Mülheim. Mülheims Lebensmittelhändler sind für den Ansturm vor Weihnachten gerüstet und haben länger geöffnet. Nicht immer geht die Strategie auf.

Der Mülheimer Lebensmittelhandel ist auf den Ansturm zu Heiligabend unter Corona-Bedingungen gut vorbereitet. Engpässe wie noch zum ersten Lockdown im Frühjahr seien nicht zu befürchten, glaubt Falk Paschmann, Geschäftsführer von Edeka Paschmann. Und auch weniger lange Schlangen vor den Läden. Mit ausgedehnten Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr hoffen die Händler, das Einkaufen zu entzerren. Nicht immer scheint diese Strategie aufzugehen.

Und dies liegt am jeweils besonderen lokalen Umfeld, hat Marc Lenk für seine Rewe-Geschäfte in Saarn und Kettwig festgestellt. Was drüben offenbar sehr gut angenommen wird – in Kettwig nutzen vor allem ältere Menschen die Zeit von sechs bis sieben Uhr morgens für ihre Einkäufe –, findet hüben in Saarn derzeit kaum Zuspruch. „Es lohnt sich finanziell im Grunde nicht, damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet“, räumt Lenk ein.

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In den Randzeiten um 6 und 22 Uhr ist aktuell noch Luft

Dennoch will der Rewe-Händler an den längeren Öffnungszeiten zumindest bis Heiligabend festhalten. Das gilt ebenso für Paschmann. An den vier Tagen vor Heiligabend fängt man deshalb nicht nur früher an, sondern hört auch später auf. Auch an Heiligabend selbst haben viele von sechs bis 14 Uhr geöffnet. „Wir wollen dem persönlichen Schutzbedürfnis unserer Kunden entgegenkommen“, sagt Paschmann. Doch auch bei Edeka ist in den Randzeiten aktuell noch Luft.

Mit abgezählten Einkaufswagen haben die Lebensmittelhändler die Zahl ihrer Kunden im Geschäft begrenzt. Vor Weihnachten kommen in den Kernzeiten noch „Doormen“, also Türsteher, dazu, die den Einlass kontrollieren und das Einhalten von Corona-Regeln.

Händler appellieren: Nicht mit der ganzen Großfamilie einkaufen fahren

„Wir können nicht ausschließen, dass es in den Stoßzeiten zu Kundenschlangen vor dem Geschäft kommt. Wir gehören zu den Wenigen im Einzelhandel, wo man noch einkaufen kann“, sagt der Edeka-Chef. Deshalb appelliert er, „dass man nicht mit der Großfamilie einkaufen fährt, sondern mit so wenigen wie möglich“.

Doch wie steht es um das Angebot in den Randzeiten? Die Sorge, dass man etwa nicht an die gewünschte Ware kommt, kann Paschmann nehmen: „Wir werden rund um die Uhr mit frischem Obst, Gemüse und Fleisch beliefert. Es wird kein zweites Toilettenpapier-Theater geben.“ Aus der Krisen-Erfahrung im Frühjahr hätten die Händler gelernt „und gezeigt, dass sie leistungsfähig sind“, lobt Paschmann.

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Stimmung unter den Kunden ist besser: Es gibt mehr Verständnis

Das bestätigt auch Lenk: Kurz nach dem zweiten Lockdown hätte es vorübergehend bei wenigen Produkten einen Engpass gegeben, jetzt aber sei alles ausreichend vorhanden. Und was wird nachgefragt? „Die Leute haben in den vergangenen Tagen vor allem haltbare Produkte eingekauft wie Mehl oder Rotkohl“, so Lenk, „wir rechnen jetzt damit, dass es eine Nachfrage nach frischen Produkten geben wird: Obst, Gemüse, Milch.“

Aldi plant keine erweiterten Öffnungszeiten

Nur allgemein antwortet Aldi Süd auf Anfrage der Redaktion. Erweiterte Öffnungszeiten für bestimmte Kundengruppen und rund um Weihnachten und Silvester seien nicht geplant.

Zwei Drittel der rund 1940 Filialen habe man mit einem digitalen System zur Zutrittskontrolle ausgestattet. Zu den Stoßzeiten sowie auch im Weihnachtsgeschäft sei es nicht auszuschließen, dass Kunden zeitweise auf den Zutritt zur Filiale warten müssen. Aldi bittet die Kunden, ihre Weihnachtseinkäufe möglichst entzerrt zu tätigen. „Wir hoffen, dass die Kunden dies in ihrem Einkaufsverhalten berücksichtigen“, so die Pressestelle.

Trotz des besonderen Weihnachtsgeschäfts unter Corona-Bedingungen sieht der Rewe-Chef eine bessere Stimmung unter den Kunden: „Die Menschen sind inzwischen darauf geeicht und reagieren verständnisvoller – auch gegenüber dem Händler“, zitiert Lenk aus einem Kundenschreiben: „Wir haben für euch Verständnis. Vielen Dank – ihr macht einen Superjob.“ Das hätte es früher nicht gegeben, meint Lenk.

Und wie steht es um den Stress der Mitarbeiter? „Über die viele Arbeit will ich mich nicht beschweren“, schaut Edeka-Chef Falk Paschmann auf den Einzelhandel insgesamt: „Das wäre nicht richtig, denn wir sind in der privilegierten Lage, dass wir öffnen dürfen. Andere wollen, können aber nicht. Wir freuen uns deshalb über jeden Kunden.“