Mülheim. Premiere beim Mülheimer Jungen Theater: „Der Sandmann“ ist eine spannende Geschichte um einen traumatisierten jungen Mann. Darsteller begeistern.

Das nennt man Glück im Unglück: Ab Montag darf wegen des kleinen Lockdowns nicht mehr Theater gespielt werden, die Premiere von „Der Sandmann“ hat die Gruppe Labor III des Jungen Theaters an der Ruhr am Freitag aber gerade noch über die Bühne gebracht.

Das Stück nach einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann haben die fünf beteiligten jungen Leute selbst ganz frei entwickelt – begleitet von Bernhard Deutsch, dem Leiter des Jungen Theaters. Das Kunstmärchen aus der Schwarzen Romantik liefert einen Stoff, den das junge Ensemble inspirierend fand und spannend umgesetzt hat.

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In Kindheit traumatisiert

Es geht um Nathanael, der durch ein Erlebnis in der Kindheit – den Tod seines Vaters bei alchimistischen Experimenten – traumatisiert ist. Er macht einen Kollegen seines Vaters, den er für den bösen Sandmann hält, verantwortlich dafür. Als Student holt ihn das einst Erlebte wieder ein, er versinkt immer mehr in dunkeln Gedanken, schreibt düstere Gedichte, verliert sich in einer irrealen Welt, nähert sich dem Wahn. Clara, seine Verlobte widerspricht ihm, versucht ihn in die Realität zurückzuholen. Vergebens.

Die Inszenierung erzählt diese Schauergeschichte mit wenigen Requisiten in einem schwarzen Raum sehr eindringlich (Bühne: Hannah Sulk, Licht: Niko Tischmeyer). Die beiden jungen Schauspieler (Tanja Kiewsky (24), Daniel Maskow (25)), wechseln dabei immer mal wieder die Rollen. Beeindruckend ist ihre physische Präsenz, ihr intensives Körperspiel, aber auch ihre sprachliche und stimmliche Gestaltungskraft. Das hier Amateure auf der Bühne stehen, glaubt man kaum.

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November-Vorstellungen fallen aus

Die Entwicklung von Nathanael und Clara – vom unschuldigen Miteinander zweier Kinder bis zum Aneinandervorbeireden zweier Erwachsener, zeichnen sie mit differenziertem Spiel auf. Schade, dass die geplanten Aufführungen (Regieassistenz: Lina Prasch) im November ausfallen müssen. Für den 11. und 12. Dezember sind weitere Vorstellungen geplant.