Mülheim. . Die Inszenierung des Jungen Theaters an der Ruhr will visuell ganz eigene Wege gehen und bleibt sprachlich dennoch nah am Meister Shakespeare.

Da steht die Jugend von Athen wild entschlossen in schwarz-roten Overalls und Skimaske auf der schwarzen Bühne, die Hände aufmüpfig vor der Brust verschränkt – eine Art „Rote Amore Fraktion“: „Bist du bereit zu sterben für die Liebe?“, schreien die jungen Rebellen in den Raum.

Schon die Eröffnung der Premiere des Sommernachtstraum zeigt, dass die Inszenierung des Jungen Theaters an der Ruhr visuell ganz eigene Wege gehen will und sprachlich dennoch nah am Skript des Meisters Shakespeare bleibt.

Oberon bleibt eine eher tragische Gestalt

Nicht unbedingt als lustvoll-derbe Verwechslungskomödie wie sie der britische Barde im Sinn hatte und auch nicht als frivoles Plädoyer für die freie Liebe wie sie die Rocky Horror Show in den 1970er Jahren ins Science Fiction- und Gruselgenre übertrug. Oberon – der mit Zauber versucht, die Liebesbeziehungen anderer zu durchkreuzen – ist hier eben kein verführerischer Pan und auch kein Transvestit, obwohl Dramaturg und Darsteller Carl Babusch mit freiem Oberkörper, Shorts und Stola bisweilen so erscheint. Oberon bleibt eine eher tragische Gestalt, die an den Geistern verzweifelt, die er rief.

Die Inszenierung ist jugendfrei

Und die Inszenierung ist jugendfrei – selbst wenn dem Publikum am Ende ein vieldeutiges „Fickt Euch“ entgegengeschleudert wird, wirken die Liebesspiele zwischen Lysander und Hermia und auch Titania, die immerhin mit einem verzauberten Esel verkehrt, doch geradezu schüchtern. Oder eben ins Komödiantische gezogen. So sorgt Demetrius (Thomas Gorny), der vom Liebeszauber entrückt mit bewusst billiger Anmache und zweideutigen Gesten bei Helena zu landen versucht, für reichlich Lacher.

Tiefe Auseinandersetzung mit der Prosa Shakespeares

Das Lustige und oft Skurrile ist aber eine große Stärke der Inszenierung. Tanja Kiewsky und Vivian Scholten bringen Puck und Puck mit ihrer Mischung aus Glucksen, Singsang und sprunghaften Gesten als verrückte Hofnarren Oberons auf einen vergnüglichen Punkt. Schmunzeln muss man über geradezu britischen absurden Humor, wenn sich etwa die rebellische, geradezu liebestolle Jugend von Athen an „kratzigen Masken“ und der Frage aufreibt, ob die geplante Revolte gegen Theseus nicht gegen das Gebot der Gewaltfreiheit verstößt. Man einigt sich auf dieses eine Mal. Monty Python lässt grüßen.

Sprachlich merkt man den jungen Darstellern die tiefe Auseinandersetzung mit der ungewohnten Prosa Shakespeares an. Vieles, was allzu sperrig klingt, ist in die Neuzeit übertragen, und dennoch hat der Sommernachtstraum seine lyrische Sprache erhalten und ist nicht nur deshalb eine ambitionierte Adaption geworden.

<<< WEITERE TERMINE IM JUNI

Das junge Theater besteht aus Spielerinnen im Alter von 17 bis 29 Jahren. Die Gruppe probt zweimal in der Woche und macht alles selbst, vom Licht bis zur Requisite. Aufgebaut zur festen Größe am Raffelberg wurde das Junge Theater seit vielen Jahren von Bernhard Deutsch.

Weitere Termine sind am 1. Juni, 15. und 16., 29. und 30. Juni, Beginn jeweils 19.30 Uhr, Ruhrorter Straße 108.