Mülheim-Stadtmitte. . Eine Neusser Firma will das Hinterland von der Brück- und Körnerstraße als Baugrundstück vermarkten. Die Stadt Mülheim aber macht ihr vorerst einen Strich durch die Rechnung.

Neues Wohnbauland im Grünen, so hat sich die Stadt längst festgelegt, soll es höchstens noch am Schlippenweg in Holthausen geben. Mülheim will in Zukunft auf Innenerschließung setzen. Einem entsprechenden Vorhaben an der Ecke Brück-/Körnerstraße hat das Planungsamt aktuell aber (vorerst) die Zustimmung verweigert. Der Grundstückseigentümer klagt nun vor dem Verwaltungsgericht für einen positiven Bescheid seiner Bauvoranfrage.

Das Areal, um das es geht, liegt aktuell – und wohlwollend formuliert – im Dornröschenschlaf: Die leerstehende Halle einer ehemaligen Maschinenfabrik, in der zuletzt eine Kfz-Werkstatt wirkte, ist offensichtlich ebenso baufällig wie 15 Garagen, die im Hinterland zwischen Körnerstraße und Brückstraße liegen, nur unweit von der Hauptbahnlinie Essen-Mülheim entfernt.

Schnellstmöglicher Weiterverkauf an Bauträger

Die Versus GmbH aus Neuss hat dieses rund 3000 Quadratmeter große Grundstück, so wie es deren seit zwölf Jahren erprobtes Geschäftsmodell ist, bei einer Zwangsversteigerung an Land gezogen. Ziel, so Geschäftsführer Markus Meyer bei einem Vor-Ort-Termin mit dieser Zeitung, sei ein schnellstmöglicher Weiterverkauf an einen Bauträger, der parat stehe.

Versus hat bereits Pläne für eine Nachnutzung des Areals nach Abriss der alten Bausubstanz erarbeiten lassen. In einer Baulücke an der Brückstraße sind zwei Ein- und ein Mehrfamilienhaus mit einer Tiefgarage darunter (27 Stellplätze) skizziert. Im Hinterland sollen in drei Reihen noch mal weitere zehn Einfamilien-Reihenhäuser in einer autofreien Mini-Siedlung entstehen.

Bauvoranfrage an die Stadt

Im Juli 2013 hatte die Versus GmbH nach Vorgesprächen mit Mülheims Planungsamt diesbezügliche Pläne mit einer Bauvoranfrage an die Stadt verbunden. Das Planungsamt lehnte per Bescheid ab. Begründung: Das Bauvorhaben füge sich nicht in die vorhandene Straßenrandbebauung im Umfeld ein, weil es weiter als die bislang üblichen 20 Meter ins Hinterland hineinrage (§ 34 im Baugesetzbuch). Wenn Versus bauen wolle, müsse die Firma ein vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren anstrengen, so Amtsleiter Jürgen Liebich. Das könne, weil allerlei Gutachten (etwa auch zu Altlasten) vorzubringen seien, den Grundstückseigentümer durchaus 35- bis 40 000 € kosten. Grundsätzlich habe man durchaus Sympathie für die Pläne. Nur: Ein Bebauungsplanverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit, der Politik und Gutachtern sei an dieser Stelle angesagt.

Versus-Geschäftsführer Meyer akzeptiert das nicht. Seit Ende August 2013 liegt eine Klage auf einen positiven Bescheid zur Bauvoranfrage beim Verwaltungsgericht Düsseldorf. Laut Gericht ist bis dato weder ein Termin für eine Ortsbesichtigung noch für einen Verfahrensauftakt benannt. Das Gericht wird zu klären haben, ob das Bauvorhaben sich nun in das Umfeld einfügen lässt oder ob es den städtebaulichen Rahmen an dieser Stelle sprengt.

Meyer vermutet eine Bevorzugung

Versus-Geschäftsführer Markus Meyer hält die ablehnende Haltung der Stadt für „Willkür“. Er verweist auf das ähnliche Bauvorhaben des Mülheimer Wohnungsbaus nur einige hundert Meter Luftlinie entfernt an der Scheffelstraße (Dichterviertel Eppinghofen). Dort will der MWB bekanntlich auf dem ehemaligen Gelände der Ruhrtaler Maschinenfabrik ebenfalls eine autofreie Siedlung mit Tiefgarage bis ins Hinterland hinein bauen. Meyer vermutet eine Bevorzugung des MWB durch die Stadt.

Doch auch der Mülheimer Wohnungsbau muss für sein Vorhaben durch ein vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren, das mindestens eineinhalb Jahre dauert, gehen. Das Verfahren läuft, hat aber im Moment bei der Stadt nicht höchste Priorität, weil der MWB das Projekt wegen anderer Großbaustellen (u.a. Ruhrbania) zunächst zurückgestellt hat.