Mülheim. Nicht nur Musikprofis ächzen unter Corona. Mülheims Amateurmusiker sehen den Fortbestand gefährdet. Warum das Zupforchester optimistisch bleibt.

Viel Grund zu feiern hätte es in diesem Jahr für das renommierte Mülheimer Zupforchester und seinen Dirigenten Dominik Hackner gegeben. Die runde 40 stand bevor, der Bundeswettbewerb im Beethovenjahr in Bonn, das Jubiläumskonzert mit Spezialgästen am 21. November. Doch Corona machte einen dicken Strich durch die Rechnung, der sogar die für das Jahr 2021 geplanten Konzerte gefährden könnte.

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Die Musiker des Laienorchesters hoffen auf Unterstützung der Stadt und den kommenden 17. April. Dann will man den Kammermusiksaal der Stadthalle wieder füllen. „Ich bin Optimist“, sucht Chefzupfer Dominik Hackner den Silberstreif am Horizont. In der Kulturbranche ist der aktuell jedoch schwer zu finden: Nicht nur Kultur-Profis, auch die Amateurvereine hat es gesellschaftlich und in den Einnahmen schwer getroffen – weiß Hackner als Präsident des Bundes Deutscher Zupfmusiker.

Zupforchester stellt der Ausfall von Konzerten vor Existenznöte

Gut 13 Millionen Amateurmusiker erwirtschaften normalerweise gerade in den Monaten vor Weihnachten mit zahlreichen Konzerten gut 25 Prozent ihrer Jahreseinnahmen. „Unsere Verbandsmitglieder sagen mir, dass ihre Kassen deutlich geschrumpft sind“, so Hackner. Auch das Zupforchester sieht sich durch den Totalausfall der beiden Hauptkonzerte nun vor existenziellen Problemen.

Silke Schenck, langjährige erste Vorsitzende des Orchesters, will „das Gespräch zur Stadt suchen, um gemeinsame Lösungswege zu finden. Die fehlenden Einnahmen aus 2020 machen es uns nicht möglich, die geplanten Projekte für das kommende Jahr anzustoßen.“

Schlimmer noch, befürchtet Hackner, könnte es um die vielen Laienchöre stehen, die oftmals einen Altersdurchschnitt von 70 Jahren haben. Ob sie nach dem Lockdown wieder zurückkehren?

Dirigent Hackner: „Das Digitale kann Live-Konzerte nicht ersetzen“

Im Mülheimer Zupforchester liegt dieser erst bei 50 – akute Sorgen um den Fortbestand haben die Musiker also nicht. Doch muss man einiges tun, um im Gedächtnis zu bleiben. Die zupfende Zunft setzt wie viele andere auf digitale Darbietungen. Unter www.youtube.de/MZOWEB kann man etwa in die Aufführung der „Zaubermandoline“ auf Zeche Zollverein hineinschnuppern.

Oder in die musikalisch untermalte Ausstellung zu 40 Jahre Zupforchester. Die 1980 beginnende Vereinsgeschichte ist übrigens just im Foyer des Hauses der Stadtgeschichte in der Von-Graefe-Straße zu sehen. Digital soll ebenso der im Mai ausgefallene Bonner Bundeswettbewerb stattfinden, bei dem auch die Mülheimer mitwirken. „Das Digitale kann aber das Live-Konzert nicht ersetzen, sondern nur ein Zusatz sein“, ist Hackner überzeugt.

Wie aber geht es nun weiter? Politik und Gesellschaft müssen erkennen, dass Amateurmusizieren weitaus mehr darstelle als eine Freizeitbeschäftigung in Krisenzeiten, fordert Hackner etwa baldige Soforthilfe für die Branche: „Wir in Mülheim ziehen unsere Motivation weiterhin aus der Kraft des gemeinsamen Musizierens.“