Mülheim. Weniger Kriminalität zu Coronazeiten in Mülheim: Die Polizei hat den Zeitraum des Lockdowns von März bis Juni 2020 mit dem Vorjahr verglichen.

Der Landestrend in der Kriminalitätsentwicklung lässt sich auch in Mülheim beobachten: Die Kriminalität ging in den vergangenen Monaten während des Corona-Lockdowns in allen klassischen Deliktbereichen deutlich zurück. Auch die Zahl der angezeigten Straftaten hat präsidiumsweit um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr abgenommen.

Mülheim Kriminalitätsentwicklung während Corona
Mülheim Kriminalitätsentwicklung während Corona © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Vergleicht man den Zeitraum 1. März bis 30. Juni 2019 mit dem laufenden Jahr, so gab es im Polizeipräsidium Essen/Mülheim insgesamt 24.033 Anzeigen im vergangenen Jahr; 17.135 Anzeigen waren es von März bis Juni 2020. Dass die Menschen während des Lockdowns zu Hause blieben, nicht ins Theater oder in ein Restaurant gehen konnten, spiegelt sich vor allem im Bereich der Wohnungseinbrüche wider.

Die Leute blieben zu Hause: weniger Wohnungseinbrüche in Mülheim

Von März bis Juni 2019 hat die Polizei in Mülheim 84 Wohnungseinbrüche aufgenommen; im Vergleichszeitraum 2020 waren es 47 – ein Rückgang von 44 Prozent. Ähnliches zeigt sich bei den Raubstraftaten, denn sowohl Opfer und auch Täter waren seltener unterwegs. 35 Raubdelikte gab es von März bis Juni 2019 in Mülheim; in diesem Jahr waren das in diesem Zeitraum mit 17 angezeigten Taten weniger als die Hälfte. Bei den Taschendiebstählen lässt sich eine ähnliche Tendenz ablesen: 46 Taten waren es im vergangenen Jahr, 33 im Zeitraum März bis Juni 2020 - ein Rückgang von 28 Prozent.

Statistik ist nicht gleich Statistik

Die Polizei betont, dass die vorliegenden Zahlen aus dem laufenden Jahr nicht mit den Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik verglichen werden können, die das Polizeipräsidium nach Ablauf eines Jahres bekannt gibt.

Denn bei den Zahlen der so genannten Eingangsstatistik, die auf die erstatteten Anzeigen zurückgehen, könnte sich im Laufe der Ermittlungen noch etwas ändern. Wenn zum Beispiel eine Tat als Diebstahl angezeigt wird und sich später herausstellt, dass es sich doch um einen Raub handelt.

Bei den der Polizei bisher vorliegenden Anzeigen zur häuslichen Gewalt gibt es laut Polizeipressestelle ebenfalls einen Rückgang in den vier Monaten, die zum Vergleich herangezogen wurden. Wenn auch der Rückgang nicht so stark ist wie bei den anderen Delikten.

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Von März bis Juni 2020 wurden 82 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt, im Vorjahreszeitraum waren es 99 Anzeigen – ein Rückgang von 17,2 Prozent. Landesweit lag der Rückgang bei 21 Prozent. „Gerade bei häuslicher Gewalt müssen wir mit unseren Einschätzungen sehr vorsichtig sein und die Entwicklung genau beobachten“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul bei der Vorstellung der Landeszahlen.

„Die Zahlen hängen ja vom Anzeigenverhalten der Leute ab“, erinnert Polizeisprecherin Bettina Wehram. Es sei die Frage, ob es nun weniger Taten gab, oder ob einfach weniger Taten angezeigt worden sind. Da in der Lockdown-Zeit viele Menschen zu Hause geblieben seien, habe es etwa auch weniger soziale Kontrolle gegeben.

Auch in Mülheim machten sich Tricktäter die Corona-Angst zunutze

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Die „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ - worunter die Polizei Tricktaten wie Enkeltrick, falsche Polizeibeamte und weitere Betrugsdelikte versteht - sind im Bereich Essen/Mülheim insgesamt auch zurückgegangen. Hier schlüsselt die Polizei allerdings nicht auf zwischen Essen und Mülheim, da die Taten meist telefonisch vom Ausland aus begangen werden, so Polizeisprecherin Bettina Wehram. 696 Taten gab es von März bis Juni 2019 in Mülheim und Essen, 609 waren es in diesem Jahr.

Auch in Mülheim gab es Versuche, während der Corona-Pandemie unter Abwandlung des Enkeltricks Senioren unter Druck zu setzen, um Geld von ihnen zu erlangen. So hatte am 30. März ein Täter eine Seniorin aus Heißen telefonisch bedrängt unter der Vorgabe, ihr Sohn zu sein, der an Covid-19 erkrankt sei, und zur heilenden Behandlung im Krankenhaus unbedingt 20.000 Euro benötige. Die Seniorin rief allerdings vor der Geldübergabe ihren echten Sohn an, so dass die Tat letztlich scheiterte.