Mülheim. Das Mülheimer Stromnetz ist im Bundesvergleich recht stabil. Der Netzbetreiber Westnetz ist aber besorgt über das neue Phänomen „Sommerfrost“.

Ein Kurzschluss in der Kaffeemaschine – schon ist der Strom weg. Stecker ziehen und Sicherung wieder rein, das war es dann meistens auch schon. Doch wenn die Störung vor dem Hausanschluss geschieht, durch Beschädigung eines Kabels oder eines Verteilerkastens, ist der Netzbetreiber „Westnetz“ gefordert. In Mülheim waren die Bürger, statistisch gesehen, zuletzt weniger häufig ohne Strom als im Bundesdurchschnitt.

Das Mülheimer Stromnetz stellt sich im Bundesvergleich recht stabil dar, folgert Angie Kreutz, Pressesprecherin von Westnetz, nach dem Vergleich der Daten der Bundesnetzagentur. So war im Jahr 2019 im Durchschnitt jeder Mülheimer 9,94 Minuten lang ohne Strom. Der Wert der Bundesnetzagentur für ganz Deutschland lag in 2019 deutlich höher, nämlich bei 12,2 Minuten. 2020 lag der Durchschnittswert für Mülheim sogar noch niedriger, bei 9,53 Minuten. Damit, so Kreutz, liege Mülheim statistisch deutlich unter dem Durchschnitt. Zum Vergleich: Die Nachbarstadt Essen hatte weitaus schlechtere Werte: In Essen war jeder Bürger in 2020 im Schnitt fast 15 Minuten ohne Stromversorgung.

Mülheim hat insgesamt rund 2100 Kilometer Stromkabel

Als Verteilnetzbetreiber kümmert sich Westnetz mit 95 Mitarbeitern um Betrieb und Wartung der Stromnetze in Mülheim und Essen, und zwar rund um die Uhr. Zehn Umspannanlagen gibt es in Mülheim. Dort wird der Strom heruntertransformiert auf 10.000 Volt – das ist die so genannte Mittelspannung. Rund 1050 Trafostationen (die großen, grünen Kisten) und 1500 Kabelverteiler-Schränke bringen den weiter heruntertransformierten Strom als Niederspannung dann über Abzweige in die Hausanschlüsse. Die Kabel, die dafür nötig sind, haben eine immense Ausdehnung: Rund 2100 Kilometer Stromnetz hat Mülheim (Essen: 7500 km). Zum Vergleich: Das Straßennetz in Mülheim ist mit rund 900 Kilometern deutlich kürzer.

Tipps, wenn der Strom ausfällt

Wenn zu Hause der Strom ausfällt, sollte man erst einmal kontrollieren, ob das nur in der eigenen Wohnung so ist, und den Sicherungskasten kontrollieren, empfiehlt Angie Kreutz. Oder ist der Strom im ganzen Haus, oder womöglich in der ganzen Straße weg?

Damit es, wenn der Strom plötzlich wieder kommt, nicht zu gefährlichen Situationen oder zu Beschädigungen durch plötzliche Spannungsspitzen kommt, sollte man die zuvor betriebenen Geräte ausschalten: Bügeleisen, Fernseher, Computer, Werkzeuge. Kühl- und Gefrierschränke sollten möglichst geschlossen bleiben, so können sie die Kühlung lange erhalten.

Mehr Infos, falls der Strom ausfällt, bekommt man bei Westnetz: 0800 4 11 22 44 oder unter https://iam.westnetz.de/fuer-energieverbraucher/stoerungen-und-geplante-abschaltungen oder unter www.stoerungsauskunft.de.

Im vergangenen Jahr gab es in Mülheim insgesamt 16 Stromausfälle im Mittelspannungsbereich. Das ist besonders folgenreich, erläutert Angie Kreutz, weil dann immer mindestens 200 Hausanschlüsse vom Stromausfall betroffen sind, meistens aber mehr. Von diesen 16 Störungen waren zwei durch den Tiefbau fremdverschuldet, wenn also etwa ein Bagger ein Kabel gekappt hat. Bei allen Unterbrechungen sei im Schnitt nach rund 1,26 Stunden der Strom wieder da gewesen, erläutert Westnetz-Sprecherin Kreutz.

In Mülheim gab es im vergangenen Jahr 122 Stromausfälle

Im vergangenen Jahr gab es in Mülheim insgesamt 122 Stromausfälle, teilte Westnetz auf Anfrage mit.
Im vergangenen Jahr gab es in Mülheim insgesamt 122 Stromausfälle, teilte Westnetz auf Anfrage mit. © Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Es gab in 2020 in Mülheim zudem insgesamt 106 Niederspannungsstörungen, was dann aber deutlich weniger Haushalte betrifft. Stromunterbrechungen können unterschiedliche Gründe haben wie Erdbewegungen, Wassereinbruch oder andere Kabelfehler, aber möglicherweise auch ein Abschalten des Stroms für nötige Arbeiten. Die Netzleitstelle in Berzdorf (Rhein-Erft-Kreis) hat auch das Mülheimer Stromnetz auf dem Schirm und sieht jede Betriebsstörung. „Manchmal weiß man aber auch nicht, wo ein Kabel kaputt ist“, erklärt Angie Kreutz. Dann müssten Kabelmesswagen den Fehler erst suchen.

Der so genannte „Sommerfrost“ ist eine recht neue Erscheinung, die vor allem in sehr heißen Sommern für Störungen im Stromnetz sorgt. Hintergrund sei, so Angie Kreutz, dass die Trockenheit zu Bewegungen im Erdreich führen kann und die dort verlegten Kabel beschädigt werden können. „In Mülheim ist die Lage allerdings nicht so signifikant wie in der Nachbarstadt Essen“, sagt die Westnetz-Sprecherin. „Das Phänomen und dessen genaue Ursache wird jedoch auch in Mülheim weiter beobachtet und analysiert.“