Mülheim. Die Anrainer des Mülheimer Rumbachs möchten ihre Keller vor Überflutung sichern. Sie bieten der Stadt eine Kooperation an. Das Rathaus schweigt.

„Wir könnten schon viel weiter sein. Aber wir sind auch froh, dass überhaupt etwas passiert ist. Sonst hätte sich gar nichts geändert. Das Wasser des Rumbachs würde weiterhin die Keller der Anrainer fluten. Schneearme Winter waren in den letzten Jahren unser Glück.“ Heinz Moseler sieht den Einsatz der Interessengemeinschaft Rumbachtal (IGR) noch lange nicht als beendet an. Nach sieben Jahren reicht er den Hochwassermessstab an Alexander Wagner weiter. Der neue IGR-Sprecher sieht mit seinen Mitstreitern nun einen Interessenskonflikt und fragt: „Was wiegt mehr, Hochwasserschutz oder Naturschutz?“ Wagner möchte diese Angelegenheit „im kooperativen Austausch“ mit dem Umweltamt lösen.

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„Wir müssen einen Weg finden, der die Anlieger vor dem Hochwasser des Rumbachs bewahrt und die Natur an den Unfern schont. Aber wenn Totholz im Bachbett liegt und sich davor das Herbstlaub sammelt, staut das den Wasserlauf und der Pegel steigt. Die bisher gemachte Arbeit am Bachbett bewirkt dann nicht den gewünschten Erfolg“, erklärt Alexander Wagner.

IGR-Wunsch: Qualifizierte Zusammenarbeit mit dem Umweltamt

Er wünscht sich mit dem Umweltamt „eine qualitätvolle Zusammenarbeit“, bei der alle Anlieger über die angestrebte Entwicklung eines Konzeptes und die dafür erforderlichen Schritte umfassend informiert würden. „Aber das Umweltamt schweigt bisher.“ Die IGR-Mitglieder würden aktiv helfen, wenn es erforderlich sei. „Die Interessen der Anlieger und des Umweltamtes scheinen gerade auseinanderzudriften.“

Neuer Vorstand gewählt

Weil Heinz Moseler aus dem Holthauser Tal nach Saarn gezogen ist, hat die Interessengemeinschaft Rumbachtal einen neuen Vorsitzenden und Sprecher. Alexander Wagner wurde von den Mitgliedern einstimmig gewählt.

Den weiteren Vorstand nach ebenfalls einstimmiger Wahl bilden: Karl-Heinz von der Horst und Hans-Joachim Krafft (stellvertretende Sprecher), Dieter Klein (Kassenwart) und Theresia Striepens (Protokollführerin).

Jürgen Zentgraf und Gabriele Wegener, sie leiten das Umweltamt, konnten der Redaktion dazu bisher keine Antworten geben, weil sie Urlaub haben. „Wir wissen, dass es personelle Engpässe im Umweltamt gibt. Aber es sollte doch möglich sein, wenigstens Anträge an das Land auszuarbeiten, damit die bereitliegenden Zuschüsse abgerufen und die Arbeiten zum Schutz der Anlieger kontinuierlich fortgeführt werden können“, sagt Heinz Moseler.

Rumbach wurde beim Land zum Pilotprojekt

Nachdem die EU-Richtlinie zum Hochwasserschutz in 2013 verbindlich wurde, gründete sich die IGR. Danach begann für die Anrainer eine positive Phase. „Das Tiefbauamt organisierte erste Arbeiten am Bachlauf zwischen Holthauser Höfe und Tilsiter Straße. Erste Erfolge wurden spürbar. Die zuständige Abteilung im Regierungspräsidium Düsseldorf haben ihre Unterstützung gegeben und aus der Renaturierung des Rumbachs ein Pilotprojekt gemacht“, blickt Moseler zurück.

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Als die Zuständigkeit in das Umweltamt wechselte, gab es erst mal Stillstand. Das habe alle Anlieger verunsichert. „Nach drei Jahren gab es erst wieder im letzten Frühjahr einige Schürfarbeiten an der Entlastungsflutrinne“, sagt Moseler. „Aber weil diese nicht regelmäßig von Wasser durchflossen wird, wächst sie bald wieder zu. Auch an anderen Stellen des Rumbachs sah es vor Jahren schon besser aus“, stimmen der alte und der neue IGR-Sprecher überein.

Stadt pflegt ihre Uferstreifen nicht

Pflanzen sind erneut über das Bachbett gewachsen. „Totholzstück behindern den Durchfluss. Was passiert bei Hochwasser?“, fragen Moseler und Wagner. Seit fast alle Anlieger einen zwei Meter breiten Uferstreifen an die Stadt abgeben mussten, „wird dieser von der Gemeinde nicht mehr gepflegt. Das war vorher anders.“

Richtung Tilsiter Straße sieht das Rumbachtal wieder so zugewachsen wie vor sieben Jahren aus. Anlieger fürchten, dass Hochwasser wieder ihre Keller flutet.
Richtung Tilsiter Straße sieht das Rumbachtal wieder so zugewachsen wie vor sieben Jahren aus. Anlieger fürchten, dass Hochwasser wieder ihre Keller flutet. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die IGR weiß inzwischen: „Die Stadt muss für alle vom Hochwasser verursachten Schäden aufkommen, auch in unseren Gärten und Kellern. Sind diese Kosten etwa schon eingepreist? Der Bau für den Entlastungskanal des Rumbachs läuft bestens. Der Bau von zwei geplanten Regenrückhaltebecken am Oberlauf des Rumbachs fehlt noch. Warum stockt die Renaturierung, die im selben Amt verantwortet wird?“, fragt Heinz Moseler.

Abgabe für die Gewässerunterhaltung ist vom Tisch

Sein Nachfolger hat inzwischen Kontakt mit unabhängigen Hochwasserexperten in Köln geknüpft, „damit wir mit gleichen Wissen in die Gespräche mit dem Umweltamt gehen können“. Es gehe nicht um „Konfrontation, sondern um gemeinsames Vorankommen von Bürgern und Behörden“.

Als bisher erreichten Teilerfolg verbucht die IGR für sich, dass die vom Umweltamt geplante „Gewässerunterhaltungsabgabe“ für alle Anlieger von Gewässern in der Stadt wieder vom Tisch ist. „Wofür sollen Anlieger Abgaben zahlen, wenn die Stadt -, wie hier am Rumbach nicht ihre Uferflächen in Ordnung hält?“, fragt Alexander Wagner und betont: „Die IGR wird dranbleiben, bis der Hochwasserschutz und die Renaturierung des Rumbachs im Oberlauf abgeschlossen sind.“