Mülheim. Die Mülheimer Stahlgrößen Mannesmann Grobblech und Europipe leiden unter Auftragsmangel. Davon zeugt die Jahresbilanz der Salzgitter AG.
Die Mülheimer Werke von Salzgitter Mannesmann Grobblech (MGB) und Europipe haben weiter gewichtige Auslastungsprobleme. Das offenbarte am Montag die veröffentlichte Jahresbilanz samt Ausschau der Salzgitter AG.
Der Geschäftsbereich Grobblech/Profilstahl der AG verbuchte 2020 abermals einen Verlust, diesmal in Höhe von 94,4 Millionen Euro vor Steuern. Auch 2020 hat das Mülheimer Grobblech-Werk Stellenabbau erlebt. Im Geschäftsbereich, zu dem MGB im Konzern zählt, war laut Geschäftsbericht zum Jahresende der Anteil der Betriebe mit Kurzarbeit weiterhin hoch, wenn auch mit deutlich abnehmender Intensität gegenüber den im Sommer erreichten Höchstständen. Im Jahresdurchschnitt waren demnach konzernweit monatlich 4233 Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen.
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Grobblech-Markt: Salzgitter AG spricht von „unverändert angespannter Marktlage“
Auch für das laufende Jahr sieht der Konzern „eine unverändert angespannte Marktlage“ mit gleichbleibend hohen Billig-Importen im Grobblech-Segment sowie grundsätzlich fehlenden Aufträgen zur Lieferung von Vormaterial für Rohrleitungen. Erneut wird mit einem deutlichen Vorsteuerverlust gerechnet.
Auch das Werk von Europipe, ein Joint Venture von Salzgitter AG und Dillinger Hütte, hat weiter zu kämpfen. Aufgrund des Einbruchs des Öl- und Gaspreises seien in Europa im Jahr 2020 kaum Großrohrprojekte zur Ausschreibung gekommen, heißt es. Zudem seien wegen der Corona-Auswirkungen aussichtsreiche Projekte verschoben worden. So verbuchte auch der Geschäftsbereich Mannesmann ein dickes Minus im Vorsteuerergebnis (62 Millionen Euro).
Europipe: Großauftrag sorgt zumindest für eine Grundauslastung
Laut Konzernangaben verzeichnet der Geschäftsbereich Mannesmann 2021 nach wie vor „eine insbesondere im Großrohrgeschäft schwierige Marktlage, die sich jedoch gegenüber dem stark von den Corona-Auswirkungen beeinflussten Vorjahr verbessern sollte“. Die Europipe-Gruppe sei trotz der Produktion des Auftrages „Qatargas“, die in Deutschland die Grundlast sichere, weiterhin von einer unbefriedigenden Auslastung gekennzeichnet. Die Salzgitter AG erwartet für den Geschäftsbereich Mannesmann auch für 2021 ein negatives, wenn auch sichtbar verbessertes Vorsteuerresultat.
Insgesamt bilanzierte die Salzgitter AG im Geschäftsjahr 2020 einen Verlust vor Steuern in Höhe von 196,4 Millionen Euro. Sie schüttet erneut keine Dividende aus, peilt dieses für 2021 aber an. Mit 32,5 Prozent Eigenkapitalquote (Ende 2019: 34,1 Prozent) verfügt die Salzgitter AG weiterhin über eine stabile Bilanz.
Salzgitter-Vorstandschef Fuhrmann sieht auch Positives im Geschäftsjahr 2020
Der Vorstandsvorsitzende Heinz Jörg Fuhrmann äußerte sich zum Corona-Geschäftsjahr 2020 trotz der Verluste zufrieden. Erstens habe die langfristig orientierte und auf ein ausbalanciertes Portfolio ausgerichtete Konzernstrategie „erneut ihren Wert gezeigt“. Zweitens wirke die „von Identifikation, Motivation und Disziplin geleitete Unternehmenskultur“. So sei es gelungen, der Krise mit verschiedensten Sofortmaßnahmen in allen Konzerngesellschaften zu begegnen, so dass die Liquidität des Unternehmens trotz der enormen Herausforderungen ohne externe Mittelzufuhr habe erhalten werden können. (sto)