Mülheim. Im Sommer geht es raus auf die Drehscheibe. Der Ringlokschuppen in Mülheim will einen Großteil der Veranstaltungen nach draußen verlegen.
Kultur soll es in Mülheim im Sommer möglichst draußen geben. Das Theater an der Ruhr plant Freiluft-Aufführungen (wir berichteten) – und auch der Ringlokschuppen entwickelt gerade ein umfangreiches Open-Air-Programm für Juni und Juli. „An jedem Wochenende soll es dann auf der Drehscheibe Tanz, Theater, Konzerte und Kabarett geben. Wir ertüchtigen die Außen-Bühne für unterschiedlichste Formate“, kündigt Matthias Frense, der Leiter des Ringlokschuppens, an.
Mix von Beiträgen aus Tanz, Theater, Kabarett, Musik
Anlehnen möchte man sich dabei ein wenig an die „Logik des 100pro-Festivals“. Es soll Abende geben, die Beiträge aus verschiedenen Sparten vereinen, damit der Tanzfan auch einmal ins Kabarett hineinschnuppern, der Theaterfreak sich auch an Musik erfreuen kann. „So bringen wir auch verschiedene Publika zusammen und schaffen Begegnung“, erläutert Frense. Mit Blick auf Corona werde man allerdings sicherlich auch im Frühsommer noch mit eingeschränkter Besucherzahl arbeiten.
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Ob und wann es wieder möglich sein wird, in den Theatersaal einzuladen, bleibt abzuwarten. Das Team des Ringlokschuppens hofft, dass das Tanz NRW Festival im Mai stattfinden kann. Ob im April schon eine Premiere der Berliner Gruppe Futur II Konjunktiv vor reduziertem Publikum über die Bühne gehen kann? „Wir sind realistisch und bereiten uns auch darauf vor, die Produktion zu streamen“, sagt Matthias Frense. Überhaupt plane man derzeit immer mit A- und B-Variante. In die digitale Darbietung habe man sich immer mehr hineingefunden, habe Experimente gewagt, die erstaunlich gut funktioniert hätten – etwa die komplett digitale Fassung des Shiny-Toys-Festivals oder ein Film der Gruppe KGI zu „Sieg über die Sonne“.
Hungrig auf Live-Aufführungen
Doch die Kulturliebhaber sind eigentlich hungrig aufs Analoge. „Gerade in letzter Zeit haben wir wieder viele Rückmeldungen gekriegt, die uns zeigen, dass die Sehnsucht der Menschen nach Live-Erlebnissen groß ist“, berichtet Tobias Fritzsche, Sprecher des Schuppens. Auf den Startschuss zum regulären Betrieb werde man vorbereitet sein.
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Denn: Geprobt wird unter strengen Corona-Regeln derzeit recht viel im Haus. So bereitet zum Beispiel das Künstler-Kollektiv KGI die Performance „Ur-Heidi – eine Heimsuchung“ vor, Maura Morales entwickelt die Choreographie „Efecto mariposa“, HartmannMueller erarbeiten mit ihrem Ensemble die Tanzproduktion „No fun“.
Jetzt im März stehen diverse digitale Angebote auf dem Spielplan, etwa eine „tolle Antirassismus-Lesereihe“ (siehe Infobox). Keinen Stillstand gibt es trotz Corona auch beim Programm „Selbermachen“ für Mülheimer Bürger. Viele Kurse finden online, meist als Video-Konferenz statt – unter anderem etwa Tanzproben für Menschen 55+, ein Schreibworkshop für Frauen, Kindersprachkurse, etc.
Krise durch Drittmittel und staatliche Hilfen abgefedert
Das Team des Ringlokschuppens – derzeit in Kurzarbeit – beschäftigt sich momentan auch mit der digitalen Aufrüstung, der technischen Instandsetzung und mit Renovierungen im Haus – vor allem des Foyers. Dass die Politik (Koalitionspapier CDU/Grüne) der Kultur in der Stadt – und damit auch dem Schuppen – noch mehr Bedeutung als Standortfaktor beimessen will, freut Matthias Frense: „Endlich! Die Stadt hat kulturell viel zu bieten und wir sind stolz darauf.“ Auch, dass man weiter über digitale Kulturformate nachdenken will, sei zu begrüßen. „Eine Diskussion darüber mit möglichst vielen Beteiligten bringt uns weiter.“
Spielplan im März
Eine Online-Premiere der Gruppe KGI unter dem Titel „Ur-Heidi – eine Heimsuchung“ steht am 12. März um 20 Uhr auf dem Spielplan (auch am 13. März).Es folgen zwei Lesungen mit Diskussion (online) im Rahmen der Reihe „Das Problem heißt Rassismus“:Charlotte Wiedemann liest am 18. März um 20 Uhr aus „Der lange Abschied von der weißen Dominanz“.Am 25. März liest Mohamed Amjahid aus „Der weiße Fleck“.Zudem gibt es Veranstaltungen der Silent University und Selbermachen-Workshops. Infos: www.ringlokschuppen.ruhr/spielplan
Finanziell kommt der Ringlokschuppen trotz Corona-Krise noch ganz gut über die Runden – auch dank der nicht unerheblichen eingeworbenen Drittmittel. „Wir haben mit großem Engagement zig Projektanträge geschrieben, auch neue Fördermöglichkeiten voll genutzt. Die Hilfen, die wir bekommen haben, haben die Situation bisher abgefedert“, sagt Matthias Frense. Auf das Sommerprogramm im Freien, auf beinahe normale Kulturerlebnisse, freue man sich nun unheimlich.