Mülheim. Das Mülheimer Festival für skurrile Klang-Maschinen kann man diesmal nur virtuell besuchen. Wie es Besucher stärker einbindet als je zuvor.
Im vergangenen Jahr brachten Künstler hier noch zwei Meter hohe Stahlbleche zum Klingen und eigenartige Konstrukte aus Getränkedosen und wurstförmigen Ballons. Das Shiny-Toys-Festival ist eben schon immer Garant für skurrile Klangkörper und rätselhafte Maschinen gewesen, die man hautnah erleben durfte. 2020 wird’s anders – aber vielleicht nicht weniger gut.
Denn für den Freitagabend (4. Dezember) übertragen die Macher ihre „schillernden Spielzeuge“ nicht nur ins virtuelle Internet, sondern gleich wieder zurück in die handfeste Realität: Hier, in den Räumen des Makroscope, spielen Xylofon und Trommel, spenden Roboter Applaus. Gesteuert wird dieses tönende „Marionettentheater“ nicht nur von den Künstlern, sondern interaktiv von den Besuchern der Website Shinytoys.eu .
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Shiny Toys überbrückt soziale Distanz spielend
Die ist auf ihrer Oberfläche mit Pfaden gestaltet wie ein Festival-Karte mit mehreren Räumen, in denen man mit Objekten interagieren kann. Manches funktioniert sehr direkt: So soll man mit der Maus eine Trommel ansteuern, die wiederum live im Makroscope erklingt, wo Künstler und Shiny Toys Architekt Jan Ehlen dazu auf seiner Gitarre improvisiert. Das Ganze geht per Videokonferenz zurück an die „Trommelnden“, und so entsteht eine Art Kammermusikjazz – nur eben in verschiedenen Kammern.
Anderes läuft eher intuitiv, spielerisch. Auf dem Fax-o-Fon lösen gesendete Bilder und Texte durch unterschiedliche Grautöne Klänge aus wie einst die Lochkarte auf Computer-Dinosauriern. Und da ist noch dieser „Farb-Synthesizer“ den man von zuhause ansteuert, indem man farbige Dinge vor die Heim-Kamera hält. Was wohl dabei herauskommt?
Das ist in der Interaktion zwischen User, Maschine und Künstlern kaum vorhersehbar: „Wir experimentieren mit den Möglichkeiten der Technik und wollen dabei auch die sozialen Distanzierungen überwinden, unter denen wir alle stehen, sei es als Künstler oder Kulturliebhaber“, erklärt Festivalmacher Jan Ehlen die Idee.
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Tausend Ideen für zukünftige Festivals
Im digitalen Raum kommt man sozial zusammen und ist doch nicht beieinander. Das birgt auch potenzielle Gefahren: Was ist, wenn die User die Anonymität des Netzes ausnutzen, Chaos stiften? „Ja, das kann passieren, ähnlich wie in den sozialen Netzwerken“, überlegt Ehlen. „Wir wollen uns dieser Möglichkeit stellen, aber wir glauben, dass die Besucher eine Sensibilität für das Handeln im virtuellen Raum entwickeln.“
Für künftige Shiny-Toys-Festivals könnte bei diesem Experiment einiges Neues entstehen. „Trotz der diesmal räumlichen Distanz haben wir festgestellt, dass wir die Besucher noch intensiver eingebunden haben als zuvor. Wir haben tausend neue Ideen für die Zukunft“, verspricht Ehlen.
Das Mülheimer Shiny-Toys-Festival startet am Freitag, 4. Dezember, von 20 bis circa 1 Uhr unter shinytoys.eu.