Mülheim. Kunden, auch aus Mülheim, beklagen Ärger mit der Venloer Firma Gartenlüx: Der Service sei schlecht, die Montage mangelhaft. Was steckt dahinter?
Dicke Luft herrscht bei Mülheimer Eigentümern, die beim niederländischen Anbieter Gartenlüx in Venlo ein Terrassendach bestellt haben. Sie müssen sich nun mit der Firma aus Venlo über teils erhebliche Mängel bei der Montage auseinandersetzen. Der Haken ist das Kleingedruckte: Der Vertragspartner „ist nicht für Schäden verantwortlich, die durch unsachgemäße Montage verursacht wird“, heißt es dort.
Schäden? Davon kann der Mülheimer Christoph K. reichlich berichten: Das Dachgerüst haben Monteure gefährlich falsch montiert, die Markise ist zudem dabei zerstört worden. Über „handwerkliche Mängel der übelsten Art“, klagt der Käufer. Eine Behebung der Mängel? Nicht in Sicht, der Kontakt zum Vertragspartner Gartenlüx ist zäh. Dem Nachbarn, der zuvor ein Terrassendach bestellt hatte, erging es nur wenig anders: Das Glas passte nicht, wie sich bei der Montage zeigte. Der Motor für die Markise war von Beginn an kaputt. Erst nach einer gepfefferten Rezension auf Facebook meldete sich das Venloer Unternehmen.
„Plötzlich steckt man in der Haut eines Vierjährigen mit Greifreflex“
Gerade wieder – zum Ende der Gartensaison – rührt Gartenlüx in Mülheim kräftig die Werbetrommel mit Hochglanzanzeigen und satten Rabatten. Christoph K., der im Frühjahr dort bestellt hat, ist inzwischen skeptisch: „Der Vorführraum in Venlo ist unheimlich professionell gemacht. Man ist von den Darstellungen beeindruckt, die Verkaufsgespräche sind sehr locker und von grundlegender Sachkenntnis geprägt“, hatte der erfahrene Geschäftsmann beim Besuch in den Niederlande kein Misstrauen geschöpft. „Und plötzlich steckt man in der Haut eines Vierjährigen mit Greifreflex.“
15.000 Euro blättert Christoph K. hin, 50 Prozent davon als Anzahlung – kein Pappenstiel, aber ein gutes Angebot für die Überdachung der großen Terrasse mit Glasdach und elektrischer Markise. Zumindest auf den ersten Blick.
Monteure ziehen unverrichtet ab, Kunde bleibt mit Mängeln zurück
„Ein Vermesser kam drei Wochen später zur genauen Datenerfassung der Terrasse und dann, ja dann war Ruhe“, schildert der Geschäftsmann. Denn das vereinbarte Montagedatum entpuppt sich vertraglich nur als „Wunschtermin“. Anfragen per E-Mail und am Telefon bei Gartenlüx laufen unerwartet ins Leere. K. fühlt sich abgewimmelt.
So dauert es bis Ende August, bevor sich die Monteure zeigen: „Drei Männer unterschiedlicher Nationalität, kein firmenzugelassenes Fahrzeug, keine Reklame auf dem Auto“ – Christoph K. schwant Übles, denn erst einmal verlangen die Arbeiter, weitere 40 Prozent der Gesamtsumme zu überweisen. Das Gefühl bestätigt sich: Das Dachgerüst ohne Glas schrauben die Handwerker ohne eine statische Prüfung an den Balkon und stellen dann fest, dass die tragenden Pfosten zu kurz sind. Sie baumeln seitdem ohne festen Stand einige Zentimeter über dem Boden. Was auch sonst nicht passt, „wemsen“ die Monteure passend. K. zeigt verbeulte Kanten und beschädigte Dielen.
Etliche Kunden machen sich in Google-Rezensionen Luft
Auf seine Beanstandung der unsachgemäßen Montage reagiert Gartenlüx nicht. Christoph K. stabilisiert seitdem die Überdachung mit eigenen Stahlstützen. Erst anderthalb Monate und viele E-Mails später, kommen dieselben Monteure am 12. Oktober wieder. Die Mängel ignorieren die Handwerker, montieren zwar das fehlende Glas, beschädigen dabei aber die Markise. Erneut ziehen sie ab, ohne die Arbeit zu beenden und einen Abschlusstermin zu nennen. „Ich stehe endlich im Trockenen auf meiner Terrasse bei Regen. Meine Lebensgefährtin empfand die zwölf Grad Celsius nicht sehr einladend, aber wollte ,ihrem Vierjährigen’ nicht den Spaß verderben“, beweist der Geschädigte Galgenhumor.
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Allein ist der Mülheimer mit seinen Problemen nicht. Inzwischen hat er Kontakt zu Gartenlüx-Kunden aufgenommen, die teils seit einem Jahr auf die fachgerechte Montage warten oder bereits beim Anwalt sind und sich in Google-Rezensionen Luft verschaffen: Nicht eingehaltene Termine, mangelhafte Montage, beschädigte Ware, schlecht erreichbarer Service nennen sie immer wieder. „Die verkaufen mehr als die aufbauen können, und alles von Subfirmen, die nicht zu gebrauchen sind. Würde besser woanders mehr bezahlen, aber ohne Probleme“, bringt es eine Google-Wertung auf den Punkt.
Gartenlüx von starker Nachfrage und Corona überrascht
Auf Anfrage dieser Redaktion reagiert allerdings Gartenlüx prompt. „Das Verhalten war nicht in Ordnung. Die Monteure waren extern beauftragte Handwerker“, ist Inhaber Wim Mans spürbar bemüht, den negativen Eindruck zu begrenzen. Die Monteure sollen angeblich nicht mehr für Gartenlüx arbeiteten.
Gartenlüx sei ansonsten Ansprechpartner für alle Montagemängel der von Gartenlüx beauftragten Monteure, sichert Mans zu, würden am Ende eines Auftrags durch ein mit dem Kunden gemeinsam aufgestelltes Protokoll festgehalten und dann behoben. Man bemühe sich, bei Mängeln innerhalb von fünf Tagen zurückzurufen. Die Vertragsfloskel zur unsachgemäßen Montage bezöge sich nur auf den Fall, wenn der Käufer selbst die Montage durchführe.
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Warum aber nicht gleich so? Das niederländische Unternehmen ist seit der Gründung vor viereinhalb Jahren enorm gewachsen, schiebt Mans den Rückstand bei der Mängelbehebung auf die hohe Nachfrage. Der Umsatz sei von einer Millionen auf nunmehr 13 gestiegen. Allein im vergangenen Januar und Februar habe Gartenlüx seinen Umsatz im Vergleich zu den Monaten 2019 verdoppelt.
Bis zu 150 Überdachungen im Monat allein in Mülheim
100 bis 150 Überdachungen im Monat würden allein in Mülheim montiert. Die rund 15 Handwerker-Teams, zur Hälfte bei Gartenlüx direkt beschäftigt, kämen daher kaum nach. „Die Liefertermine laufen auf“, sagt Mans. Hinzu komme aber, dass sie durch Corona mit Lieferengpässen bei den Zulieferern zu kämpfen haben, deren Mitarbeiter in Quarantäne steckten.
„Wenn man so schnell wächst, macht man auch Fehler. Aber wir lernen daraus“, beteuert Mans, und sichert zu, die Montagearbeiten würden nunmehr von internen Qualitätsprüfern häufiger und unangekündigt geprüft. Christoph K. zweifelt allerdings am Qualitätsmanagement: „Ich habe Gartenlüx genau danach gefragt.“ Eine Antwort bekam der Mülheimer nicht.