Mülheim. Ein Duisburger Ehepaar hat vor einem Jahr die Brohler-Villa in Mülheim-Speldorf gekauft und bekommt nun 160.000 Euro für die Sanierung.
Zehn Jahre lang stand die Brohler-Villa auf der Speldorfer Prinzenhöhe leer. Seit einem Jahr hat sie neue Eigentümer, die das denkmalgeschützte Gebäude von Grund auf sanieren wollen. Das Land fördert das Vorhaben mit 160.000 Euro.
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Wie sich kleine Kinder über ihr liebstes Weihnachtsgeschenk freuen, so begeistert sind Cansu und Aziz Iltümür über ihr neues Haus. Vor etwa einem Jahr hatte das Ehepaar aus Duisburg die fast 100 Jahre alte Villa in Speldorf für einen siebenstelligen Betrag erworben – wohlwissend, wie groß die Herausforderung wird, das Gebäude nach und nach wieder bewohnbar zu machen. „Das wird für uns eine Lebensaufgabe“, meinen die neuen Eigentümer.
Grundstück auf Mülheimer Prinzenhöhe ist 4000 qm groß
Eigentlich hatten sich die angestellte Architektin und der niedergelassene Augenarzt in der Nachbarschaft nach dem passenden Haus umgesehen und waren dann auf das 4000 Quadratmeter große Grundstück gestoßen. „Wir waren direkt verliebt“, erzählt Cansu Iltümür.
Das Anwesen aus dem Jahr 1923 gehörte zunächst dem Unternehmer Rudolf Schütz und befand sich dann seit 1929 im Besitz der Familie Schilling, die in fünfter Generation das Unternehmen Brohler Mineral- und Heilbrunnen betreibt. Es verfügt über eine Wohnfläche von 750 Quadratmetern, verteilt auf drei Vollgeschosse: eines mit repräsentativen Raumen, eines mit Schlafräumen und das oberste mit den Räumen für die damaligen Bediensteten.
Einbrecher entwendeten jede Menge historischen Bestand
In den vergangenen Jahren stand die Villa aber leer und war als sogenannter „Lost Place“ bereits ein gern gewähltes Fotomotiv für Hobbyfotografen. „Außerdem wurde dauernd hier eingebrochen und jede Menge historischer Bestand entwendet“, bedauert die neue Eigentümerin.
Rund 80.000 Baudenkmäler in NRW
Rund 80.000 Baudenkmäler gibt es in Nordrhein-Westfalen, 80 Prozent davon befinden sich in privater Hand. „Das sind 64.000 verschiedene Eigentümer", erklärte Ministerin Ina Scharrenbach am Mittwoch in Mülheim.
Ein Denkmal stehe für Identität und sei bedeutend für die Stadtgeschichte. „Dafür braucht es Menschen, die diese Geschichte erhalten wollen", betonte die Ministerin.
Neben Förderungen sei dafür auch privates Vermögen entscheidend. „Dazu gehört eben auch Geld, das ist keine rein ideelle Geschichte."
Daher stand bereits ein Abriss der Villa im Raum. „Ein Investor hätte aber den Villencharakter des Viertels zerstört“, glaubt Aziz Iltümür. Der wird nun erhalten. Dass die Brohler-Villa als Privatwohnsitz genutzt und nicht in ein Hotel oder ein Altenpflegeheim umgewandelt wird, kam offenbar bei den Behörden gut an.
Villa soll bis Ende nächsten Jahres bewohnbar sein
Und auch in der Nachbarschaft stieß die Erweckung aus dem Dornröschenschlaf auf viel Anerkennung. Zumal das Anwesen zuletzt vollkommen versteckt war. Durch die Fällung mehrerer Bäume ist es für die Umliegenden erst wieder sichtbar geworden.
Aktuell ist das komplette Gebäude aber bereits von Gerüsten umgeben. Die Restauration von Dach und Fassade hat begonnen. „Das Haus war leider in einem desolaten Zustand, es sah aus wie eine Ruine“, bedauert Aziz Iltümür – und ergänzt: „Aber man darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren, das habe ich im Medizinstudium gelernt.“ Mitte bis Ende nächsten Jahres soll die Villa wieder bewohnbar sein.
Förderung vom Land für den ersten Bauabschnitt
Auch NRW-Ministerin Ina Scharrenbach, zuständig für die Bereiche Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung, konnte sich einen Ausdruck des Erstaunens nicht verkneifen. „Wahnsinn“, sagte die Ministerin, als sie am Mittwochnachmittag auf der Prinzenhöhe ausstieg.
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Die CDU-Politikerin übergab dem Ehepaar Iltümür eigens eine Förderung in Höhe von 160.000 Euro, mit der der erste Bauabschnitt unterstützt wird. Dabei geht es in erster Linie um das Dach, die Fassaden und historischen Fenster. Im zweiten Abschnitt ist der Innenausbau an der Reihe, im dritten unter anderem der Garten. „Wir mögen einfach Herausforderungen“, betonte Cansu Iltümür.
Ministerin lobte den Mut der Eigentümer
Die Ministerin lobte ausdrücklich den Mut der neuen Eigentümer. „Das Beste, was einem Denkmal passieren kann, ist Bewohnung. So ein Engagement ist unbezahlbar“, sagte Scharrenbach.
Dass aber der Denkmalschutz auch so seine Tücken hat, musste Aziz Iltümür bereits feststellen: „Selbst für die Unkrautentfernung mussten wir eine Erlaubnis einholen. Das werde ich nie vergessen.“