Mülheim. In Mülheim ist die Zahl der Corona-Infizierten am Wochenende stärker gestiegen als am Sonntag bekannt. So will der Krisenstab der Lage begegnen.

Der Krisenstab in Mülheim reagiert auf die stark ansteigenden Corona-Zahlen: Am Montag saß das Gremium um Stadtdirektor Frank Steinfort zusammen. Im Fokus der Behörden stehen dabei: private Feiern und junge Menschen.

Das Ruhrgebiet entwickelt sich zum Hotspot, die Nachbarstädte Duisburg und Essen sind Corona-Risikogebiete: Nachdem auch in Mülheim am Wochenende viele Neuinfizierungen registriert worden waren, hat der städtische Krisenstab am Montag die Lage genauer unter die Lupe genommen. „Wir müssen alles dafür tun, um nicht an den Wert von 50 oder darüber hinaus zu kommen“, lautet nun die Marschroute, die Stadtsprecher Volker Wiebels nach der Sitzung des Krisenstabs verkündete.

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Das Gesundheitsamt korrigierte am Montag die Zahlen vom Wochenende noch mal nach oben. Hatte die Behörde am Sonntag noch davon gesprochen, dass am Wochenende 24 neue Infektionen registriert worden seien, sah die – allerdings weiter vorläufige – Wochenend-Bilanz am Montag noch mal schlechter aus. Wie Wiebels auf Anfrage mitteilte, ging die Gesundheitsbehörde da schon von mindestens 48 Neu-Infektionen am Wochenende aus – „und heute gehen noch neue Zahlen vom Wochenende ein“, so Wiebels.

Mülheims Stadtsprecher: Von 50 sind wir noch weit entfernt, das kann aber schnell gehen

Die Sieben-Tage-Inzidenz nach den Richtlinien des RKI wird an Wochenenden nicht gemeldet. Doch auch am Montag war auf der städtischen Webseite zunächst kein aktueller Wert zu sehen. Dieser Wert stand in Mülheim am vergangenen Freitag bei 16,4 und dürfte inzwischen deutlich höher liegen. Das Gesundheitsamt rechnete am Montag damit, dass womöglich schon die 35er-Grenze überschritten sein könnte. Im Netz wird das wohl am Dienstag ablesbar sein.

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Doch eine Anpassung der Daten lässt auf sich warten. Im Netz veröffentlichte die Stadt am Montagmittag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 12,9 und damit einen noch geringeren Wert als vor dem Wochenende mit den zahlreichen Neuinfektionen. „Von 50 sind wir noch weit entfernt“, so Stadtsprecher Wiebels. „Das kann aber schnell gehen, schließlich sind wir umringt von Städten, die ein Hotspot sind“, sagte er mit Blick auf Essen und Duisburg. Für Donnerstag ist eine weitere Krisenstabssitzung anberaumt. Hintergrund ist, dass das Land NRW an diesem Tag mit einer neuen Corona-Schutzverordnung auf die aktuelle Entwicklung reagieren will.

16. Todesfall in Mülheim: ein 70-Jähriger mit Vorerkrankungen

Am Montag meldete die Stadt den 16. Todesfall im Zusammenhang mit Corona: Dabei handelt es sich um einen 70-jährigen Mann mit Vorerkrankungen. Die meisten Infizierten sind aber jüngere Menschen, am stärksten betroffen mit aktuell 25 Fällen ist die Gruppe der 40- bis 60-Jährigen, gefolgt von 21 Fällen in der Gruppe der 20- bis 40-Jährigen.

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Der Krisenstab hat laut Wiebels die Corona-Zahlen aktuell noch mal ausgewertet und festgestellt, dass mehr als die Hälfte der Infizierungen auf private Feiern im öffentlichen Raum zurückzuführen sind. Die Feiern, so die Beobachtung, uferten zum Teil aus, unter Missachtung der Regeln zum Corona-Schutz. Die Stadt bemängelt, dass eine Nachverfolgung oft schwierig sei, weil die Teilnehmerlisten nicht adäquat ausgefüllt seien. Hier wolle man nun schärfer kontrollieren und gegebenenfalls Strafen verhängen, so Wiebels.

Appell an Mülheims Jugend, ihre Verantwortung nicht aus dem Blick zu verlieren

Ebenfalls als hohes Infektionsrisiko sieht der Krisenstab den zunehmend sorglosen Umgang junger Menschen mit Corona. Über verschiedene Wege will die Stadt bei der Jugend nun noch mal dafür werben, verantwortungsbewusst mit der Situation umzugehen. Darüber hinaus überlegt die Verwaltung, ob sie mit mehrsprachigen Postwurfsendungen in Straßenzügen aktiv den Ernst der Lage und die Regeln erläutert, in denen überwiegend Migranten wohnen. Insgesamt gehe es aktuell noch einmal darum, Sensibilität zu schaffen, so Wiebels.

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Von Mirco Stodollick und Martin Schroers

Für Gesprächsstoff im Krisenstab sorgen derweil auch die Pläne von Bundesgesundheitsminister Spahn, Schnelltests für Personal und Besucher in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Arztpraxen vorzusehen. „Es gibt zwei Hersteller, beide sind ausverkauft“, sieht Stadtsprecher Wiebels hohe Hürden für eine Umsetzung.

Nach den Ferien müssen nicht mehr zwingend ganze Schulklassen in Quarantäne

„Eine gute Nachricht“ hat Wiebels indes für Schüler: Die Stadt wird ihre Regelung kippen, dass bei einem Corona-Fall in einer Klasse gleich alle Mitschüler in Quarantäne geschickt werden und sich testen lassen müssen. Die Auswertung bisheriger Testreihen habe gezeigt, dass dies nicht nötig sei, heißt es. Nur noch Schüler, die direkt neben einem positiv Getesteten ihren Platz haben, sollen nach den Ferien in Quarantäne und zum Test müssen – die Quarantäne endet dann nach maximal zehn Tagen. „Voraussetzung ist allerdings, dass wir immer aktuelle Sitzpläne und von den Lehrern unterschriebene Lüftungsprotokolle haben“, so Wiebels.

Mit Beginn der Herbstferien enden die landesweit die kostenlosen Corona-Tests für Beschäftigte in Schulen und Kitas. Ab 12. Oktober gibt es im Diagnosezentrum auf dem ehemaligen Saarner Kirmesplatz auch den Drive-Through-Betrieb nicht mehr. Im Zeitraum vom 10. August bis zum 9. Oktober haben dort nach Angaben des Gesundheitsamtes rund 3000 Menschen die Möglichkeit genutzt, den Corona-Abstrich durch das Autofenster abzugeben, darunter auch viele Reiserückkehrer. Die Stadt Mülheim dankt den Helfern des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter und Malteser für ihre „großartige Unterstützung“ im Diagnosezentrum.