Mülheim. . Die Kirche Sankt Theresia von Avila wurde vor genau 125 Jahren geweiht. Christof Rumbaum ist mit ihr verwurzelt – und kämpft um ihren Erhalt.
- Die Kirche Sankt Theresia von Avila wurde vor genau 125 Jahren geweiht
- Am Sonntag, 10. September, lädt die Selbecker Gemeinde zum großen Fest ein
- Christof Rumbaum führt durch die Kirche und liefert Besuchern historische Infos
„Selbecker Dom“ – so nennen die Selbecker liebevoll ihre Dorfkirche, die Kirche Sankt Theresia von Avila. Vor genau 125 Jahren wurde sie geweiht, zwei Jahre zuvor war der Grundstein gelegt worden. „Ohne das Bergwerk würde es die Kirche nicht geben“, sagt Christof Rumbaum, der Führungen durch die Kirche anbietet – auch am kommenden Sonntag, wenn Gemeindefest und Tag des offenen Denkmals ist.
Mit der beginnenden Industrialisierung und dem Aufkommen der Erzbergwerke in Selbeck entwickelte sich das zuvor landwirtschaftlich geprägte Areal zu einem arbeitsamen Stadtteil. „Es kamen Menschen aus der Eifel und aus Italien zum Arbeiten her – die waren größtenteils katholisch“, lässt Christof Rumbaum die Geschichte Revue passieren.
Backsteingebäude im neugotischen Stil
Damals, im ausgehenden 19. Jahrhundert, entstand inmitten der Bergbausiedlung an der Karl-Forst-Straße das Backsteingebäude im neugotischen Stil. Die neuen Selbecker Katholiken brauchten ein eigenes Gotteshaus. Denn die nächste katolische Kirche lag „unten in Mintard“, wie es Rumbaum nennt. Für die Menschen der damaligen Zeit nicht leicht zu erreichen. Also musste eine eigene Kirche her. Graf Hubertus Spee zu Linnep schenkte das Grundstück und der „Selbecker Bergwerksverein“ finanzierte den Kirchenbau.
Dieser wurde der spanischen Mystikerin und Ordensreformatorin Teresa von Avila geweiht. Aber auch die Mutter von Bergwerksdirektor Karl Forst, der maßgeblich Geld zur Realisierung der Kirche beisteuerte, hieß Theresia. „Man munkelt“, plaudert Christof Rumbaum aus dem christlichen Nähkästchen, „dass die Namensgebung auch daher rühren könnte, aber das ist nicht belegt.“ Verwunderlich sei es aber schon, dass ausgerechnet eine Theresia die Namenspatronin für den Bergwerksstandort wurde. Und so sagt auch Christof Rumbaum: „Hier hätte eigentlich eine St. Barbara hingehört.“ Eben die Beschützerin der Bergleute.
Förderverein schießt Mittel dazu
Beschützt, so fühlt sich Christof Rumbaum, aber so oder so in „seiner“ Kirche. Hier ist der 48-Jährige zur Kommunion gegangen, war Messdiener, ist getraut worden, hat schon einige verstorbene Selbecker verabschiedet. Nur getauft worden ist der Selbecker hier nicht, sondern im Marienhospital. Die Kirche im Dorf zu lassen, das ist sein Anliegen, längst haben sie in Selbeck einen Förderverein gegründet, der Finanzmittel dazu schießt, wenn das Bistum passen muss. Der Pfarrei-Entwicklungsprozess sei im Gange, sagt Rumbaum, die Gemeinde dabei, ein Konzept zu erstellen, wie die Kirche vor Ort weiter zu nutzen ist. „Es ist fraglich, ob künftig noch regelmäßig Gottesdienste stattfinden werden.“
Noch aber schlagen die Glocken des Selbecker Doms regelmäßig. Dabei war eine im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen worden, eine andere im Zweiten Weltkrieg abtransportiert worden und schließlich auf dem Hamburger Glockenfriedhof wiedegefunden worden. „Die kam nach dem Krieg auf einer geschmückten Kutsche zurück nach Selbeck“, berichtet Rumbaum.
Ende der 70er Jahre umfassend restauriert
Ende der 70er Jahre wurde die Kirche umfassend restauriert und zeigt heute die ursprüngliche Ausgestaltung des Gewölbebereichs. Damals wurden auch die Fenster im Kirchenschiff installiert, auf denen der Essener Künstler Nikolaus Bette die apokalyptische Vision des Heiligen Johannes vom Gläsernen Meer abgebildet hat. Die fünf bunten Chorfenster stammen aus dem Jahr 1891. Nicht nur deswegen steht die 125 Jahre alte Kirche Sankt Theresia von Avila unter Denkmalschutz. „Abreißen wird wohl schwierig“, meint Rumbaum, zudem präge sie das Ortsbild. Ob aber der Wunsch seiner Teenager-Tochter in Erfüllung geht, auch irgendwann in Sankt Theresia von Avila zu heiraten, das weiß Christof Rumbaum nicht.
Gemeindefest am Sonntag, 10. September
Das Gemeindefest rund um den „Selbecker Dom“ findet am Sonntag, 10. September, statt. Es beginnt um 10.30 Uhr mit einem Familiengottesdienst. Anschließend wird rund um die Kirche ein buntes Programm angeboten, etwa mit Trödelständen, Tombola, Kinderspielen und Kirchenführungen (12 Uhr und 15 Uhr). Da am 10.September auch Tag des offenen Denkmals ist, wird ein Schwerpunkt der Führungen auf dem Motto „Macht und Pracht“ liegen.
Um 14 Uhr findet das „offene Singen“ in der Kirche statt. Der Erlös des Festes kommt, wie in den Vorjahren, den gemeinnützigen Projekten des Fördervereins der der katholischen Kirche Sankt Theresia von Avila zu Gute, sowie der Erhaltung der 125 Jahre alten denkmalgeschützten Kirche.