Mülheim. Drei Jahre sind vergangen, seit die Projektgruppe „Styrum-Innenstadt-Eppinghofen“ im Einsatz ist. „SIE“ hat neue Erkenntnisse zu Jugendgruppen.

Wer die Schlagzeilen der vergangenen Monate liest, kann ein düsteres Bild der Innenstadt vor Augen haben: Massenschlägerei unter Jugendlichen in Stadtmitte, in Styrum, am Bahnhof, auf der Eppinghofer Straße. Im Einsatz ist hier seit gut drei Jahren das Polizeiprojekt SIE (Styrum-Innenstadt-Eppinghofen). SIE meldet seitdem einen Rückgang von Einsätzen, insbesondere bei Körperdelikten. Doch was kann die Schwerpunktarbeit tatsächlich leisten?

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Polizei: „Mülheim ist eine sehr sichere Stadt im Vergleich zu anderen“

Dass die Antwort keine einfache ist, weiß Polizeisprecher Lars Lindemann: „Mülheim ist eine sehr sichere Stadt im Vergleich zu anderen“, betont dieser dennoch mit Blick auf die rückläufige Kriminalitätsstatistik. Die spricht eine augenscheinlich deutliche Sprache: 38 Einsätze gab es 2020 in der Innenstadt wegen Randalierern und Körperverletzung – „für eine Innenstadt in dieser Größe ist das nicht dramatisch, auch wenn jeder Fall einer zu viel ist“.

In Sachen Ruhestörung sei die Innenstadt „inzwischen unauffällig“, der offene Drogenhandel an der Eppinghofer Straße, die Szene am Hans-Böckler-Platz, die Kifferszene am Styrumer Sportpark, Aquarius und nahe der Kita Wurzelzwerg seien ebenso verdrängt. Erfolge der kontinuierlichen Schwerpunktkontrollen.

Polizei sieht objektiv keine prekäre Situation an der Haltestelle Stadtmitte

Und aus Sicht des SIE-Teams ist auch die Haltestelle Stadtmitte kein Ort, durch den man nicht gehen könne. „Anhand von zwei Fällen in einem halben Jahr, kann man objektiv nicht von einer prekären Situation sprechen“, so ein Mitarbeiter des Teams, der namentlich nicht genannt werden möchte. Zudem sollen beide Ereignisse durch unterschiedliche Jugendgruppen, teils aus anderen Städten, entstanden sein.

Im aktuellen Fall etwa habe es sich um junge Leute gehandelt, die im Umfeld wohnen. Das haben Videoauswertungen nun ergeben. Auslöser der Schlägerei sei ein Streit zwischen zwei Mädchen gewesen, in den sich andere einmischten. 30 Jugendliche seien demnach involviert gewesen, ein großer Teil aber nur als Schaulustige. Für die Polizei daher „eine private Auseinandersetzung“. Der Mitarbeiter von SIE betont: . „Es treffen sich hier keine gewaltbereite Gruppen zu Massenschlägereien.“ Die Polizei habe die Gefährder angesprochen. Die Situation scheine nun beruhigt.

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Händleraussagen vor Ort schildern eine andere Lage

Die Lage in der Stadtmitte hatten Händler allerdings anders geschildert. Für sie ist der Vorfall kein Einzelfall. Sie berichten von regelmäßigen Jugendgruppentreffen, Drogenaustausch, Messern und immer wieder Schlägereien. Und sie fordern eine starke Präsenz von Ordnungskräften vor Ort. Auch der Bericht eines Sozialarbeiters schildert die Stadtmitte als Treff von gewaltbereiten, auch auffällig gewordenen Jugendlichen, die in prekären Situationen gefangen scheinen.

Wie ist der Zwischenbericht des Sonder-Teams der Polizei daher zu werten? Als „SIE“ vor gut drei Jahren an den Start ging, sollte es das Dunkelfeld aus Kriminalität, Drogenhandel und Gewalt aufhellen. Allerdings ohne dafür zusätzliches Personal für die Schwerpunktarbeit in einem großen Gebiet zu erhalten. Klar ist damit auch: Überall zugleich kann das Team nicht sein – sein Bild ist zwangsläufig unvollständig.

Aus anfänglich acht freiwilligen Einsatzkräften ist seit September 2020 aber immerhin ein festes Team von sechs geworden, was in der Beobachtung der Lage zumindest mehr Kontinuität verspricht. Junge Polizisten sind hier im Einsatz, um das Gefühl von Augenhöhe zu vermitteln. Und damit auch Vertrauen zu Jugendgruppen in der Innenstadt aufzubauen, präventiv zu arbeiten.

Team SIE: „Wir können nicht sagen, dass das Sicherheitsgefühl gering ist“

„Wir wollen nicht nur kontrollieren, sondern locker ins Gespräch kommen“, ist der Mitarbeiter vom nicht zuletzt präventiven Erfolg des Projekts SIE weiterhin überzeugt. Aus regelmäßigen Gesprächen mit Bürgern habe man zudem die Rückmeldung, dass diese positiv auf SIE regieren: „Wir können nicht sagen, dass das subjektive Sicherheitsgefühl gering ist.“