fall eines durch Misshandlungen gestorbenen Kindes zu beschäftigen hatte. Und er war sicher, dass manches Kind hätte gerettet werden können, wenn die Ärzte ihr Wissen über die jungen Patienten hätten weitergeben dürfen.

Wer seither bei Riskid mitmacht, kann virtuell Befunde und Diagnosen austauschen, wenn unklar ist, ob Missbrauch oder Misshandlungen vorliegen, heißt es auf der Homepage. So wollen die Mediziner einem möglichem „Ärzte-Hopping“ gewalttätiger Eltern vorbeugen.

Mülheimer Stadtrat entschied sich vor knapp einem Jahr für die Auszeichnung

„Handeln bevor es zu spät ist“, war Sprengers Leitmotiv, so OB Buchholz bei der Feierstunde im pandemiebedingt kleinen Rahmen. Auch als Buchautor habe er das Thema Kindesmisshandlung aufgegriffen. Insgesamt 20 Jahre war der Mülheimer beim für Todesfallermittlungen zuständigen KK 11 in Duisburg tätig. Seine Erlebnisse fasste er ebenfalls in einem Buch zusammen. Der viel versprechende Titel: „Der wahre Schimanski“.

Heinz Sprenger 2017. Der ehemalige Leiter der Duisburger Mordkommission hatte da gerade sein Buch
Heinz Sprenger 2017. Der ehemalige Leiter der Duisburger Mordkommission hatte da gerade sein Buch "Der echte Schimanski" vorgestellt. © Fabian Strauch

Laut OB Buchholz wurde die Ehrenspange erstmals in der Geschichte posthum verliehen. Vor knapp einem Jahr hatte der Stadtrat beschlossen, Sprenger auszuzeichnen, „um sein herausragendes bürgerschaftliches Engagement anzuerkennen und ihm dafür zu danken“. Man könne sich glücklich schätzen, „wenn sich Mülheimer Bürger über das normale Maß hinaus engagieren, wenn sie initiativ werden, wenn sie sich einbringen, um Gutes zu gestalten“. Sprenger wirkte auch längere Zeit als Leserbeirat dieser Zeitung.

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Mitglied in der so genannten Bosbach-Kommission

Buchholz erinnert daran, dass der Mülheimer zudem Mitglied der Regierungskommission „Mehr Sicherheit für NRW“ gewesen ist, der so genannten Bosbach-Kommission. „Dort hat er als Experte wesentlich dazu beigetragen, richtungsweisende Empfehlungen für einen besseren Kinderschutz zu geben.“ Angeregt hatte die Auszeichnung übrigens der Bürgerliche Aufbruch Mülheim sowie der Verein Riskid.