Mülheim. Die angeblichen Giftköder am Papenbusch in Mülheim sind wohl nur Efeubeeren. Eine Hundebesitzerin rätselt weiter, woran ihre Lina qualvoll starb.

In einer eiligen Aktion hat das Mülheimer Ordnungsamt am Dienstag Flatterband gezogen und Warnhinweise aufgehängt. In der Papenbuschsiedlung wurden rote und gelbe Kügelchen gefunden, die – so die erste Vermutung – höchstwahrscheinlich giftig seien. Nachmittags erschien auch eine Warnung auf der Facebookseite der Stadt – zu spät, kritisieren einige, die dort kommentieren. Denn in den letzten Wochen seien schon zwei Hunde gestorben. Oder sogar drei?

Mülheimer Umweltamt hat die Kügelchen untersucht: Keine Giftköder

Inzwischen ist aber nahezu sicher, dass die Kügelchen, die dort großflächig verteilt lagen, nicht die Todesursache waren. Nachdem ein Schädlingsbekämpfer zunächst Rattengift in Betracht gezogen hatte, brachte eine Untersuchung durch das Mülheimer Umweltamt am Mittwochmittag Klarheit: „Es handelt sich um eine organische Substanz“, teilte Stadtsprecher Volker Wiebels mit. „höchstwahrscheinlich Beeren vom Efeu. Mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit sind es keine ausgelegten Giftköder.“

Mitarbeiter der Stadt Mülheim haben die Grünanlagen am Papenbusch untersucht.
Mitarbeiter der Stadt Mülheim haben die Grünanlagen am Papenbusch untersucht. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Nun sind auch Efeufrüchte giftig, doch Hunde fressen die bitteren Beeren äußerst selten, erst recht nicht in größeren Mengen. Daher ist Christine Jäger sich sicher, dass es keine Efeubeeren waren, durch die ihre belgische Schäferhündin am 29. Januar qualvoll verendete – nach einem Spaziergang genau an dieser Stelle am Papenbusch. „Sie war auch angeleint, ist nicht frei gelaufen.“

Hundebesitzerin klagt: „Nichts passiert“

Die Dümptenerin ist immer noch aufgebracht. Nicht nur wegen des schrecklichen Erlebnisses, sondern auch, weil lange „nichts passiert ist“, wie sie sagt. Trotz wiederholter Hinweise an das Ordnungsamt und die Polizei.

Christine Jäger wohnt selber im Papenbuschviertel. Nach einer abendlichen Runde am 29. Januar gegen 19.30 Uhr, die vorbei an der Stahlstraße und am Kleeberg führte, habe ihre Hündin plötzlich extrem gespeichelt, ein typisches Vergiftungssymptom. Die Hinterbeine seien weggeknickt. Die geschockte Hundebesitzerin packte Lina ins Auto, wollte sie schnell in die Tierklinik Kaiserberg bringen, „aber sie ist schon auf dem Weg ganz schlimm verendet. Bevor Lina starb, ist sie im Wagen noch gegen die Fensterscheiben gesprungen, gegen das Gitter“. Furchtbar mitanzusehen.

Junge Schäferhündin ist auf dem Weg zur Tierklinik qualvoll gestorben

Die Schäferhündin war erst 18 Monate alt und völlig gesund. Ihr Frauchen hat sie dann am späten Abend in der Tierklinik zurückgelassen, wo sie eingeäschert wurde. „Auf eine Obduktion habe ich aber verzichtet.“

Hündin Lina starb am 29. Januar mit Vergiftungssymptomen - nach einem Spaziergang am Papenbusch.  
Hündin Lina starb am 29. Januar mit Vergiftungssymptomen - nach einem Spaziergang am Papenbusch.   © Christina Jäger

Gleich am nächsten Morgen, also am 30. Januar, habe sie die Polizei informiert, sagt Christine Jäger. Beamte seien auch vor Ort gewesen, gemeinsam hätten sie den Bereich nach Giftködern abgesucht, besonders den Spielplatz an der Papenbuschstraße. Aber die Suche endete ergebnislos. „Und ich war völlig verzweifelt, weil die Polizei nichts für mich tun konnte.“

Die Polizei bestätigt, dass es in jüngster Zeit mehrere Hinweise auf Giftköder am Papenbusch gab und mehrere Einsätze vor Ort. Auch eine Anzeige liege vor. Um in der Sache weiterzukommen, wird die Bevölkerung um Hinweise gebeten.

Gemeinsam mit der Polizei den Spielplatz abgesucht

Auch Christine Jäger will dran bleiben. Wenige Tage nach Linas Tod habe sich ein junger Mann bei ihr gemeldet, der in der Stahlstraße wohnt. Sein Hund sei am 26. Januar auf ganz ähnliche Weise gestorben – nach einer kleinen Runde, die kaum weiter als vor die Haustür führte. Seitdem seien die Hundebesitzer am Papenbusch alarmiert, berichtet Christine Jäger. „Man kennt sich ja untereinander.“ Sogar von einem dritten Todesfall habe sie gehört.

Hundebesitzer warnen sich gegenseitig

Immer wieder tauchen in Mülheim gefährliche Köder auf, die Hundebesitzer in Angst und Schrecken versetzen.

So wurden kurz vor Weihnachten in Saarn Päckchen entdeckt, in denen Nägel steckten.

Hundebesitzer warnen sich in solchen Fällen gegenseitig, etwa über Facebookgruppen.

Die Internet-Plattform Giftköder-Radar sammelt Hinweise aus ganz Europa. Dort kann man Fundorte aktuell melden. Auch vor den verdächtigen Kügelchen in Mülheim-Dümpten wird hier seit 16. Februar gewarnt.

Sie hätten „Radau geschlagen“, bis die Stadt endlich etwas unternommen habe. Doch die Analyse der gelben und roten Knubbel durch das Umweltamt hilft der Frau, die ihre Hündin verlor, nicht weiter. Es sind nur Efeubeeren. „Aber Fakt ist: Unsere Hunde sind tot.“ Sie und andere Anwohner hätten am Wochenende selber verdächtige Fundstücke gesammelt, rötliche Kügelchen, in einem Marmeladenglas. „Die lagen nicht an Hecken, die lagen überall, sogar auf einem Balkon im ersten Stock.“ Die Stadt habe die dubiosen Teilchen entgegen gekommen, um sie ebenfalls zu untersuchen. „Ein Mysterium“, meint Christine Jäger. Für sie: ein Drama.

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