Mülheim. Wer den Essener Grugapark besucht, kann sich jetzt über eine App registrieren: Luca. Auch Mülheim wäre gerne Modellstadt, ist es aber noch nicht.
Seit Wochen wird kräftig Marketing gemacht für eine neue App namens Luca. Sie soll helfen, Kontakte bei privaten Treffen und öffentlichen Events nachzuvollziehen. Entwickelt wurde sie von einer Gesellschaft, in der auch der Rapper Smudo mitmischt. Viele Bundesländer, darunter NRW, testen Luca gerade in ausgewählten Städten. Etwa in Essen.
Wer dort beispielsweise den Grugapark besuchen möchte, kann sich die kostenlose App auf dem Smartphone installieren und persönliche Daten hinterlegen. Am Eingang wird ein QR-Code gescannt, der dem jeweiligen Gerät zugeordnet ist. Man loggt sich ein und beim Verlassen des Geländes automatisch wieder aus. So soll die Registrierung künftig bei allen Veranstaltern laufen, die Luca nutzen. Falls während des Besuchs ein Corona-Fall auftritt, sollen laut App-Anbieter alle Personen informiert werden, die zeitgleich anwesend waren – und auch das Gesundheitsamt.
Auch die Stadt Mülheim möchte Luca probeweise und kostenlos nutzen
Das klingt zunächst einfach und wäre grundsätzlich auch für Mülheim interessant. Hier läuft Luca aber noch nicht. Warum, erklärt Stadtdirektor Frank Steinfort, der den Corona-Krisenstab leitet: Die Nachbarstadt Essen könne die App bereits kostenlos nutzen, weil sie eine Modellkommune des Anbieters ist. Laut Steinfort habe auch Mülheim angefragt, ob man gratis von dem Service profitieren könne, schließlich habe man ein gemeinsames Verkehrsunternehmen. Bislang gebe es allerdings keine Antwort der Firma. Mülheim wolle sich nun am Land orientieren, welche digitalen Kontaktverfolgungsmöglichkeiten NRW künftig nutzen will. „Wenn es vernünftig ist, sind wir dabei“, so Steinfort.
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Mitte März war Luca auch Thema im Mülheimer Sozialausschuss – auf Vorschlag von CDU und Grünen. Sie baten die Verwaltung um eine Prüfung, ob man Luca nutzen und auf diese Weise Kontakte leichter nachverfolgen könne. Denn die App sei mit dem IT-System „Sormas“ der Gesundheitsämter verbunden.
Auch das Mülheimer Gesundheitsamt habe einen Sormas-Zugang, berichtete dessen stellvertretender Leiter Thomas Hecker. Das Programm werde jedoch momentan nicht genutzt, da es mit einem erhöhten Arbeitsaufwand verbunden und viele wichtige Fragen noch offen seien.
Gesundheitsamt: Veranstalter müssen das Ein- und Auschecken überprüfen
Auch etliche andere Städte in der Region hätten für Sormas unterschrieben oder es sogar schon installiert, würden die Software aber noch nicht nutzen, ergab eine Abfrage des Gesundheitsamtes. Dies gelte etwa für Duisburg, Essen, Dortmund oder den Kreis Recklinghausen. Die Mülheimer Gesundheitsbehörde und ihr Diagnosezentrum sind mit einer Software ausgestattet (COE-Datenbank), die durch die städtische IT ständig angepasst und weiterentwickelt wird.
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Der stellvertretende Amtsleiter erklärte aber auch: Das Amt für Gesundheit und Hygiene stehe der Luca-App „offen gegenüber“. Mehrere Voraussetzungen müssten erfüllt sein: Zum einen sollte Luca flächendeckend über die NRW-Landesregierung eingeführt werden. Zum anderen müsse sichergestellt sein, dass die hinterlegten persönlichen Daten auch wahrheitsgetreu sind, dass Veranstalter das Ein- und Auschecken ihrer Gäste kontrollieren.
Bisherige Erfahrung: Kontakte werden oft verschwiegen, um Quarantänen zu vermeiden
Noch einen weiteren Punkt gibt Hecker zu bedenken: Die Luca-Nutzer müssen ihre Daten aktiv mit dem Gesundheitsamt teilen, das Amt von sich aus kann über die App keine Kontakte ermitteln, sondern muss die Betroffenen weiterhin anrufen und befragen. Die App könne die Ermittlungsarbeit erleichtern, fasst Hecker zusammen, „jedoch nur, wenn die Bürger freiwillig ihre Daten teilen. Leider haben wir bisher die Erfahrung gemacht, dass Kontakte bewusst verschwiegen werden, um Quarantänen zu vermeiden. Dies wird auch die Luca-App nicht verhindern.“
Auch Warn-App wird weiterentwickelt
Im Gegensatz zu Luca bietet die Corona-Warn-App der Bundesregierung bisher keine Möglichkeit, sich bei Veranstaltungen zu registrieren.
Nach Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums wird an einer solchen Funktion aber gearbeitet. Sie soll in Kürze kommen und ebenfalls mit QR-Codes funktionieren.
Anders als bei Luca müssten die Nutzer aber keine persönlichen Daten eingeben, so dass auch keine Kontaktnachverfolgung durch das Gesundheitsamt möglich wäre.
Die erweiterte Corona-Warn-App wäre somit eher für private Treffen geeignet.
Dennoch soll geprüft werden, ob sich Luca in das Mülheimer IT-System einbinden lässt, und welche Kosten die Anwendung der App nach sich zieht.
„Wir würden es gerne machen“, stellte auch Stadtsprecher Volker Wiebels in dieser Woche noch einmal klar. Aber erst müssten die rechtlichen Rahmenbedingungen durch das Land abgeklärt werden. „Wir gehen davon aus, dass das Land einen Rahmenvertrag mit Luca schließt und auch die Kosten trägt.“