Mülheim. Wegen Corona steht die Reisebranche auch in Mülheim fast still – leichte Zuversicht kommt aber auf. Zwei Ziele sind derzeit besonders gefragt.

Schon im Mai schlugen mehrere Mülheimer Reisebüros Alarm. Ihre Branche ist von der Corona-Krise mit am härtesten betroffen. Wenngleich sich die Situation seitdem etwas normalisiert hat, bleiben die potenziellen Urlauber zurückhaltend. Vor allem zwei Ziele sind aktuell gefragt.

„Nach dem ersten totalen Stillstand kommt zumindest wieder etwas rein“, erläutert Karin Oelert, Geschäftsführerin des TUI-Reisecenters in Saarn. „Dennoch sind wir immer noch auf einem ganz niedrigen Level.“ Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen musste sie das Pensum ihres Teams auf „maximale Kurzarbeit“ herunterschrauben und eine Überbrückungshilfe beantragen.

Mülheimer Reisebüro öffnet nur zwei Stunden täglich

Anderen geht es ähnlich. So hat das Reisebüro Hellwig auf dem Kurt-Schumacher-Platz nur noch an zwei Stunden pro Tag geöffnet. „Es ist ein bisschen frustrierend, aber ich hoffe, dass ab Anfang des nächsten Jahres wieder ein bisschen mehr läuft“, sagt Mitarbeiterin Nicole Hahn.

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Was in der Branche zumindest für leise Zuversicht sorgt: „Die Leute sind ausgehungert und wollen reisen“, hat Karin Oelert festgestellt. Urlaub „sei ein unglaublich hohes Gut“. Der ein oder andere nehme jede Reise-Chance, die sich ergibt, auch wahr.

Grundsätzlich ist aber eine allgemeine Verunsicherung zu spüren. „Das führt zu Zurückhaltung bei den Kunden, wenn ich das nett formulieren soll“, sagt Thilo Tewes, Inhaber der L’tur-Agentur im Forum. Dass potenzielle Reiseziele oft zu Risikogebieten ernannt werden, sorgt für fehlende Planungssicherheit.

Griechenland und die Kanaren sind gefragte Reiseziele

„Oft bucht man mehrfach um und am Ende findet die Reise doch nicht statt“, beschreibt Nicole Hahn das Dilemma. Selbst hinter den vielen Aufträgen, die von diesem auf das kommende Jahr umgebucht wurden, steht noch ein Fragezeichen. Langfristige Planung ist zurzeit eben nicht möglich. „Wenn jemand etwas für den Februar bucht, das ist das schon langfristig“, stellt Karin Oelert klar.

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Gefragte Ziele sind zurzeit vor allem zwei: „Griechenland hat die Saison verlängert, dort gibt es keinerlei Beschränkungen bei der Einreise und vor Ort herrschen ähnliche Bedingungen wie bei uns – wie zum Beispiel die Maskenpflicht in Supermärkten“, erklärt Thilo Tewes.

Außerdem zählen die Kanaren nicht mehr als Risikogebiet. „Da hatten wir sofort erste Kunden“, berichtet Karin Oelert aus ihrem Büro in Saarn. „Bald soll die Einreise dort aber nur mit negativem Corona-Test möglich sein“, betont Tewes.

Mülheimer Reisebüro: Kreuzfahrten sind wieder möglich

Bei TUI funktionieren zudem Kreuzfahrten wieder. „Die haben gute Konzepte“, weiß Karin Oelert, die im Juli selbst auf der MS Europa 2 unterwegs war. „Natürlich gibt es nur eine 50-prozentige Auslastung, aber mittlerweile sind auch wieder Landgänge in kleinen Gruppen möglich“, berichtet die Saarner Reisefachfrau.

In der Krise wird auch die Tourismusbranche kreativ. „Wir haben uns dahingehend weitergebildet, dass wir vermehrt Ferienhäuser und Wohnungen vor allem in Deutschland und Mallorca anbieten. Das wird ein starker Trend für die nächsten ein bis zwei Jahre“, sagte Thilo Tewes.

Darüber hinaus werde gezielt in Techniken investiert, um mit den Kunden auch auf dem digitalen Weg ins Gespräch zu kommen – etwa über Apps oder Chatsysteme. „Zumindest in dem Punkt kann es auch eine Chance sein“, sagt Tewes.