Mülheim. Der Verein AwiS konnte jetzt den Rohbau des neuen Mehrgenerationenhauses in Mülheim besichtigen. MWB wirbt um weitere Mieter für das Wohnprojekt.

Wenn das, wofür man sich seit Jahren einsetzt, endlich Gestalt annimmt, so ist das schon ein ganz besonderer Moment. Im September 2013 hat sich eine Gemeinschaft in Mülheim gefunden, um ein generationsübergreifendes Wohnprojekt auf die Beine zu stellen. Wenig später gründete sich der Verein „AwiS - Anders wohnen in Speldorf“ und nahm 2015 die MWB (Mülheimer Wohnungsbau-Genossenschaft) als Bauherrin mit ins Boot. Gut sechs Jahre danach können die Vereinsmitglieder nun einziehen: Der Rohbau des Mehrfamilienhauses steht fertig an der Friedhofstraße 44 und soll Mitte November bezugsfertig sein. Und es sind sogar noch einige der insgesamt 27 Wohnungen frei.

Wichtig für alle Hausbewohner ist die gute, die verlässliche Nachbarschaft

Für den AwiS-Vorstand konnten Karl-Heinz L’hoest, Renate Vetter und Ulrike Bockermann am Dienstag erstmals die Baustelle betreten, sich vom MWB-Architekten einzelne Wohnungen zeigen lassen. Das wichtigste ist für alle künftigen Hausbewohner die Gemeinschaft, die gute, die verlässliche Nachbarschaft für alle Generationen. Normalerweise zieht man ein in eine bestehende Hausgemeinschaft. „Aber wir wollten es umgekehrt machen: Erst die Gemeinschaft bilden und dann das Haus drumherum bauen“, bringt es Karl-Heinz L’hoest, Gründungsmitglied des Vereins, auf den Punkt.

Die Außenansicht des neuen MWB-Mehrgenerationenhauses an der Friedhofstraße in Mülheim. Im November ist das Haus bezugsfertig. Es sind auch noch einige Wohnungen frei.
Die Außenansicht des neuen MWB-Mehrgenerationenhauses an der Friedhofstraße in Mülheim. Im November ist das Haus bezugsfertig. Es sind auch noch einige Wohnungen frei. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

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So konnte der Verein von Anfang an mitplanen, sich mit dem MWB-Architekten Ingo Schell besprechen. „Der Wohnungsmix und die Grundrisse wurden mit dem Verein abgestimmt“, erklärt Schell, der das ganze Gebäude nach den Vorstellungen von AwiS gestaltete. So gibt es nur ein zentrales Treppenhaus, nicht mehrere für das große Gebäude, über Laubengänge mit Aufenthaltsqualität und Blick in den späteren Garten kommt man zu den einzelnen Wohnungen. Begegnungsräume für den Alltag wurden so geschaffen, aber auch zusätzlich spezielle Orte für die Gemeinschaft: der große Gruppenraum mit Terrasse im Erdgeschoss, ein Spielplatz, eine Wiesenfläche, aber auch ein Nutzgelände zum gemeinsamen Gärtnern.

27 Wohnungen zwischen 53 und 105 qm entstehen an der Friedhofstraße

Die Außenbereiche werden zwar erst gestaltet, wenn das Haus fertig ist, aber Bauleiter Ralf Hundshammer sieht da keine Probleme: „Wir sind im Zeitplan.“ Unter anderem hatten zuvor Verzögerungen im Bebauungsplanverfahren und die Schaffung der notwendigen Stellplätze zusätzliche Zeit gekostet, berichtet der MWB. 23 Garagen und fünf Stellplätze wird es geben, davon sind drei breiter angelegte Behindertenstellplätze, zwei davon wiederum sind als Carport angelegt und überdacht.

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Insgesamt 27 Wohnungen zwischen 53 und 105 Quadratmetern sind an der Friedhofstraße entstanden, über ein Drittel ist davon sozial gefördert, berechtigt ist die Einkommensgruppe B. Berechtigte zahlen hier 6,50 Euro pro Quadratmeter, die nicht sozial gebundenen Wohnungen kosten 10 bis 11 Euro/qm, so der MWB auf Anfrage. Vor allem von den Dreizimmerwohnungen um die 80 qm sind noch einige frei.

Verein AwiS: Kontakt und Ziele

Über weitere Mitglieder freut sich der Verein AwiS. Wer Kontakt aufnimmt, könnte schon im November an der Friedhofstraße in eine der noch freien Wohnungen einziehen. Kontakt: Karl-Heinz L’hoest, 0208 8214208

Unter www.anders-wohnen-in-speldorf.de findet man mehr Infos über den Verein und sein Konzept. Ein Ziel des Vereins ist: „Durch das Zusammenleben von Jung und Alt, Familien, Paaren und Singles sollen Integration und Toleranz gefördert, Isolation und Vereinsamung vermieden und junge Familien und Alleinerziehende unterstützt werden.“

Das Besondere bei dem Wohnprojekt, das barrierearm gebaut ist: Wer hier einziehen möchte, muss sich beim Verein AwiS um eine Wohnung bewerben. So können sich die künftigen Hausnachbarn schon einmal gegenseitig beschnuppern, ob es denn auch passt. Die neuen Mieter müssen dann Mitglied bei AwiS sein und natürlich auch Genossenschaftsmitglied beim Vermieter MWB. Schon jetzt spiegelt die Zusammensetzung der Mietparteien den Mehrgenerationengedanken, inklusiv und vielfältig: Es werden Senioren und Familien mit Kindern einziehen, Alleinerziehende, Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, Menschen mit Migrationshintergrund, Singles und Paare.

Auch Fördermitglieder hat der Verein AwiS - Anders wohnen in Speldorf

Der Verein hat inzwischen 25 Mitglieder. Nicht alle werden einziehen, nicht alle werden zum jetzigen Zeitpunkt einziehen. „Wir haben auch Fördermitglieder und jene, die auf einer Warteliste stehen“, sagt Vorstandsmitglied Karl-Heinz L’hoest. Das neue Haus soll nicht nur bewohnt, es soll auch mit (kulturellem) Leben gefüllt werden: Musikprogramme, Lesungen, nennt Renate Vetter Beispiele für die Nutzung des Gemeinschaftsraums, den auch jeder Mieter für private Feiern buchen kann.