Mülheim. Mehrere Mülheimer Restaurants sind bereits Corona zum Opfer gefallen. Doch es gibt auch vereinzelte Neueröffnungen trotz der Gastro-Krise.

Seit der Wiedereröffnung der Gastronomie hatte sich die Situation für die Mülheimer Restaurantszene zumindest entspannt. Der ein oder andere hatte neue Hoffnung geschöpft. Doch die zweite Welle trifft die Gastronomen mit voller Breitseite. Einige von ihnen mussten bereits schließen. Doch es gibt auch gute Nachrichten.

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An der Mellinghofer Straße ist am Mittwochabend alles dunkel. Der pinkfarbene Schriftzug „Pia’s“ des gleichnamigen Restaurants im Hotel Kuhn ist bereits abmontiert. Nach zweieinhalb Jahren musste Pia Sündermann die Gastronomie schließen. „Es sind keine Gäste im Hotel und somit hatten wir auch keine Aufträge“, erzählt die Mülheimerin, die zuvor 15 Jahre lang die Vereinsgaststätte des Dümptener TV am Schildberg geführt hatte.

Restaurantbetreiber haben Angst vor der Schuldenfalle

Keine Feiern, kein Bridge-Club und auch die zahlreichen Kegelclubs hatten zunehmend Bedenken, auf engstem Raum zusammenzukommen. Folglich blieben die Einnahmen für die Betreiber aus. „Und bevor wir in die Schuldenfalle geraten oder mit privatem Vermögen einspringen müssen, war ein Schlussstrich einfach sinnvoller“, betont Pia Sündermann. Sie arbeitet nun bei ihrer Tochter an einer Tankstelle.

Erst portugiesisch, dann afrikanisch, nun indisch: Das Eckrestaurant an der Mellinghofer Straße/Mühlenstraße erlebt eine kulinarische Weltreise.
Erst portugiesisch, dann afrikanisch, nun indisch: Das Eckrestaurant an der Mellinghofer Straße/Mühlenstraße erlebt eine kulinarische Weltreise. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch zwei Kilometer stadteinwärts standen potenzielle Gäste schon länger vor verschlossener Tür. Erst Ende 2018 hatte Stella Weber an der Ecke Mellinghofer Straße/Mühlenstraße das „Stellas“ mit afrikanischen Spezialitäten eröffnet. Doch schon in diesem Sommer war Schluss. „Es hatte auch mit Corona und dem Verlust von Gästen zu tun“, berichtet die gebürtige Ghanaerin. Mittlerweile ist aus dem Eckhaus aber wieder eine gastronomische Adresse geworden: Das „Indian Curry House“ verließ das Dichterviertel und ließ sich in Mellinghofen neu nieder.

Neues türkisches Restaurant wollte schon vor einem halben Jahr öffnen

Ohne Corona hätte schon vor sechs oder sieben Monaten das „Liva Restaurant“ am neuen Kreisverkehr am Ende der Eppinghofer Straße eröffnet. Der Meinung ist zumindest Inhaber Ismail Bilgin. Die Leuchtreklame hängt seit Wochen, die Schaufenster sind beklebt. Auch die Einrichtung sieht startklar aus. Bilgin hatte ursprünglich zwei Köche aus Trabzon verpflichtet. Mindestens einer von ihnen kommt aber nun doch nicht nach Deutschland, weshalb Bilgin noch einen Koch sucht. Er bleibt aber optimistisch, sein Restaurant Mitte November eröffnen zu können.

Dehoga-Vorsitzender spricht Mitstreitern Mut zu

Jörg Thon, Vorsitzender des Mülheimer Kreisverbandes im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bedauert jede einzelne Schließung – ob nun wegen Corona oder nicht. Von weiteren Geschäftsaufgaben hat er bisher nicht gehört. „Aber das kriegt man ja auch nicht immer sofort mit“, sagt der Betreiber des Bürgergartens und des Ratskellers.

Die aktuelle Situation geht auch an Thon nicht spurlos vorbei. „Sechs Monate lang haben wir alle hart gearbeitet, um das Vertrauen der Gäste wieder zu erlangen“, sagt der Gastronom. Nun gehe alles wieder von vorne los. An seine Kolleginnen und Kollegen hat er deswegen nur eine Nachricht: „Bitte haltet durch!“

Schräg gegenüber sind die Schotten schon seit einigen Monaten dicht. Im „Haus Wehner“ wurden einst Fußballspiele live übertragen, außerdem konnte Darts gespielt werden. Die einstige Telefonnummer scheint bereits abgemeldet zu sein.

Hier sind die Rollläden schon seit geraumer Zeit heruntergelassen worden: Das Haus Wehner an der Eppinghofer Straße.
Hier sind die Rollläden schon seit geraumer Zeit heruntergelassen worden: Das Haus Wehner an der Eppinghofer Straße. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Uerige hat in der Altstadt schon seit dem 10. Mai geschlossen

Probleme hatten vor allem diejenigen, die im Sommer nicht mit einer Außengastronomie punkten konnten. Drinnen dicht beieinander zu sitzen, wird auch bis auf Weiteres ein schwieriges Unterfangen bleiben. Das Platzangebot muss reduziert werden und damit fallen auch die Einnahmen. Umso überraschender kam schon am 10. Mai die Meldung, dass der „Uerige Treff“ in der Altstadt nicht wieder öffnet. „Der hatte schon vorher Probleme“, meint einer seiner Nachbarn. Inhaber Uwe Mühlenfeld ist mittlerweile bei Edeka Kels untergekommen.

Dass es auch mutige Entscheidungen während der Corona-Krise gibt, zeigt Srdjan Stojanovic. Der Serbe hat zum Monatsbeginn das Haus Dimbeck übernommen. Er habe schon 50.000 Euro in das Lokal investiert. Ob sich das am Ende lohnen wird, weiß er selbst nicht. „Wir haben sehr gut angefangen aber jetzt bleiben die Leute lieber wieder zu Hause und trotzdem kommen jeden Monat die Rechnungen rein.“