Mülheim. Graffiti-Schmierereien mit Schalke-Symbolik nehmen in Mülheim zu, sagt die Polizei. Darunter sind großflächige Bereiche wie an der Ruhr.
Die Polizei nimmt derzeit in Mülheim verstärkt Graffiti-Schmierereien in den Fokus und bittet dabei auch die Bevölkerung um mehr Aufmerksamkeit. In den vergangenen Wochen haben laut Polizei gesprühte Botschaften, die sich auf einen Bundesligaverein beziehen, in der Stadt deutlich zugenommen.
Für Empörung hatte vor wenigen Wochen im Januar eine zwei Meter hohe gesprühte Botschaft „„Blau und Weiß für immer . . . “ an einer Natursteinwand am Leinpfad gesorgt. Auch die Rückwand des Hochschul-Parkhauses am Radschnellweg in Broich wurde entsprechend besprüht. Die Kosten für die Entfernung der Sachbeschädigung seien hoch, so die Polizei. Und die Stadtverwaltung hat im Nothaushalt das Geld dafür nicht übrig.
Kaum ein Mülheimer Stadtteil ist ohne Schmierereien, so die Polizei
Die Polizei erwischt immer mal wieder Sprayer, wie vor wenigen Tagen am U-Bahnhof Eichbaum. Illegale Sprayer müssen mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen. Doch sind der Polizei aktuell vor allem Schmierereien mit Schalke-Symbolik, auch großflächig wie am HRW-Parkhaus, aufgefallen. „Es gibt wohl kaum einen Stadtteil, wo es keine Schalke-Schmierereien gibt“, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Mal ist ein „S 04“ auf einem Stromkasten, auf einem Verkehrsschild oder in einer Unterführung, mal ein großformatiges Graffito wie der rund 150 Meter lange Schriftzug am Leinpfad, unterhalb der Tomate. Am Ende dieses Mega-Graffitos kennzeichneten sich die Täter am 10. Januar 2021 selbst als „Ultras Gelsenkirchen“, wobei die tatsächliche Verantwortlichkeit noch polizeilich ermittelt werden muss.
Doch bisher gibt es noch keine näheren Erkenntnisse. Bereits im Vorjahr, am 22. April 2020, beschmierten Unbekannte an derselben Stelle die Natursteinwand mit ähnlichen Zeichen, hinterließen die Schrift „Ultras GE“ und „S04“. Damals konnte die Mülheimer Stadtverwaltung noch die hohen Kosten für die Beseitigung der Schäden tragen.
Die Polizei schätzt, dass es sich bei den Verursachern um eine Gruppe junger Männer handelt, die möglicherweise in unterschiedlicher personeller Zusammensetzung sprüht, sicher auch mal allein. Die Schalke-Symbolik der Graffiti sei oft gleich, die Farben auch.
So berichteten Anwohner in Broich der Polizei von Beobachtungen an der HRW, wo am Freitag, 4. Dezember 2020, gegen 2 Uhr vier Personen große Zeichen – „UGE“, „Ultras“, „ACAB“ und „Schalke 04“ – auf eine Rückwand des neuen Parkhauses gesprüht hatten. Auch ein so großes Graffito wie das an der Ruhr sei wohl kaum von einer einzigen Person gemacht worden, so Peter Elke.
Die Kosten für die Entfernung liegen im sechsstelligen Bereich
Die Kosten für die Entfernung des großen Schriftzugs am Ruhrufer hat die Stadt vorsichtig auf 10.000 bis 15.000 Euro geschätzt. Kleinere Graffiti auf Stromkästen sind vielleicht für einige hundert Euro zu entfernen. „Insgesamt entstehen da aber schnell mal Kosten im sechsstelligen Bereich“, so Peter Elke. „Darüber sind sich die Leute oft gar nicht im Klaren.“
Zwei Kripobeamte kümmern sich in Mülheim im Wechsel schwerpunktmäßig auch um Graffiti-Schmierereien. Manche Schmiererei geht da wohl auch unter, weil sie niemand anzeigt, sich keiner zuständig fühlt. Die Polizei nimmt an, dass aus diesen Gründen vor allem öffentliche Flächen besprüht werden, Bereiche, die eben der Allgemeinheit gehören.
Wo Graffiti Kunst ist
Graffiti steht nicht nur für Vandalismus oder Sachbeschädigung, sondern ist auch eine Kunstform. Die anspruchsvolle Gestaltung von Außenwänden kann man auch in Mülheim sehen.
So haben die Graffiti-Künstler Marten Dalimot und Fabian Eidt eine Unterführung am Bahnhof in Styrum auf 800 Quadratmetern mit lokalen Motiven und in freundlichen Farben gestaltet.
Während an mancher privater Hauswand ein Graffito schnell entfernt wird, so ist im öffentlichen Bereich oft gar nicht das Geld dafür da, auch wenn die Taten, wie an der Natursteinwand am Leinpfad, bei der Polizei angezeigt werden. Doch mit dem meterlangen Bekenntnis zum Gelsenkirchener Verein werden die Mülheimer Bürger erst einmal leben müssen.
Mülheims Stadtsprecher Volker Wiebels: „Mit einem ungenehmigten Haushalt können wir nur Pflichtaufgaben durchführen. Alle freiwilligen Aufgaben liegen auf Eis.“ Nur Naziparolen und sexistische Sprüche müssten allerdings sofort entfernt werden. Alles andere bleibe erst mal. Das gelte auch für Graffiti an anderer Stelle. Kleinere Schmierereien an Schulen oder Kitas könnten oft vom Hausmeister entfernt werden. Doch für die Mauer an der Ruhr müsse schon eine Fachfirma beauftragt werden. „Der Naturstein ist sehr porös. Die Farbe hat sich da richtig reingefressen“, so der Stadtsprecher.
Das Mülheimer Kripokommissariat 35 fahndet nun auf Grundlage der Zeugenhinweise gezielt nach den Tätern, die zumeist in den Stadtteilen Speldorf und Broich, jedoch auch in der Flughafensiedlung Raadt an der Zeppelinstraße ihre blau-weißen Schmierereien hinterlassen haben. Hinweise von Zeugen nimmt die Polizei unter der zentralen Rufnummer in Essen entgegen: 0201-829-0.