Mülheim. Corona hält die Menschen zu Hause und verhindert viele Wohnungseinbrüche - dachte man bisher. Doch die aktuellen Zahlen der Polizei überraschen.

Die Corona-Pandemie verursacht viel Leid und richtet großen Schaden an. Zu den wenigen positiven Effekten gehörte bislang ein deutlicher Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen, einfach weil die Menschen weniger ausgehen, nicht mehr verreisen.

Während des ersten Lockdown im Frühling war dieser Effekt landesweit und auch in Mülheim deutlich erkennbar. So ist die Zahl der Wohnungseinbrüche hier in der Stadt von März bis Juni um bemerkenswerte 44 Prozent zurückgegangen. Das hatte die Polizei im Sommer bekannt gegeben.

In Mülheim bislang sechs Prozent mehr Wohnungseinbrüche als im Vergleichszeitraum 2019

Jetzt sieht es so aus, als hätten die Kriminellen in den vergangenen Monaten einiges nachgeholt: Nach aktuellen Daten der Polizei, die sich auf den gesamten Zeitraum von Januar bis einschließlich Oktober 2020 beziehen, hat es in Mülheim sogar sechs Prozent mehr Wohnungseinbrüche gegeben als im gleichen Zeitraum 2019. In anderen Ruhrgebietsstädten zeigt sich ein ähnlicher Trend, beispielsweise im Polizeibezirk Bochum , zu dem auch Herne und Witten gehören.

Auch interessant

Eine Polizeisprecherin, die die Zahlen für Mülheim auf Anfrage dieser Redaktion ermittelte und kommentierte, will aber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Die Tendenz ist aus ihrer Sicht nur „ganz leicht ansteigend“, und dies habe sicher auch mit dem Beginn der dunklen Jahreszeit zu tun , die regelmäßig zu vermehrten Einbruchsmeldungen führt. Die Novemberzahlen, bei denen wahrscheinlich auch der erneute Lockdown wirken wird, seien noch nicht ausgewertet. Insgesamt rechnet die Polizeisprecherin damit, „dass wir ein ähnliches Level wie im vergangenen Jahr erreichen“.

Polizei: Lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig

Die jüngsten Fälle werden wöchentlich im Wohnungseinbruchsradar Mülheim von der Polizei online veröffentlicht. Danach gab es in der zweiten Novemberwoche je einen Fall in der Innenstadt, in Holthausen und in Selbeck. Erneut erinnert die Polizei an bewährte Vorsichtsmaßnahmen: Man sollte die Fenster bei Abwesenheit nicht gekippt lassen, die Nachbarschaft gut im Auge behalten, verdächtige Beobachtungen ruhig melden. „Lieber einmal zu viel die Polizei anrufen als einmal zu wenig.“ Das gilt auch in Corona-Zeiten.

https://www.waz.de/waz-info/waz-newsletter-muelheim-jetzt-kostenlos-anmelden-id227869955.html