Mülheim. Mülheim nutzt das ehemalige Tengelmann-Areal als Impfzentrum. Inhaber Soravia stellt kostenlos Räume zur Verfügung. So soll das Impfen ablaufen.

Für den Start großflächiger Corona-Impfungen steht in Mülheim bald alles bereit: Die Stadt richtet ein Impfzentrum im ehemaligen Fortbildungszentrum auf dem früheren Tengelmann-Areal, heute Parkstadt Mülheim, ein. Bis zu 60 Mülheimer pro Stunde können dort künftig geimpft werden.

Spätestens bis zum 15. Dezember sollen die Räume parat stehen, so die Vorgabe. Allerdings werde es dann sicherlich noch nicht mit Impfungen losgehen, sagt Frank Mendack, der Frank Steinfort als Krisenstabsleiter derzeit vertritt. Stephan von Lackum, Mülheimer Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), rechnet mit den ersten Impfungen Mitte, Ende Januar. „Noch ist nicht klar, wer wann was bekommt“, sagt von Lackum.

Auch interessant

Corona-Impfstoffe: 8000 gehen in der ersten Runde nach Mülheim

800.000 Impfstoffe sollen in der ersten Runde an Nordrhein-Westfalen gehen; ein Prozent, also 8000 davon an die Stadt Mülheim. Es ist davon auszugehen, dass zunächst die vulnerablen Gruppen geimpft werden. Doch bei rund 4000 Senioren in Mülheimer Altenheimen und zwei notwendigen Impfungen sind, so Frank Mendack, die ersten Dosen schnell aufgebraucht.

In den Räumen der neuen Parkstadt Mülheim, die Inhaber Soravia der Stadt kostenlos zur Verfügung stellt, können drei Impfstraßen parallel laufen – jede Stadt muss eine Impfstraße pro 70.000 Einwohner bereithalten. Wer zuvor über die KV einen Termin vereinbart hat, registriert sich im ersten Raum, führt im zweiten ein Aufklärungsgespräch, wird im dritten von einem Arzt geimpft und kann im vierten Raum – vor der Kulisse eines Zehn-Meter-Bildes der Ruhrtalbrücke – kurz ruhen. Es wird empfohlen, eine halbe Stunde lang nach der Impfung unter Beobachtung zu bleiben.

Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes (THW) richten derzeit das Mülheimer Impfzentrum her.
Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes (THW) richten derzeit das Mülheimer Impfzentrum her. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Oberbürgermeister: „Standort ist logistisch ideal“

Derzeit laufen die Vorbereitungen der Räume: Sie alle wurden mit Grobspanplatten ausgelegt, um den Teppich zu schützen, bekommen bald einen Vinylboden darüber. Je drei Kabinen wird es im Aufklärungs- und Impfbereich geben. Plexiglasscheiben werden aufgestellt, Desinfektionsmittel stehen parat. Um die Ausstattung und die Einrichtung kümmert sich das Technische Hilfswerk (THW) – viele von den Mitarbeitern ehrenamtlich. Im Hof haben sie sich eine provisorische Werkstatt eingerichtet.

Jeweils drei Patienten können nebeneinander die Schritte zur Impfung durchlaufen. In den Räumen werden Kabinen aufgestellt sowie Liegen im Impfbereich. „Die Leute, die hier reingehen, müssen nicht das Gefühl haben, auf dem Präsentierteller zu sein“, sagt Feuerwehr-Chef Sven Werner. Der Standort sei logistisch ideal, sagt auch Oberbürgermeister Marc Buchholz: viele Parkplätze auf dem Gelände, zwei Buslinien, die ohnehin in die Gegend fahren sowie ein Shuttle-Bus, der durch die Ruhrbahn eingerichtet werde.

Österreichischer Investor Soravia: „Wir sind nun Teil der Mülheimer Gesellschaft“

Aufteilung der Räumlichkeiten im Erdgeschoss des ehemaligen Fortbildungszentrums.
Aufteilung der Räumlichkeiten im Erdgeschoss des ehemaligen Fortbildungszentrums. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Dass die Stadt letztlich nur die Nebenkosten im Impfzentrum tragen müsse, ist dem österreichischen Projektentwickler Soravia zu verdanken. „Als wir vor gut einer Woche gefragt wurden, ob wir die Räume anbieten, war es für uns selbstverständlich, das zu tun“, sagt Lorenz Tragatschnig, der Projektleiter der Parkstadt Mülheim. „Wir sind nun Teil der Mülheimer Gesellschaft.“

Für die Stadt ist das Areal von Vorteil, weil keine Freizeitorte blockiert werden sollten, „wenn das gesellschaftliche Leben irgendwann wieder losgeht“, sagt Frank Mendack. Soravia dürfte vom Marketing-Effekt profitieren, wenn Tausende Mülheimer auf das Gelände kommen, um sich impfen zu lassen.

Wer dies zuerst sein wird, wird derzeit von der Ethikkommission diskutiert, die die Bundesregierung berät. Noch ist auch kein Impfstoff zugelassen. Bis ins Frühjahr wird es vermutlich dauern, bis Impfstoffe in kleinen Dosen an die Hausärzte geliefert werden. Wenn das soweit ist und vermutlich auch zu diesem Zeitpunkt die gesunden, jüngeren Menschen, die nicht in Schlüsselberufen arbeiten, geimpft werden, rechnet der Krisenstab mit einer Entlastung des Impfzentrums.

45 Ärzte haben sich für Impfungen gemeldet

Für die Impfungen haben sich 30 aktive Ärzte und 15 im Ruhestand freiwillig gemeldet .

Die KV kümmert sich um die Durchführung der Impfungen, die Feuerwehr organisiert die Logistik rund ums Zentrum , zum Beispiel für die Impfteams, die rausfahren, um in Altenheimen Impfungen durchzuführen. Soravia stellt eine Etage mit möblierten Büroräumen zur Verfügung für administrative Aufgaben.