Mülheim. Vor der Kirche in Mülheim-Selbeck ist die Regenbogenfahne gestohlen worden. Sie sollte Solidarität mit gleichgeschlechtlichen Paaren ausdrücken.
Sie sollte ein Zeichen sein für Gleichberechtigung und die Vielfalt der Gesellschaft – und vor allem gegen das Segensverbot für Schwule in der katholischen Kirche: Die Regenbogenfahne, die seit Ende März an der Kirche der Hl. Theresia von Avila in Mülheim-Selbeck wehte. Jetzt ist sie weg, mutmaßlich gestohlen – und das bereits zu dritten Mal. Die Kirchengemeinde lässt sich davon nicht einschüchtern und will schnellstmöglich eine neue Flagge hissen.
Gehisst hatten die Mitglieder des Sachausschusses von St. Theresia von Avila die Regenbogenfahne Ende März an der Karl-Forst-Straße als kirchen-politische Reaktion auf Papst Franziskus, der die kirchliche Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften ablehnte. Man habe sich damals „schnell zu dem Brief der römischen Glaubenskongregation positionieren wollen“, blickt Pfarrer Christian Böckmann zurück und berichtet: „Wir haben damals auch eine öffentliche Erklärung herausgegeben, in der wir das Segnungsverbot zurückweisen und klarstellen, dass wir für alle Menschen offen sind, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.“
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Für den Pfarrer „zeugt die Tat von ziemlicher Aggression“
Jetzt aber ist die Regenbogenfahne weg – vermutlich seit Freitag oder Samstag, denn am Fronleichnamstag war sie noch da. „Geklaut? Gehasst? Wer macht sowas?“ fragt die Kirchengemeinde Sankt Mariä Himmelfahrt, zu der die Kirche der Hl. Theresia von Avila in Selbeck gehört, auf ihrer Facebook-Seite. Bislang kann Pfarrer Christian Böckmann nur spekulieren und sagt: „Das hat eine Bandbreite und zeugt von ziemlicher Aggression.“
Die Pfarrei habe Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Diebstahls und Sachbeschädigung gestellt, so Böckmann. „Die Leine, die einem dicken Kabel gleicht, ist an der Fahnenstange durchgeschnitten worden.“ Kein leichtes Unterfangen, schätzt Böckmann, denn: „Das Seil hängt in einiger Höhe – ich bin 1,82 Meter groß und komme da ohne Leiter nicht dran.“ Da müsse also jemand vorsätzlich zu Werke gegangen sein.
Fahne war bereits zwei Mal in den vergangenen Monaten verschwunden
Und das nicht zum ersten Mal. Pfarrer Böckmann berichtet: „Zu Anfang hatten wir die Fahne an einem Holzstock am Treppengeländer befestigt – von dort ist sie ein Mal verschwunden. Und ein zweites Mal, als sie bereits an dem Fahnenmast hin.“ Geschehe solch ein Diebstahl vor einer Kirche, so habe das „nochmal eine ganz andere Bedeutung“, meint der Geistliche.
Einschüchtern lassen wollen sich die Mitglieder des Sachausschusses von St. Theresia von Avila und Christian Böckmann nicht. Mit Nachdruck sagt der Pfarrer: „Natürlich hängen wir eine neue Fahne auf.“