Mülheim. Im April 1980 wurde das Laienorchester gegründet und hat sich seither zahlreiche Musikpreise erspielt. Momentan leidet das Vereinsleben.

So hat sich Dominik Hackner die runde 40 seines Mülheimer Zupforchesters ganz und gar nicht vorgestellt. Der Dirigent und die Musiker wären jetzt mitten in den Vorbereitungen für das eigene Jubiläumskonzert und den Bundeswettbewerb zum Beethovenjahr in Bonn. Doch statt „Freude, schöner Götterfunken“ ist „Kammermusik“ angesagt. Hackner selbst vertreibt sich zuhause die Zeit etwa am Klavier und ganz klassisch mit der Mandoline.

Denn natürlich sind unter Pandemie-Bedingungen beide Veranstaltungen zumindest verschoben, der Bundeswettbewerb, für den sich die Mülheimer Musiker bereits im vergangenen Jahr qualifiziert haben, sogar auf 2021. „Wir hoffen, dass wir wenigstens unser zweites Jubiläumskonzert noch in diesem November wie geplant geben können“, erklärt Musikerin Stefanie Hackner. Nicht nur, weil Konzerte auch eine wichtige Einnahmequelle für die zupfende Kunst sind. Die Gitarristin freut sich auch auf den Gastmusiker und ebenfalls Gitarristen Michael Tröster.

Gäste gehören seit Jahren zum Mülheimer Zupforchester

Das Zupforchester Mülheim hat im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Preise gewonnen.
Das Zupforchester Mülheim hat im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Preise gewonnen. © Unbekannt | Archiv Zupforchester


Seit vielen Jahren gehören Gäste zu dem rund 25 Mitglieder starken Orchester aus Mandola-, Mandolinen-, Kontrabass- und Kontrabass-Gitarren-Spielern dazu. Sie bereichern das ohnehin erstaunlich vielfältige Klangbild der „Zupfer“ auch mit experimentellen Kombinationen wie Pauke und Vibrafon – „der hallige Klang war ein total spannendes Gegenstück zur Mandoline“, hat Stefanie Hackner den Auftritt in guter Erinnerung. Als Gitarristin reizt sie am Zusammenspiel mit der Mandoline, dass man sich begleitend hinter dem Klang zurückziehen kann.

Inhaltlich macht aber die Barockmusik und Frühklassik einen Schwerpunkt des Zupforchesters aus – längst haben sich Fachverlage auf diese Sparte eingeschossen, auch Auftragsarbeiten für eine Übertragung von Klassikwerken auf Mandoline und Co. sind üblich. Oder eigene Kompositionen etwa aus der Hand des Mülheimer Jungpianisten und Ruhrpreisträgers Aris Alexander Blettenberg.

Film- und Unterhaltungsmusik schließt das Orchester ebenso in sein Repertoire mit ein. „Die Mandoline ist das verkannte Instrument“, kommt Dirigent Hackner deshalb zu dem Schluss, „denn viele denken dann unweigerlich an Italien, Mondschein und den tremolierenden Klang.“ Doch seine Musiker experimentieren gerne, erweitern ständig das Spektrum der Klangeffekte.

Viele Auszeichnungen für Mülheimer Zupforchester

Dafür gab es jede Menge Auszeichnungen: Erst 2019 zupften sie den ersten Preis im Landes-Orchesterwettbewerb noch vor der Konkurrenz aus Wuppertal und Koslar (Jülich) weg. Die Fachjury des Landesmusikrates NRW lobte die „dynamische Bandbreite und große Musikalität des Mülheimer Zupforchesters (MZO)“ und bescheinigte einen „hervorragenden Erfolg“.

Als Melitta Küpper und Gabriele Armbruster am 10. April 1980 die zupfende Zunft quasi als „Orchester des kleinen Mannes“ mit sieben weiteren Mülheimern ins Leben riefen, stand aber nicht nur die Musik im Vordergrund sondern auch das aktive Vereinsleben. „Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, die Zupfmusik stärker zu pflegen. Er betreibt die musikalische Förderung und Weiterbildung seiner Mitglieder, insbesondere der Jugendlichen“, heißt es in der Gründungsschrift.

Und gerade das Vereinsleben leidet unter Corona logischerweise. „Wir vermissen uns sehr. Hier sind über Jahre viele Freundschaften entstanden“, sagt Stefanie Hackner. Zwar hilft das Spielen zuhause in der Zeit der Kontaktsperre. Doch nicht wenige seien traurig, denn zum Jubiläum hatte man sich einiges vorgenommen.

Vereinsleben leidet unter Corona

Leiter Dominik Hackner hat als Präsident des Bundes Deutscher Zupfmusiker e.V. den weiten Blick auf den Bereich der Laienmusiker insgesamt. „Es ist eine schwierige Zeit für die gut 13 Millionen Amateurmusiker in der Szene, weil sie sich nicht treffen können. Das Vereinsleben leidet. Wir müssen aufpassen, dass uns an dieser Stelle nicht etwas verloren geht.“