Mülheim. Nass, unterkühlt, geschockt: So endete ein Spaziergang für Maxim Arseniev und einen Vierjährigen. Der Retter zog ihn aus der Ruhr und berichtet.
- Der 27-jährige Maxim Arseniev hat am Sonntag einen vierjährigen Jungen in Mülheim aus der Ruhr gezogen.
- Der Junge war mit seinem Laufrad ins Wasser gestürzt. Seine Mutter rief um Hilfe.
- „Dank der heldenhaften Tat (...) konnte das Kind schnell gerettet werden“, schreibt die Mülheimer Polizei. Arseniev zögerte nicht lange, sprang dem Jungen hinterher und zog ihn aus der Ruhr.
Diesen Adventsspaziergang werden Maxim Arseniev (27), seine Frau und einige andere Menschen nicht vergessen. Alle, die am vergangenen Sonntagnachmittag – es war der 13. Dezember – gegen 16.30 Uhr auf dem Ruhrinselweg in Mülheim unterwegs waren. Kalt war es und fast schon wieder dunkel. Die Luft ungefähr sechs Grad kühl, das Flusswasser auch.
Maxim Arseniev erinnert sich an einen kleinen Jungen, der ziemlich eilig auf seinem Laufrad unterwegs war, immer wieder vorpreschte. Sie gingen an der Familie vorbei. „Dann hörten wir hinter uns plötzlich panische, völlig hysterische Schreie der Mutter: ,Oh mein Gott! Nein, nein, Hilfe!’“ Der Junge war mit seinem Laufrad ins Wasser gestürzt.
Mülheimer hört panische Hilfeschreie der Mutter: „Oh mein Gott!“
Die Polizei notiert später in ihrem Bericht, der Vierjährige sei kurz nach dem Wehr vom Fußgängerweg abgekommen, „ins Straucheln geraten“ und über eine kleine Böschung in den Fluss gefallen. Die Polizei schreibt auch: „Dank der heldenhaften Tat eines 27 Jahre alten Mülheimers konnte das Kind schnell gerettet werden.“
Arseniev hat tatsächlich nicht lange gezögert, als er die verzweifelten Schreie hörte. Er sah den Jungen, der nicht schwimmen kann, in der Nähe des Ufers hilflos im Wasser, zog schnell seine Schuhe aus und seine Winterjacke, sprang dem Kind zur Hilfe. „Ohne groß zu überlegen“, wie er sagt. Einige Sekunden später konnte er den Vierjährigen packen und ans Ufer ziehen, wo nicht nur die völlig aufgelösten Eltern standen, sondern sich auch schon zahlreiche Passanten versammelt hatten.
Mülheim: Passanten gaben dem durchnässten Jungen ihre Jacken
Der Lebensretter, übrigens ausgebildeter Krankenpfleger, schildert die ersten Augenblicke an Land: „Dem Jungen wurden die nassen Kleider ausgezogen, Passanten gaben ihm ihre Jacken, um der Unterkühlung entgegenzuwirken.“ Jemand alarmierte den Rettungsdienst, der kurz darauf mit einem Wagen eintraf, den Vierjährigen versorgte und ins Krankenhaus brachte. „Auch ich wurde gefragt, ob man mir was Gutes tun könnte – ich war selbst geschockt und unterkühlt“, so der 27-Jährige. Und bis auf die Haut durchnässt. Der eigentlich nur zehn, 15 Minuten lange Weg nach Hause – das Paar wohnt in die Nähe des Steinbruchs Rauen – sei dann doch sehr kalt und äußerst unangenehm gewesen.
Die Polizei spricht dem jungen Mann „großes Lob“ aus. Bei dem kalten Wasser und den winterlichen Temperaturen habe der Retter vermutlich weitaus Schlimmeres für das Kind und seine Eltern verhindert. Arsenievs Arbeitgeber hat ihm am Montag einen freien Tag gewährt, damit er sich etwas erholen kann. Der 27-Jährige arbeitet als Gesundheitsökonom.
Lebensretter wird bald selbst zum ersten Mal Vater
Der Lebensretter hat den dramatischen Vorfall selbst publik gemacht. Er will keinen großen Dank für seinen Einsatz, aber er möchte einen dringenden Hinweis loswerden.
Kein Kontakt zur Familie
Zur Familie des geretteten Jungen hat Maxim Arseniev keinen Kontakt – „bedauerlicher Weise“, findet er.
Die Polizei durfte ihm nicht die Telefonnummer der Eltern weitergeben, aus Gründen des Datenschutzes. Er selber habe aber seine Nummer hinterlassen.
Eine Warnung an alle, die mit Kindern in der Nähe des Wassers unterwegs sind: „Ich möchte erreichen, dass vor allem Eltern sensibilisiert werden und auch ihre Kinder auf die Gefahren hinweisen.“ Nicht immer ist jemand in der Nähe, der so entschlossen handelt. Maxim Arseniev und seine Frau erwarten übrigens im Juni ebenfalls ihr erstes Kind. „Ein Mädchen.“
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