Mülheim. Ab Anfang Mai soll die Prioritätsgruppe 3 geimpft werden. Konkrete Zeitpläne gibt es noch nicht. Mülheims Feuerwehrchef befürchtet ein Chaos.
Über 46.000 Mülheimer haben bereits die erste Dosis ihrer Coronaschutzimpfung bekommen. Ab Anfang Mai sollen nun viele weitere die Möglichkeit bekommen: die Prioritätsgruppe 3, zu der unter anderem Lebensmittelverkäufer, Busfahrer und Lehrer weiterführender Schulen sowie Menschen mit verschiedenen Vorerkrankungen gehören. Der genaue Zeitplan ist noch unklar. Feuerwehrchef Sven Werner ist da noch skeptisch: „Das heillose Chaos ist vorprogrammiert.“
Das Problem sei, dass diese Gruppe sehr groß und vielfältig ist. „Das ist gewaltig.“ Und die Impfungen aller Impfwilligen der Prioritätsgruppe 2 sei noch nicht abgeschlossen. „Wir haben immer noch Über-80-Jährige, die ihre Zweitimpfung noch nicht bekommen haben und Über-70-Jährige, deren Erstimpfung noch ansteht.“
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5000 Impfungen im Mülheimer Impfzentrum wöchentlich
Bislang dürfe bereits auf die Prioritätsgruppe 3 zurückgegriffen werden, „bevor Impfdosen vernichtet würden“. Wenn kurzfristig Impftermine nicht eingehalten oder abgesagt werden, können beispielsweise Lehrer, Polizisten oder Mitarbeiter des Katastrophenschutzes einspringen – allerdings nur, wenn aus den Prio-Gruppen 1 und 2 niemand verfügbar ist.
Weil die Kapazitäten des Impfzentrums aktuell ausgeschöpft werden – rund 5000 Impfungen können auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal wöchentlich verabreicht werden –, wird es nicht einfach sein, die Mitglieder der dritten Prioritätsgruppe unterzukriegen. Termine werden knapp sein. „Es kann nicht sein, dass dann die schnell drankommen, die den längeren Atem am Computer oder an der Hotline haben“, sagt Sven Werner.
Impfen in Mülheim: Angebot für jeden Impfwilligen bis September
Zu berücksichtigen bei der Planung sind auch immer die anstehenden Zweitimpfungen. Die neuen Zeitabstände bei Astrazeneca – von neun auf zwölf Wochen Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung hatten die Abläufe ohnehin durcheinandergebracht.
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Plane man mit etwa der Hälfte Erst- und der anderen Hälfte Zweitimpfungen, könne das Impfzentrum etwa 2500 Erstimpfungen pro Woche durchführen – „aber nicht 10.000“, bremst Sven Werner die Erwartungen. „Geht es in dem Tempo weiter, können wir bis September allen Impfwilligen ein Angebot machen.“ Gerechnet wird mit einer Impfbereitschaft von rund 70 Prozent. Knapp 145.000 Mülheimer sind über 18 Jahre alt.
Zunächst seien laut Erlass für Mülheim zwei Impfstraßen vorgesehen gewesen, mit den vorhandenen drei seien die Kapazitäten ausgeschöpft, sowohl räumlich als auch personell. Auch sei der Impfstoff immer noch nicht in rauen Mengen verfügbar, vor allem das Abrufen von Biontech müsse exakt geplant werden, weil der Impfstoff empfindlich und nicht transportfähig ist. „Wir rufen den Impfstoff nur tagesscharf in Düsseldorf ab.“
Betriebsärzte könnten Impftempo deutlich beschleunigen
Hoffnung sieht Sven Werner in der Einbindung der Betriebsärzte. „Wir haben schon jetzt Anfragen von mehreren großen Firmen“, sagt der Feuerwehrchef. In Aussicht steht, dass die Firmen ab Juni ins Impfgeschehen eingreifen können. „Wenn zum Beispiel große Einzelhändler ihre Mitarbeiter selbst impfen, wäre das super.“
Allerdings befürwortet er klare Regeln, wer wo geimpft werden kann. Schon jetzt gebe es Schwierigkeiten, weil Personen ihre Impftermine nicht einhielten, weil sie sowohl beim Arzt als auch im Impfzentrum auf der Liste stehen. Kommen nun auch noch die Betriebsärzte dazu, sei es umso wichtiger, dass Impfwillige sich entscheiden, wo sie ihre Spritze bekommen.
Überrascht worden ist die Stadt am Mittwoch von der Ankündigung des Ministerpräsidenten Armin Laschets, besondere Impf-Aktionen in Brennpunkt-Stadtteilen zu planen. Konkrete Informationen gebe es laut Sven Werner noch nicht, der sich darüber ärgert, dass solche Pläne kommuniziert werden, bevor sie mit den Kommunen besprochen wurden.