Mülheim. Nach dem Brand am Montag ist ein fünfstöckiges Wohnhaus an der Aktienstraße in Mülheim unbewohnbar. 16 Mietparteien sind ohne feste Bleibe.
Über Nacht ohne feste Bleibe: 16 Mietparteien mussten am Montagabend ihre Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus an der Aktienstraße, Ecke Bergische Straße, überstürzt über Drehleitern verlassen. Ein Brand im Hausflur hat das Haus bis auf Weiteres unbewohnbar gemacht.
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15 Menschen waren am Montagabend mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht worden. Wie die Feuerwehr in der Nacht zum Dienstag mitteilte, hatten unter anderem Matratzen, Möbel und Kinderwagen im Hausflur Feuer gefangen. Brandmelder sollen zum Glück frühzeitig Alarm geschlagen haben.
Mutter von zwei Kindern: „Etwas brennt. Komm schnell!“
Der Rauch versperrte zahlreichen Menschen den Weg nach draußen. Zwei Personen flüchteten nach Angaben der Polizei auf das Hausdach. Die Feuerwehr habe sie und 23 weitere Menschen mit Drehleitern in Sicherheit gebracht, hieß es.
Am Dienstagmorgen um kurz vor neun Uhr steht Zvezdan Jovanovic auf dem Bürgersteig vor dem Haus, Nummer 26. Hier lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern. Er sei am Montagabend unterwegs gewesen, als ihn etwa um 21.10 Uhr seine Frau angerufen habe: „Etwas brennt. Komm schnell!“ Frau und Kinder kamen nur mit dem, was sie an Kleidung anhatten, aus dem Brandhaus. „Meine Frau hat nur die Kinder gepackt und ist raus“, erzählt Jovanovic.
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Vermieterin SWB legte Soforthilfe-Fonds für die Bewohner auf
Das schnelle Eingreifen der Feuerwehr hat wohl Schlimmeres verhindert. Am Dienstagmorgen sind bereits Hausbewirtschafter der Eigentümerin vor Ort, warten auf die Kriminalpolizei, die aber erst später kommen wird. Der Zugang zum Haus bleibt am Dienstag komplett versperrt. Mieter können sich selbst ihre wichtigsten Dinge nicht holen: keine Medikamente, Geld, Kleidung. „Es waren ja Kinder dabei, die nichts anhatten außer einem Schlafanzug“, so Christina Heine, Sprecherin des städtischen Wohnungsbauunternehmens SWB, dem das Haus gehört.
Die SWB hat einen kleinen Soforthilfe-Fonds aufgelegt, damit in Not geratenen Mietern etwas Geld für dringende Besorgungen, und sei es nur für ein Mittagessen oder warme Kleidung, zur Verfügung steht. Man wolle ganz schnell und unbürokratisch helfen, so Sprecherin Heine, die einen solchen Notfall in zwölf Jahren Betriebszugehörigkeit noch nicht erlebt hat.
16 Mietparteien sind mit Ersatzwohnraum zu versorgen
Am Mittwoch wird ein Brandsachverständiger der Polizei das Haus inspizieren. Dabei wird es darum gehen, die Brandursache zu klären. Auch das Bauordnungsamt wird eine Fachkraft entsenden, um zu prüfen, wann Mieter womöglich wieder zurück in ihre Wohnungen können. Auch wenn es „nur“ im Hausflur gebrannt hat, könnten Rauch und Ruß auch ganze Wohnungen samt Inventar stark beschädigt haben, heißt es seitens der SWB.
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Am Dienstagmorgen steigt Passanten an der Straße noch der strenge Brandgeruch in die Nase, das unten im Haus befindliche Restaurant „Arun Thai“ ist ebenso versiegelt wie das Wohnhaus. Familie Jovanovic ist vorerst bei Bekannten im Nachbarhaus an der Bergischen Straße untergekommen. Die Feuerwehr hatte Bewohnern schon am Montag Wohnungen in der Flüchtlingsunterkunft am Klöttschen zugewiesen. Andere kamen bei Bekannten und Verwandten unter, in Notfallwohnungen der SWB und der Stadt oder gar im Hotel.
Mieter: Nach den Streiks zuletzt türmte sich Hausmüll in der Tordurchfahrt
Mieter und SWB berichten übereinstimmend, dass Sperrmüll unsachgemäß im Hauseingang lagerte. Während es von einem Mieter hieß, eine Sperrmüll-Abfuhr sei für den 5. November terminiert gewesen, sagte SWB-Sprecherin Heine, dass der Sperrmüll schon zuletzt ein Ärgernis gewesen sei. Weil man als Vermieterin nicht habe ausmachen können, welcher Mieter ihn im Eingangsbereich abgelegt habe, habe man wiederholt die MEG gebeten, den Sperrmüll kurzfristig abzuholen. Aber erfolglos.
Zusätzlich soll sich der Müll getürmt haben, das hat letztlich den Brand noch befeuert. Warum dies so war, blieb unklar. Mieter erzählten, das liege in den Streiks der Müllabfuhr zuletzt begründet. Bei der SWB glaubt man, dass der Sperrmüll auch den Weg zum Abtransport des Hausmülls blockiert haben könnte.
160 Einsatzkräfte waren vor Ort
Insgesamt waren am Montagabend 160 Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr sowie von den Rettungsdiensten Rotes Kreuz, Johanniter und Malteser vor Ort. Der Einsatz war kurz vor Mitternacht beendet. Dei Aktienstraße war während des Einsatzes in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Am Dienstagnachmittag hieß es, alle Bewohner hätten das Krankenhaus wieder verlassen können. Immerhin das.